Thorakale Aktinomykose heute, Klinik im Wandel der Zeit

Einleitung: Die Aktinomykose als sehr seltene Erkrankung mit unspezifischem Erscheinungsbild stellt seit der Erstbeschreibung 1878 von J. Israel ein diagnostisches und therapeutisches Problem dar. Unter veränderten medizinischen Verhältnissen und Wandel der Lebensbedingungen ändert sich die Klinik. Diesen Wandel stellen wir im Folgenden dar.

Methodik: Von 2001 bis 2008 wurden sämtliche in unserer Klinik behandelten Fälle erfasst und im Vergleich mit der älteren Literatur bis zu den 80er Jahren analysiert.

Ergebnisse: Insgesamt 10 Patienten wurden diagnostiziert und therapiert. 7männlich und 3 weiblich, Alter 37 bis 81, im Durchschnitt 61,8 Jahre. Der Zahnstatus war in 90% saniert. Alkohol- und Tabakmissbrauch lag in nur 30% der Fälle vor, thorakale Voreingriffe in 20%. An Symptomen wurden Husten mit 90, Hämoptysen mit 30, und thorakale Schmerzen in 20% erwähnt. Fieber lag in 30%, CRP-Erhöhung und Leukozytose in 70% der Fälle vor. In 40% bestand der V.a. Pleuro-/Pneumonie oder Abszess, in 60% der V.a. Malignom. Die Dauer bis zur Diagnose lag zwischen 3 Wochen und 6 Monaten. Trotz antibiotischer Therapie war bei Diagnosestellung im Bereich von Wochen bei 1 von 3 und im Bereich von Monaten bei 4 von 5 Patienten ein operatives Vorgehen erforderlich. Die Behandlung führte in 90% der Fälle zum Erfolg, ein multimorbider Patient allerdings verstarb an der Infektion mit ihren Komplikationen.

Schlussfolgerung: Das Bild der thorakalen Aktinomykose wandelt sich, das Verhältnis Malignomverdacht und Infektionsverdacht hat sich umgekehrt. Alkoholmissbrauch wird seltener und Komorbiditäten, meist altersbedingt, sind häufiger. Dies zu wissen ist besonders bedeutend da eine Diagnoseverzögerung über Wochen in den Zeitraum von Monaten, die unkomplizierte antibiotische Therapie häufig nicht mehr allein ausreichen lässt.