Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_161
DOI: 10.1055/s-0029-1221965

Outcome und Behandlungsqualität von Patienten mit Diabetes mellitus mit akutem ST-Hebungs-Infarkt (STEMI) im Rahmen eines regionalen Infarktnetzwerkes- Ergebnisse des Myokardinfarktregisters Schwarzwald-Baar

R Birkemeyer 1, A Rillig 1, F Treusch 1, U Meyerfeldt 1, M Kunze 1, T Miljak 1, W Jung 1, S Jacob 2, R Schiel 3
  • 1Schwarzwald-Baar-Klinikum Villingen-Schwenningen, Kardiologie, Villingen-Schwenningen, Germany
  • 2Kardio-Metabolisches-Institut, Villingen-Schwenningen, Villingen-Schwenningen, Germany
  • 3MEDIGREIF-Inselklinik Heringsdorf GmbH, Fachklinik für Diabetes und Stoffwechselkrankheiten, Heringsdorf, Germany

Einleitung: Die leitliniengerechte Behandlung des akuten STEMI besteht in der zeitgerechten Reperfusion (<90min). Zur Umsetzung dieser Richtlinien wurde 2005 im Schwarzwald-Baar-Kreis ein regionales Infarktnetzwerk eingerichtet. Zielsetzung war unter anderem die prospektive Evaluation des outcomes und der Behandlungsqualität von Patienten mit vs. ohne Diabetes mellitus (D.m.).

Methodik: Insgesamt wurden 499 konsekutive Patienten mit akutem STEMI (Schmerzbeginn <12h) im Zeitraum 01/2005 bis 10/2008 prospektiv evaluiert (111 (22,2%) Frauen, mittleres Alter 63,2±12,8 Jahre). Neben kardivaskulären Risikofaktoren und Begleiterkrankungen sowie HbA1c bei Patienten mit D.m. wurden insbesondere die Interventionszeiten und die intra-hospitale Morbidität und Mortalität erfasst. Alle Patienten, Nicht-Diabetiker und Patienten mit D.m., wurden in Abhängigkeit von Alter und Komorbiditäten unmittelbar einer Koronarangiografie und ggf. Intervention (PTCA) zugeführt.

Ergebnisse: Insgesamt 97/499 Patienten (20%) hatten zum Zeitpunkt des Eintretens des STEMI einen bekannten D.m. (Typ-1: 1/97=1,03%; Typ-2: 96/97=98,7%). Im Vergleich zu Nicht-Diabetikern (n=402) waren Patienten mit D.m. älter (67,2±11,1 vs. 63,0±13,1 Jahre, p=0,004), hatten ein höheres Gewicht (83,4±12,3 vs. 79,4±13,7kg, p=0,008), einen höheren BMI (28,62±4,2 vs. 26,6±3,7kg/m2, p<0,005), höhere Blutglucosewerte bei Krankenhausaufnahme (175 [50–523] vs. 124 [77–416] mg/dl, p<0,001), waren seltener Raucher (n=20/97 [21%] vs. n=159/402 [40%], p<0,001), hatten häufiger eine arterielle Hypertonie (n=74/97 [76%] vs. n=231/402 [58%], p<0,001). Patienten mit D.m. hatten tendenziell häufiger eine positive Anamnese bezüglich einer bekannten koronaren Herzkrankheit oder eines stattgehabten Myokardinfarktes, bzw. Apoplexes, als Patienten ohne D.m.. Der mittlere HbA1c-Wert der Patienten mit D.m. lag bei 6,81 [5,5–15,1]%.

Eine PTCA wurde bei 94/97 (97%) Patienten mit D.m. und bei 384/402 (95,5%) Patienten ohne Diabetes durchgeführt (p=0,753). Die primäre Erfolgsrate der Interventionen unterschied sich nicht zwischen beiden Patientengruppen (89/94 (94,6%) vs. 373/384 (97,1%), p=0,236). Bezüglich der intra-hospitalen Rate von Re-STEMIs zeigte sich ein nicht-signifikanter Trend zu einer höheren Re-STEMI-Rate bei Patienten mit D.m. (2/97 [2,7%] vs. 1/402 [0,2%], p=0,542). Ebenso lag ein nicht signifikanter Trend bezüglich der intra-hospitalen Mortalität vor (6/97 (6,1%) vs. 19/402 (4,7%), p=0,554).

Schlussfolgerungen: Bei Patienten mit Diabtes mellitus und STEMI zeigt sich ein erhöhtes Risikoprofil im Vergleich zu Patienten ohne Diabetes mellitus hinsichtlich BMI, Hypertonie und kardiovaskulärer Vorerkrankungen.

Patienten mit Diabetes mellitus und akutem STEMI haben, sofern eine frühe und effektive Intervention im Rahmen eines regionalen Infarktnetzwerks gewährleistet ist, keine signifikant erhöhte Mortalität im Vergleich zu Nicht-Diabetikern.