Rofo 2009; 181 - VO211_1
DOI: 10.1055/s-0029-1221299

Digitale Subtraktionsangiographie beim Schwerstverletzten

P Dehl 1, U Neumann 2, J Seifert 3, S Mutze 2
  • 1Unfallkrankenhaus Berlin, Institut für Radiologie, Berlin
  • 2Unfallkrankenhaus Berlin, Institut für Radiologie, Neurovaskuläres Zentrum, Berlin
  • 3Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Berlin

Ziele: Stellenwert der Angiographie beim schwerstverletzten Patienten als Bestandteil der primären Diagnostik bzw. Therapie. Die Indikationen lassen sich in zwei Hauptgruppen unterteilen: die Angiographie als diagnostisches Mittel bei schwersten Becken- und Extremitätenverletzungen zur Planung der weiteren chirurgischen Therapie und die Angiographie als Bestandteil der Therapie mit dem Auftrag der interventionellen Embolisation der akuten Blutungsquelle. Methode: Im Zeitraum zwischen 1997 und 2007 wurden 3455 Patienten prospektiv erfasst, die aufgrund ihres Verletzungsmusters bzw. des Unfallherganges eine Ganzkörper-CT-Untersuchung erhielten. Retrospektiv wurden anhand der erfassten Daten die Patienten analysiert, welche innerhalb der ersten 24 Stunden eine Angiographie erhielten. Ergebnis: Bei 27 polytraumatisierten Patienten (0,8%) wurde in den ersten 24 Stunden eine transarterielle Angiographie durchgeführt. Von diesen 27 Patienten erhielten 15 (56%) eine diagnostische Angiographie vor einer operativen Revaskularisation. Bei insgesamt 12 Patienten (44%) wurde innerhalb der ersten 24 Stunden die Blutungsquelle embolisiert. Im Einzelnen wurden 5 aktive Blutungen bei Beckenfrakturen (42%), 5 Blutungen im Rahmen von Nierenparenchymrissen (42%), 1 mesenteriale (8%) und 1 thorakale (8%) Blutung versorgt. In allen Fällen führte die interventionelle Therapie zu einem sofortigen Sistieren der Blutung. Periinterventionelle Komplikationen traten bei keinem Patienten auf. Schlussfolgerung: Insgesamt wird die Indikation zur transarteriellen Angiographie bzw. zur Embolisation einer Blutungsquelle in unserem Patientengut selten gestellt. Die interventionelle Behandlung ist eine schnelle und zuverlässige Behandlungsmethode. In dem von uns erfassten Zeitraum konnten ohne periinterventionelle Komplikationen 100% der Blutungen gestillt werden. Die diagnostische Katheterangiographie des schwerstverletzten Patienten wird seit der Einführung neuer Generationen der Multislice-CT von der CT- Angiographie abgelöst.

Korrespondierender Autor: Dehl P

Unfallkrankenhaus Berlin, Institut für Radiologie, Warener Straße 7, 12683 Berlin

E-Mail: pascal.dehl@ukb.de