Psychother Psychosom Med Psychol 2009; 59 - A001
DOI: 10.1055/s-0029-1208142

Trauma, PTSD und körperliche Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung

C Spitzer 1, HJ Grabe 2, S Barnow 3, U John 4, HJ Freyberger 2, H Völzke 5
  • 1Institut und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg
  • 2Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Greifswald im Hanseklinikum Stralsund
  • 3Psychologisches Institut, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität Heidelberg
  • 4Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald
  • 5Institut für Community Medicine, Ernst-Moritz-Arndt Universität, Greifswald

Jüngste Studien zeigen, dass traumatisierte Menschen bzw. solche, die eine posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) ausbilden, nicht nur vermehrt unter zusätzlichen anderen psychischen Störungen leiden, sondern auch ein erhöhtes Risiko für eine Vielzahl körperlicher Erkrankungen aufweisen. Vor diesem Hintergrund untersuchten wir 3171 Erwachsene (Durchschnittsalter 53,7±15,1 Jahre; 52,1% Frauen) aus der Allgemeinbevölkerung hinsichtlich möglicher Zusammenhänge zwischen Trauma, PTSD und körperlichen Erkrankungen. Auf der Basis der Ergebnisse des PTSD-Moduls des SKID wurden die Probanden drei Gruppen zugeordnet: kein Trauma in der Vorgeschichte (N=1440), Trauma, aber keine PTSD (N=1669) und PTSD (N=62). Alle Studienteilnehmer wurden mit Hilfe eines computergestützten Interviews zu einer Vielzahl körperlicher Beschwerden und Krankheiten befragt. Traumatisierte Probanden bzw. solche mit einer PTSD litten signifikant häufiger unter einem Hypertonus und hatten eine höhere Lebenszeitprävalenz für einen Myokardinfarkt, einen Schlaganfall, Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen und Carcinomen im Vergleich zu den Studienteilnehmern ohne Trauma. Unsere Ergebnisse ergänzen bisherige Befunde zu der hohen somatischen Komorbidität von Menschen mit traumatischen Erfahrungen und solchen, die in der Folge eine PTSD entwickeln. Potentielle Mechanismen der berichteten Assoziationen werden ebenso wie diagnostische und therapeutische Implikationen für die Praxis diskutiert.