Dialyse aktuell 2021; 25(02): 61
DOI: 10.1055/a-1269-6206
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Aktuelle Aspekte der Basislabordiagnostik bei Nierenerkrankungen

Ferruh Artunc
1   Tübingen
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Das Schwerpunktthema dieser Ausgabe der „Dialyse aktuell“ befasst sich mit aktuellen Aspekten der Basislabordiagnostik. Die Bestimmung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) und des Urinbefunds ist die Grundlage jeder Evaluation bei Patienten mit vermuteter Nierenerkrankung. Aufgrund des oft asymptomatischen Verlaufs von Nierenerkrankungen kommt der Basislabordiagnostik ein großer Stellenwert zu, da nur so eine reduzierte Nierenfunktion oder pathologische Urinbefunde erkannt werden können.

Die GFR ist der Hauptindex der Nierenfunktion und der fundamentalste Parameter in der Nephrologie. Wie kaum ein anderer klinischer Parameter bildet sie den Schweregrad einer Erkrankung ab und definiert die Stadien der chronischen Nierenerkrankung. Während die Messung der GFR immer noch mit großem Aufwand verbunden ist und selten zum Einsatz kommt, haben Formeln zur Schätzung der GFR aus der Plasmakonzentration von geeigneten Markern die GFR greifbar gemacht und im klinischen Denken fest verankert. Im ersten Beitrag mit dem Titel „Bestimmung der GFR – Messen oder schätzen?“ geht Dr. Anja Schork, Tübingen, auf die Frage nach der Messung oder Schätzung der GFR ein. Sie kommt zum Schluss, dass die Messung zur genauen Bestimmung der GFR erforderlich ist, während die Schätzung einen raschen und für die meisten Therapieentscheidungen ausreichend genauen GFR-Wert ergibt.

Die Proteinurie ist ein empfindlicher Marker für eine Nierenschädigung und ein guter Prädiktor für das Fortschreiten einer chronischen Nierenschädigung hin zu einer terminalen Nierenerkrankung. Ob die Proteinurie dabei allerdings nur einen Risikomarker darstellt, der die Nierenschädigung widerspiegelt, oder ob sie durch toxische Effekte auf Podozyten und Nierentubuli selbst einen Risikofaktor darstellt, ist bisher nicht klar. In dem Beitrag „Proteinurie – Vom Risikomarker zum Risikofaktor“ beleuchtet Dr. Bernhard Bohnert, Tübingen, die wandelnde Rolle der Proteinurie und legt dar, dass neben der Quantität auch der Qualität der Proteinurie eine wesentliche Rolle hinsichtlich ihres Schädigungspotenzials und Risikos zukommt.

Das Schwerpunktthema wird durch den Beitrag „Urinmikroskopie – Immer noch nützlich?“ von Dr. Stefanie Haag, Bremen, abgerundet. Die Urinmikroskopie ist ein wichtiger Teil der Urinanalyse und erlaubt eine nähere Abklärung der mit dem Urinteststreifen gewonnenen Befunde. Daher ist die Urinmikroskopie immer noch von höchstem Nutzen, da sie in kurzer Zeit und vor Ort Ergebnisse liefern kann, die über diejenigen des Teststreifens hinausgehen und Aufschluss über eine akute parenchymatöse (eigenständige) Nierenerkrankung geben können (z. B. rasch progressive Glomerulonephritis).

Im Journal-Club wird eine kürzlich erschienene aktuelle Arbeit aus Deutschland vorgestellt, bei der die Antikoagulation mit Zitrat oder Heparin bei kontinuierlicher venovenöser Nierenersatztherapie bei n = 596 Intensivpatienten verglichen wurde. Dabei zeigte sich eine signifikant höhere Filterlaufzeit bei regionaler Zitrat-Antikoagulation. Bzgl. der Sterblichkeit nach 90 Tagen zeigte sich kein Unterschied. Die Relevanz der Studie liegt darin begründet, dass sie die zu dieser Fragestellung größte randomisierte Studie darstellt und beide Ansätze direkt miteinander vergleicht. Durch den multizentrischen Charakter mit Teilnahme vieler Kliniken in ganz Deutschland spiegelt diese Studie die hiesige Praxis und das Patientenkollektiv wider.



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Article published online:
17 March 2021

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