Aktuelle Ernährungsmedizin 2014; 39(S 01): S28-S31
DOI: 10.1055/s-0033-1360028
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Slow Carb statt Low Carb

Umsetzung einer ballaststoffreichen Kost in die ErnährungspraxisSlow Carb Instead of Low CarbPutting Fibre-Rich Foods into Nutritional Practice
P. Schulze-Lohmann
Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Sektion Schleswig-Holstein
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Publication Date:
20 February 2014 (online)

Zusammenfassung

Ein Großteil der Bundesbürger erreicht die von der DGE empfohlene Aufnahme von 30 g Ballaststoffen pro Tag nicht. Die mittlere Deckungslücke beträgt bei Frauen ca. 11 g, bei Männern ca. 12 g. Idealerweise stammen die Ballaststoffe zur Hälfte aus Getreideprodukten, zur anderen Hälfte aus Obst und Gemüse. Eine geschickte Auswahl ermöglicht bei allen drei Lebensmittelgruppen eine Verbesserung des Speiseplans. Besonders empfehlenswert sind ballaststoffreiche Gemüse wie Hülsenfrüchte oder Schwarzwurzeln, Beerenobst sowie Vollkornbrot und -backwaren, Vollkornnudeln und Müsli. Bereits kleine Veränderungen wie das Mischen von Hell- und Vollkornmehl beim Backen sind effektive Schritte in Richtung der empfohlenen Ballaststoffmenge.

Mit Inulin oder anderen Ballaststoffen angereicherte Produkte erhöhen zwar die Zufuhr an Ballaststoffen, bergen aber die Gefahr, dass Verbraucher eher ungünstige Lebensmittel wie fettreiche Wurstwaren oder Kekse aufgrund ihres erhöhten Ballaststoffanteils plötzlich als gesund einstufen. Von Ballaststoff-Isolaten ist abzuraten; sie vermitteln keinen Anreiz, eine per se ungünstige Lebensmittelauswahl zu verändern.

Abstract

A majority of German citizens do not achieve the German Nutrition Society (DGE)’s recommended intake of 30 g of dietary fibres per day. The mean shortfall in women is about 11 g, in men about 12 g. Ideally about half of the dietary fibres are provided by cereal products and the other half by fruit and vegetables. A clever selection allows for an improved diet plan for all three food groups. Vegetables rich in fibre, such as legumes or salsify, berries, and wholemeal bread and baked goods, wholemeal pasta, and muesli are particularly worth recommending. Even small changes in the proportions when mixing white flour and wholemeal flour for baking are effective steps in the direction of the recommended amount of dietary fibre.

Products fortified with inulin or other dietary fibres increase the intake of such fibres, but they entail the risk that consumers will suddenly start to classify less healthy foodstuffs, such as fatty sausages or biscuits, as healthy, owing to the increased amount of fibres they contain. We advise against ingesting dietary fibres in the form of isolated preparations; these do not provide any impetus for changing a selection of foods that is unfavourable per se.

 
  • Literatur

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