Gesundheitswesen 2009; 71 - A32
DOI: 10.1055/s-0029-1239082

„Social care“ mehr als nur „usual care“?

K Götz 1, A Miksch 1, J Szecsenyi 1
  • 1Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg

Hintergrund: Die medizinische Versorgung von chronisch Kranken im hausärztlichen Setting wird einen immer höheren Stellenwert einnehmen. Dabei wird die Versorgung im Sinne von „usual care“ künftig nicht immer ausreichen. Ein wesentlich ergänzendes Element stellt „social care“, speziell das Konzept der sozialen Unterstützung, dar. Das Ziel dieser Studie besteht darin die Bedeutung und die Rolle von sozialer Unterstützung in der Diabetesversorgung aus Perspektive des Hausarztes, der Medizinischen Fachangestellte (MFA) und des Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2, zu analysieren.

Material und Methoden: Es wurden mit 10 Hausärzten standardisierte Interviews durchgeführt. Mit insgesamt 10 MFA und 9 Diabetes-Patienten mit einem HbA1c >7,5% fanden insgesamt vier Fokusgruppen statt. Mithilfe des Programms ATLAS.ti wurden die transkribierten Aufzeichnungen inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse: Soziale Unterstützung – der Grundkonsens aller Befragten – stellt ein hilfreiches Konzept für die Verbesserung der Diabeteseinstellung dar. Es reicht über die Unterstützung bei der Ausübung von körperlicher Bewegung oder bei der Veränderung von Ernährungsgewohnheiten durch die MFA und den Hausarzt hinaus. Sowohl die Hausärzte als auch die MFAs sehen sich als wichtige Bezugsperson für das Angebot an sozialer Unterstützung, allerdings wird gleichzeitig ein Mangel an den zur Verfügung stehenden Ressourcen wahrgenommen. Es fehlt u.a. an Informationen über Einrichtungen in der Gemeinde, die z.B. Sportprogramme anbieten oder an Schulungen im Bereich der Ernährungsberatung für MFAs. Die Patienten sehen grundsätzlich im hausärztlichen Setting und in der eigenen Familie die Quelle der sozialen Unterstützung. Sie äußern aber gleichzeitig den Wunsch angebotene Schulungen in kleineren Gruppen stattfinden zu lassen.

Schlussfolgerungen: Den Hausärzten, MFAs und den Patienten ist die Bedeutung und der Einfluss von sozialer Unterstützung auf die Diabetes Erkrankung bewusst. Sowohl die individuellen Ressourcen der Patienten als auch deren soziales und familiäres Umfeld sollten für die Optimierung der Versorgung aktiviert werden.