Gesundheitswesen 2008; 70 - A118
DOI: 10.1055/s-0028-1086343

Nonresponder-Analyse eines bevölkerungsbasierten Surveys bei den Schuleingangsuntersuchungen

M Dreier 1, S Wilde 1, M Gappa 2, C Müller-Brandes 2, DB Bartels 1
  • 1Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover
  • 2Abteilung Kinderheilkunde I, Pädiatrische Pneumologie und Neonatologie, Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Medizinische Hochschule Hannover

Einleitung: Durch die Anbindung von Studien an Schuleingangsuntersuchungen (SEU) können bevölkerungsbasierte Daten erhoben werden. Vor dem Hintergrund sinkender Responsequoten soll eine Nonresponder-Analyse eines Surveys zur Asthmaprävalenz von Schulanfängern Aufschluss über die Repräsentativität geben. Methoden: Bei den SEU 2006/2007 in der Region Hannover erhielten die Eltern einen zusätzlichen selbst auszufüllenden Fragebogen in deutscher Sprache zu Symptomen und Risikofaktoren von Asthma bei ihrem Kind. MitarbeiterInnen der SEU dokumentierten das Antwortverhalten bzgl. des Fragebogens: Teilnahme, Verweigerung, Nichtteilnahme aus anderen Gründen. Die beiden letzten Kategorien galten als Nonresponse. Zusammenhänge zwischen Response bzw. Nonresponse und regulär bei der SEU erhobenen Variablen (soziodemographische Charakteristika, Asthmasymptome) wurden mittels Odds Ratios (OR) und 95%-Konfidenzintervallen (KI) analysiert. Ergebnisse: Bei der SEU waren 9713 Kinder untersucht worden. 6468 Eltern hatten den Fragebogen beantwortet (Responsequote 66%). Familien mit deutscher Ethnizität beteiligten sich zu 76,5%. Faktoren für die Nichtteilnahme am Survey waren nicht-deutsche ethnische Herkunft der Familie (OR 5,0; 95%-KI 4,5–5,5), nicht-deutsche Muttersprache der Kinder (OR 5,0; 95%-KI 4,6–5,5), niedriger Bildungsgrad der Eltern (OR 3,5; 95%-KI 3,1–4,0), mehrere Kinder (vs. Einzelkind, OR 1,6; 95%-KI 1,5–1,8), keine Asthmasymptome (OR 1,4; 95%-KI 1,2–1,6) und die Herkunft aus dem städtischen Bereich Hannovers (vs. klein-/mittelstädtisch, OR 1,3; 95%-KI 1,2–1,5). Keine Assoziation bestand zum Geschlecht des Kindes (OR 1,04; 95%-KI 0,95–1,13). Diskussion: Wesentliche Einflussfaktoren für die Nichtteilnahme waren nicht-deutsche Ethnizität und nicht-deutsche Muttersprache. Als Ursache sind unzureichende deutsche Sprachkenntnisse bei ausschließlicher Verwendung deutscher Fragebögen anzunehmen. Gerade bei Familien mit Kindern liegt überdurchschnittlich häufig ein Migrationshintergrund vor. Möglicherweise kann die Repräsentativität von Untersuchungen an Kindern durch zusätzliche Verwendung fremdsprachiger Fragebögen verbessert werden. Ein weiterer potenzieller Selektionsbias besteht in der häufigeren Asthmasymptomatik der Teilnehmer im Vergleich zu den Nichtteilnehmern. Insgesamt bietet die Anbindung von Studien an SEU eine gute Basis, mittels regulärer SEU-Daten zur Zielpopulation die Repräsentativität der erhobenen Daten abzuschätzen.