Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - PO_N_11_12
DOI: 10.1055/s-0029-1223136

Wie gelb ist gelb? – Weiterhin große Abweichungen zwischen verschiedenen Bilirubin-Bestimmungsmethoden und kein Ende absehbar?

I Müller-Hansen 1, J Arand 1, CF Poets 1
  • 1Abteilung Neonatologie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen

Hintergrund: Der stationäre Aufenthalt nach der Geburt wird auch in Deutschland immer kürzer. Es gibt vermehrt Berichte über nicht rechtzeitig erkannte therapiebedürftige Hyperbilirubinämien. Werden die Kinder frühzeitig entlassen, müssen Eltern, Hebammen und niedergelassene Kinderärzte die Kontrolle des Ikterus übernehmen.

Einleitung: Von Labor zu Labor ergeben sich deutliche Messwertunterschiede. Die Ursache liegt darin, dass verschiedene Bilirubin-Bestimmungsmethoden zur Anwendung kommen, da keine einheitliche Referenzmethode existiert.

Aufarbeitung: Wir beschreiben die Meßmethoden des Bilirubins (Einflüsse, Präzision, Richtigkeit). Bei eigenen Messungen treten mittlere Abweichungen von 2,0mg/dl (˜35 μmol/l) bei simultaner Bestimmung des Gesamtbilirubins mittels direkter spektrophotometrischer und nasschemischer Diazotierungs-Methode (Pfaff Bilimeter 3 vs. Advia; Fa Bayer/Siemens) auf. Der zulässige Variationsquotient in der Richtlinie der Bundesärztekammer von über 10% und die zulässige Abweichung zum Sollwert der jeweiligen Methode bis zu 20% spiegelt die Messproblematik wider, erschwert aber die Vergleichbarkeit der Messwerte, z.B. bei Verlegung von Kindern. Bestrebungen rechnerisch über Referenzlaborvereinigungen dies zu re-standardisieren, werden derzeit vorangetrieben.

Schlussfolgerung: Wir empfehlen, sich auf wenige Bilirubin-Bestimmungsmethoden in der täglichen Arbeit zu beschränken. Eine fortschreitende methodenübergreifende Standardisierung sollte forciert werden, solang keine allgemein anerkannte praktikable Referenzmethode mit einheitlichem Referenzserum für Neonaten vorhanden ist. Bis dahin sollten auch keine Bilirubingrenzwerte in Therapietabellen angeglichen werden.

Literatur: - Jean M K ; A Clin Biochem 2008; 45; 452-462 - Lo St F; Arch Pathol Lab Med 2008; Vol 132; 1781-1785 - Grohmann K et al; Pediatrics 2006; 117; 1174-1183