Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - FV_22
DOI: 10.1055/s-0029-1221818

Klinische Wertigkeit zweier neuartiger Urinbiomarker bei Patienten mit diabetischer Nephropathie

M von Eynatten 1, M Baumann 1, U Heemann 1, D Zdunek 2, G Hess 2, PP Nawroth 3, A Bierhaus 3, PM Humpert 3
  • 1Klinikum Rechts der Isar der TU München, Nephrologie, München, Germany
  • 2Roche Diagnostics, Mannheim, Germany
  • 3Universitätsklinikum Heidelberg, Endokrinologie & Stoffwechsel, Heidelberg, Germany

Hintergrund: Die zwei neuartigen Urinbiomarker, Liver-type Fatty Acid Binding Protein (L-FABP) und Kidney Injury Molecule (KIM)-1, werden beim akut-ischämischen Nierenversagen in erhöhter Konzentration ausgeschieden und reflektieren tubulointerstitiellen Schaden. Eine chronische intrarenale Ischämie wird aber auch als bedeutsamer Faktor in der Pathogenese des chronischen Nierenschadens bei Typ 2 Diabetes vermutet. In dieser Studie untersuchten wir die klinische Wertigkeit von L-FABP and KIM-1 als mögliche Marker für Nierenfunktion und assoziiertem chronischen Ischämieschaden bei Patienten mit diabetischer Nephropathie.

Methoden: Bei 130 Patienten mit Typ 2 Diabetes und manifester diabetischer Nephropathie wurden Urinlevel von L-FABP, KIM-1, Albumin, und die Kreatinin-Clearance aus 24-h Sammelurinproben gemessen. Die Urin-Konzentrationen wurden ferner mit Markern der roten Blutzellreihe korreliert.

Ergebnisse: L-FABP im Urin korrelierte signifikant mit Albuminurie (r=0,276, p=0,002), Kreatinin-Clearance (r=-0,189, p=0,033) und Serum-Hämoglobinwerten (r=-0,190, p=0,030). In multivariablen linearen Regressionsanalysen waren Hämoglobin (ß=-0,247, p=0,023) und Albuminurie (ß=0,216, p=0,027) signifikante Prädiktoren der L-FABP-Urinkonzentration. Darüber hinaus war Anämie (Prävalenz nach WHO-Kriterien) mit einem 6-fach erhöhten Risiko für tubulointerstitiellen Nierenschaden assoziiert (obere vs. untere zwei L-FABP Tertile: OR, 6,06; 95% CI, 1,65–22,23; p=0,007). Im Gegensatz hierzu erzielte die Ausscheidung von KIM-1 keine signifikante Assoziationen mit Nierenfunktion, Albuminurie, oder Anämiemarkern.

Zusammenfassung: Verschiedene Urinbiomarker scheinen unterschiedliche pathophysiologische Mechanismen einer tubulointerstitiellen Schädigung bei diabetischer Nephropathie wiederzuspiegeln. So könnte die Urinausscheidung von L-FABP etwa ein unabhängiger Biomarker für chronische intrarenale Ischämie bei Patienten mit diabetischer Nephropathie darstellen und so Patienten mit einem erhöhten Risiko für eine progressive Nierenerkrankung identifizieren.