Gesundheitswesen 2009; 71 - A8
DOI: 10.1055/s-0029-1239058

Kontinuierliche therapeutische Versorgung im Rehabilitationsprozess nach Schlaganfall: wer erreicht die Therapiefortsetzung nach einer Anschlussrehabilitation, wer verbleibt in der Erwerbstätigkeit?

M Zimmermann 1, J Behrens 1, C Schaepe 1, M Schubert 1
  • 1Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Das Teilprojekt „Individualisierung und Differenzierung von Rehabilitation im Falle Gesundheitsbedingter Exklusionsrisiken in Ost- und Westdeutschland, Schweden, Schweiz, Italien und Tschechien“ des SFB 580 untersucht mit seinem Thema die (langfristigen) Verläufe nach dem Ereignis eines Schlaganfalls mit dem Ziel, Prädiktoren für einen erfolgreichen Rehabilitationsprozess nach Schlaganfall zu finden. Dazu zählt nicht nur die direkte rehabilitative Versorgung nach dem Akutereignis, sondern auch die weitere rehabilitative Versorgung und weitere Therapien. Hier zeigten sich in der Vergangenheit Behandlungsabbrüche und zum Teil auch eine schlechte Information durch Leistungsträger und Leistungserbringer.

Aus den Prozessdaten der Rentenversicherung wurde für die Bundesländer Baden-Württemberg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen eine Stichprobe der Versicherten gezogen, die im Jahre 2004 mindestens einen Eintrag im Datensatz aufgrund eines Rehabilitationsantrags oder eines Antrags auf Erwerbsunfähigkeit mit Diagnose „Schlaganfall“ aufwiesen. Hieraus wurde eine postalische Befragung mit jeweils 200 Versicherten durchgeführt. In der Befragung wurden validierte Skalen zu den Tätigkeiten des täglichen Lebens, zu subjektivem Gesundheitszustand und Leistungsfähigkeit, zur Reha-Inanspruchnahme und weiteren Therapieangeboten und zur Erwerbstätigkeit eingesetzt. Erwartet wurde, dass abhängig von der Art der Krankenkasse und abhängig der Schwere der Einschränkungen eine Therapiefortsetzung stattfindet und ein Verbleib im Erwerbsleben möglich ist. Für den Ost-Westvergleich wurde ein reduziertes Therapieregime in den neuen Bundesländern erwartet.

Der Rücklauf lag bei knapp 50%, der Median im Lebensalter lag bei 55 Jahren. Zwei Drittel der Befragten hatten weitere Therapien (Physiotherapie, Ergotherapie) nach der (medizinischen) Rehabilitation erhalten. Die Art der Krankenkasse zeigte hierbei keine signifikanten Unterschiede, gleiches galt für Zugehörigkeit zu einem Ost- oder Westbundesland. In einer multivariaten Analyse konnte das Lebensalter als wichtigster Prädiktor für den Verbleib in der Erwerbstätigkeit zum Zeitpunkt der Befragung ermittelt werden. Nach Alter kontrolliert erwies sich die Einschätzung der subjektiven Leistungsfähigkeit als signifikanter Prädiktor. Die Annahme der ungleichen Versorgung nach Schlaganfall insbesondere in der Nachsorge bzw. weiteren ambulanten Versorgung konnte zunächst nicht bestätigt werden.