Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - FV_21
DOI: 10.1055/s-0029-1221817

Bei diabetischem Fußsyndrom mit pAVK ist eine Minor-Amputation mit primärem Wundverschluss möglich

J Raabe 1
  • 1Asklepios Klinik Birkenwerder, Diabetologie, Birkenwerder, Germany

Fragestellung: Die Aussicht auf Ulkusabheilung bei Diabetischem Fußsyndrom (DFS) ist reduziert bei Vorliegen einer pAVK. Für Minoramputationen (MinA) wird gelegentlich der Verzicht auf einen pimären Wundverschluss (pWV) propagiert wegen des vermeintlich hohen Risikos von Wundheilungsstörungen (surgical site infection, SSI). Es liegen jedoch keine Daten vor über das tatsächliche Risiko solcher SSI für DFS mit pAVK. Als besonders problematisch erscheint es, wenn die Unterschenkelstrombahn (US) lediglich im Verlauf der A. Fibularis (Fib) hämodynamisch effektiv ist. Erst recht fehlen für diese spezielle Konstellation Daten, die eine Aussage erlauben, ob eine solche Fußperfusion für eine unproblematische Wundheilung nach MinA ausreicht.

Methodik: Retrospektiv wurden Behandlungsdaten eines Zentrums analysiert von Patienten (P), die im Jahr 2007 eine stationäre Behandlung ihres DFS erhielten. Das Behandlungskonzept beinhaltet die strukturierte interdisziplinäre Betreuung, eine multimodale perioperative Behandlung zur Reduktion von SSI und als Priorität bei MinA einen pWV. Es wurden aus allen Behandelten diejenigen ausgewählt, die während der stationären Behandlung eines aktuellen Fuß-Ulkus sowohl eine Angiografie als auch eine MinA mit pWV erhielten, Resektionen von Mittelfußköpfchen wurden mit einbezogen. Aufgrund des schriftlichen Angiografie-Befundes wurde ermittelt, ob im US zum Zeitpunkt der MinA lediglich die Fib ohne nicht überbrückten Verschluss und ohne signifikante Stenose war. Anhand der Epikrise wurde die Art der MinA und, ggf. mithilfe der Fotodokumentation der Abheilungszustand bei Entlassung ermittelt. Die Abheilungsrate wird in natürlichen Zahlen und relativen Häufigkeiten mit Standardabweichung angegeben.

Ergebnisse: Im Jahr 2007 wurden insgesamt 588 P mit DFS und aktuellem Ulkus stationär behandelt. Bei diesen wurden insgesamt 33 Major- und 137 MinA durchgeführt.

71 der P mit nachfolgender MinA erhielten eine Angiografie mit dem Nachweis einer pAVK, von 68 lagen analysierbare Unterlagen vor.

Bei 57 dieser 68 P wurde die MinA mit pWV durchgeführt. Die Amputation wurde bei 33 als reine Zehenamputation durchgeführt, bei 24 mit einem Spektrum von transmetatarsaler Amputationsebene bis zur Syme-Amputation.

Revaskularisierend wurden 20 PTA-Behandlungen und 32 Bypass-Operationen durchgeführt. 14 der 57 P hatten auch nach Intervention lediglich eine Fib-perfusion im US.

Die OP-Wunden der MinA. heilten bei 46±7,8 von 57 (81±13,6%) per primam (pp) bis zur Entlassung. In der Gruppe der P mit Fib Versorgung heilten 11±2,1 von 14 (79±15,1%) pp bis zur Entlassung ab.

Schlussfolgerungen: Im strukturierten interdisziplinären Setting eines stationären Fußzentrums ist es möglich, bei P mit operationsbedürftigem DFS und revaskularisierter pAVK eine MinA mit pWV mit akzeptablen Abheilunsraten durchzuführen. Dies betrifft auch P, bei denen eine US-Perfusion lediglich über die A. Fib erfolgt.