Rofo 2009; 181 - RKSP302_1
DOI: 10.1055/s-0029-1220970

Update 2009: Systematische Therapie von Lebermetastasen bei kolorektalen Karzinomen

L Kanz 1, F Mayer 2
  • 1Medizinische Universitätsklinik und Poliklinik Tübingen, Innere Medizin II, Abt. für Onkologie, Hämatologie, Immunologie, Rheumatologie und Pulmologie, Tübingen
  • 2Tübingen

Systemische Therapie von Lebermetastasen bei kolorektalen Karzinomen

Lothar Kanz und Frank Mayer

Abstract:

Für die Therapie des metastasierten koloraktalen Karzinoms (KRK) stehen neben 5-Fluorouracil mit Oxaliplatin und Irinotecan weitere wirksame Zytostatika zur Verfügung; darüber hinaus haben die Antikörper Cetuximab, Panitumumab und Bevacizumab mit ihren Angriffspunkten am epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor bzw. dem „vascular endothelial growth factor“ die therapeutischen Möglichkeiten erweitert. Mit rationalem Einsatz aller Optionen konnte die Überlebenszeit des metastasierten KRK von ehemals 6 auf etwa 24 Monate verbessert werden.

Eine Heilung im metastasierten Stadium ist dennoch mit Systemtherapie alleine nicht zu erreichen. Retrospektive Untersuchungen zur Resektion von begrenzten Lebermetastasen, und in geringerem Umfang auch Lungenmetastasen, belegen jedoch das kurative Potenzial lokal ablativer Verfahren bei Leberfiliae. Etwa 20–30% der resezierten Patienten können bei langfristiger Nachbeobachtung als tumorfrei betrachtet werden. Auch die Resektion primär nicht resektabler Befunde kann erwogen werden, wenn nach einer neoadjuvanten Vortherapie eine Remission erreicht wurde. Das Ansprechen auf diese neoadjuvant intendierte Systemtherapie zeichnet sich als wesentlicher Prognosefaktor bei diesem multidiszipinlären Vorgehen ab. Auch für diese sekundär resezierten Patienten ist das kurative Potenzial der Behandlung belegt. Die Daten zur adjuvanten Therapie nach Metastasenchirurgie sind derzeit noch nicht abschließend zu bewerten; ein Vorteil zumindest in Bezug auf das rezidivfreie Überleben ist jedoch erwiesen. Alternativ zu, oder auch in Kombination mit einem chirurgischen Vorgehen stehen weitere lokal ablative Verfahren zu Verfügung, insbesondere die Radiofrequenzablation.

Das metastasierte KRK ist heute in bestimmten Fällen eine potenziell heilbare Erkrankung. Voraussetzung ist die Möglichkeit, sämtliche Tumormanifestationen mit effektiver Lokaltherapie zu erreichen. Patienten mit entsprechenden Befunden sollten an einem Zentrum mit Expertise auf allen Gebieten der Tumordiagnostik und –therapie vorgestellt werden, um eine eventuelle Heilungschance nutzen zu können.

Lernziele:

Entwicklung eines optimalen, interdisziplinären Therapiekonzeptes.

Korrespondierender Autor: Kanz L

Medizinische Universitätsklinik und Poliklinik Tübingen, Innere Medizin II, Abt. für Onkologie, Hämatologie, Immunologie, Rheumatologie und Pulmologie, Otfried-Müller-Str. 10, 72076 Tübingen

E-Mail: lothar.kanz@med.uni-tuebingen.de