Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - PO_N_13_02
DOI: 10.1055/s-0029-1223151

Erfolgreicher Einsatz von fFVIIa bei einem Frühgeborenen mit lebensbedrohlicher Hämaturie

KB Faust 1, B Tröger 1, M Schumacher 1, W Göpel 1, E Herting 1, C Härtel 1
  • 1Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, UK-SH, Campus Lübeck, Lübeck

Kasuistik: Wir berichten über ein männliches Frühgeborenes der 28+1 SSW mit einem Geburtsgewicht von 715g, das aufgrund von pathologischen Dopplerflüssen der Umbilikalarterien per Sektio entbunden wurde. Im Alter von 28 Tagen entwickelte sich eine lebensbedrohliche Hämaturie, die nach Ausschluss einer Nierenvenenthrombose, eines Traumas und einer Infektion symptomatisch mit der Transfusion von Plasma, Erythrozyten- und Thrombozytenkonzentraten behandelt wurde. Bei zunehmendem Blutverlust und deutlich reduziertem Allgemeinzustand des Patienten wurde ein Therapieversuch mit rekombinantem Faktor VIIa (NovoSeven, 3 Gaben mit jeweils 100µg/kg) durchgeführt, der die Blutung erfolgreich zum Stillstand brachte. Die dadurch entstehende obstruktive Uropathie konnte mit kontinuierlicher Blasenspülung über einen suprapubischen sowie einen transurethralen Katheter behoben werden. Weitere Nebenwirkungen traten nicht auf, so dass der Knabe im Alter von 108 Tagen in gutem Allgemeinzustand in die häusliche Umgebung entlassen werden konnte.

Diskussion:Über den erfolgreichen „off-label“ Einsatz von rFVIIa bei Früh- und Neugeborenen im Rahmen von lebendbedrohlichen Blutungen wurde bisher nur in Fallberichten oder wenigen kleineren Serien berichtet. Vor einem Einsatz des Medikamentes muss daher weiterhin die erhoffte Wirksamkeit mit dem Risiko einer schwerwiegenden Nebenwirkung, wie beispielsweise dem Auftreten von thrombembolischen Komplikationen, abgewogen werden. Liegt die zu behandelnde Blutung im Urogenitaltrakt, so ist der Einsatz von rFVIIa nach dem Ausschluss einer Nierenvenenthrombose möglich, die Entwicklung einer obstruktiven Uropathie muss jedoch in Betracht gezogen werden.