Aktuelle Kardiologie 2022; 11(02): 91
DOI: 10.1055/a-1689-2112
Editorial

Gefäßerkrankungen

Christian Erbel
,
Johannes B. Dahm

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Gefäßerkrankungen stellen ein weit gefasstes Gebiet dar, das eine hohe Bandbreite an Pathologie, Diagnostik und Therapie beinhaltet. Dieses Schwerpunkt-Heft gibt einen wissenschaftlich fundierten Überblick über die wesentlichen vaskulären Erkrankungen und kardiovaskulären Risikofaktoren (CVRF).

Die tiefe Venenthrombose (TVT) ist die häufigste venöse akute Erkrankung. Erfahrene Zentren können heute effektiv und sicher die akute thrombotisch verschlossene bzw. die chronisch verschlossene iliofemorale venöse Strombahn endovaskulär wiedereröffnen, um so ein postthrombotisches Syndrom zu vermeiden bzw. deren Beschwerden zu lindern. Die medikamentöse Behandlung der tiefen Venenthrombose und im Speziellen bei Tumorpatienten hat sich in den letzten Jahren durch die neuen oralen Antikoagulanzien grundlegend verändert. Die initiale Therapieentscheidung bei symptomatischer und inzidenteller TVT für niedermolekulares Heparin oder Faktor-Xa-Inhibitor sollte vorrangig unter Berücksichtigung des Blutungsrisikos, der Tumorentität, Therapiekosten, möglicher Medikamenteninteraktion bei Faktor-Xa-Inhibitoren und der Patientenpräferenz erfolgen.

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit betrifft bis zu 20% der > 80-Jährigen in unserem Land, Diabetiker sind mit etwa 50% der Fälle noch häufiger betroffen. Neben den neuen medikamentösen Therapien hat sich die endovaskuläre Behandlung der pAVK in den letzten 20 Jahren enorm weiterentwickelt. Selbst komplexe, langstreckige Rekanalisationen sind in den großen Zentren heute sicher und erfolgreich interventionell durchzuführen. Neben der peripheren besteht auch die zerebrale arterielle Verschlusskrankheit. Die extrakranielle Stenose der A. carotis ist eine wichtige Ursache für embolische Hirninfarkte. Bei einer symptomatischen Karotisstenose ist eine Behandlung mittels Karotis-Stentangioplastie (CAS) und Karotis-Endarteriektomie (CEA) zu empfehlen. Bei der asymptomatischen Stenose zeigen sich im europäischen Vergleich große Unterschiede in der Behandlung. Eine Indikation zur CAS bzw. CEA ist vom Stenosegrad, weiteren Plaquecharakteristika und vom Operationsrisiko abhängig und sollte spezialisierten Zentren vorbehalten sein. Die polyvaskuläre Erkrankung (PVE) ist eine relevante Atherosklerose in 2 oder mehr Gefäßregionen. Dieses Patientenkollektiv hat das höchste Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse inkl. Mortalität. Aufgrund dessen kommt der Primär- und Sekundärprävention eine entscheidende Rolle zu, die optimal durchgeführt und engmaschig kontrolliert werden sollten.

Neben der Hypercholesterinämie ist die arterielle Hypertonie ein häufiger und meistens unzureichend behandelter CVRF. Die renale Denervation (RDN) bietet nachgewiesenermaßen die Möglichkeit, eine langfristige Senkung des Blutdrucks bei austherapierten Patienten zu erreichen. Als CVRF zählt auch die Schlafapnoe. Schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS) stellen ein gesundheitliches Risiko dar und beeinträchtigen die Lebensqualität und Prognose negativ. Besonders gefährdet sind dabei angiologische Patienten mit kardiovaskulären Begleiterkrankungen. Durch eine adäquate Behandlung können die Symptome verringert und die Lebensqualität verbessert werden.

Das Aortenaneurysma stellt eine insgesamt seltene Erkrankung dar. Deren Komplikation, die Ruptur bzw. Dissektion aber sind mit einer hohen Mortalitätsrate verbunden. Für alle Männer ab 65 Jahren wird ein Screening auf ein Bauchaortenaneurysma empfohlen. Die Entscheidung bezüglich der Therapie ist in den letzten Jahren diffiziler geworden.

Den Autor*innen danken wir herzlich für die Erstellung der Beiträge, den Leser*innen wünschen wir viel Spaß bei der Lektüre!

Herzlich Ihre

Christian Erbel und Johannes Dahm



Publication History

Article published online:
12 April 2022

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