Zentralbl Chir 2009; 134 - V12
DOI: 10.1055/s-0029-1238151

Funktionelle Ergebnisse nach freier Lappentransplantation zum Erhalt der unteren Extremität bei Patienten mit kompromittiertem Gefäßstatus

K Megerle 1, J Kolbenschlag 1, G Germann 1, S Hellmich 1
  • 1BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie – Schwerbrandverletztenzentrum; Klinik für Plastische und Handchirurgie an der Universität Heidelberg, Ludwigshafen, Germany

Einleitung:

Die Behandlung chronischer Wunden ist bei Patienten mit kompromittiertem Gefäßstatus aufgrund der eingeschränkten Durchblutungssituation besonders problematisch. In dieser Situation in Deutschland häufig die Indikation zur Amputation gestellt, obwohl ein Erhalt der Extremität nach Deckung durch eine mikrochirurgische Gewebetransplantation häufig auch langfristig möglich ist.

Material und Methoden:

Zwischen Januar 2000 und Juni 2007 wurden an unserer Klinik 46 freie Lappentransplantation zur Defektdeckung bei Patienten durchführt, die einen angiographisch gesicherten, nichttraumatischen und vollständigen Verschluss mindestens einer Unterschenkelarterie aufwiesen. Von diesen konnten 42 Patienten (11 Frauen, 31Männer, durchschnittliches Alter 61 Jahre) nach durchschnittlich 34 (12–102) Monaten in eine retrospektive Analyse des postoperativen Verlaufs eingeschlossen werden. Gesondert untersucht wurde eine Untergruppe von 15 Patienten, bei denen lediglich eine der 3 Unterschenkelarterien erhalten war (1-Gefäßbein“). Bei einer durchschnittlichen Defektdauer von 104 Wochen fand sich bei 30 Patienten zudem eine Knochenbeteiligung im Sinne einer Osteomyelitis.

Ergebnisse:

Perioperativ verstarb keiner der Patienten. Postoperativ zeigten insgesamt 33 Lappentransplantate eine vollständige Einheilung, dennoch konnte unmittelbar postoperativ die Extremität durch weitere operative Eingriffe in 40 Fällen erhalten werden. Bei 2 Patienten war eine nachträgliche Amputation nach durchschnittlich 18 Monaten notwendig. 13 von 15 Extremitäten mit nur einem durchgängigen Gefäß konnten innerhalb des gesamten Beobachtungszeitraums erhalten werden. Die Hälfte aller Patienten (21) war ohne jede Hilfe gehfähig. 30 Patienten versorgten sich selbstständig zu Hause.

Schlussfolgerung:

Die mikrochirurgische Gewebetransplantation bei komplizierten Wunden trägt auch bei Gefäßpatienten einen entscheidenden Teil zum langfristigen Erhalt der Extremität und damit zur sozialen Unabhängigkeit und Lebensqualität bei. Auch bei kritischen Durchblutungssituationen ist der Versuch eines Extremitätenerhalts trotz des erhöhten perioperativen Aufwands und Risikos gerechtfertigt.