Neuroradiologie Scan 2011; 1(1): 22-23
DOI: 10.1055/s-0030-1256919
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Eckert B, Küsel T, Leppien a et al. Clinical outcome and imaging follow-up in acute stroke patients with normal perfusion CT and normal CT angiography. Neuroradiology 2011; 53: 79–88

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Publication Date:
12 October 2011 (online)

Welche Aussagekraft hat eine multimodale CT beim akuten Schlaganfall?

Die multimodale CT (MMCT) kombiniert native CT, CT-Angiografie (CTA) und Perfusions-CT (CTP). Doch die CTP kann nicht alle Bereiche des Gehirns darstellen, sodass beim akuten Schlaganfall trotz persistierender Klinik falsch-negative Befunde auftreten können. Eckert und seine Kollegen untersuchten Spezifität und Sensitivität der MMCT-Bildgebung sowie den klinischen Verlauf von denjenigen Patienten mit unauffälliger MMCT.

Bei lakunärem oder infratentoriellem Schlaganfall ist die Sensitivität des MMCT schwach, unauffällige Befunde lassen jedoch einen günstigen klinischen Verlauf erwarten. Dies ergab die prospektive Studie an 107 Patienten mit Verdacht auf einen akuten Schlaganfall. Das durchschnittliche Alter lag bei 68,4 Jahren. Die MMCT-Diagnostik erfolgte bei 84 Studienteilnehmern innerhalb von 3 h nach Auftreten der Symptome, bei den übrigen Patienten nach 3–6 h. Nach 2–5 Tagen erfolgte eine MRT, um das endgültige Ausmaß der Infarzierung zu bestimmen.

Verschluss der distalen A. carotis interna sowie der rechten A. cerebri media mit resultierendem Mediaterritorialinfarkt (links: CTA, rechts: natives CT) (Bild: Dörfler A, Engelhorn T. Radiologie up2date 2006; 6: 49 – 64).

Die klinische Beurteilung erfolgte anhand der National Institute of Health Stroke Scale (NIHSS) bei Klinikeinweisung sowie bei Entlassung. Der Verlauf wurde 90 Tage nach dem Ereignis mittels der modifizierten Rankin-Skala (mRS) telefonisch abgefragt. Bei 54 Patienten waren die Befunde des MMCT bei der Klinikeinweisung unauffällig. Bei 34 Patienten zeigte die CTA einen proximalen Gefäßverschluss im Bereich intrakranialer Segmente der A. carotis interna und proximaler Segmente der A. carotis interna. Per CTP ergab sich ein Perfusionsdefizit bei 19 weiteren Patienten im distalen Bereich der A. cerebri media (Segment M3–M4). Bei 50 dieser Patienten mit Läsionen ergab sich ein ungünstiger mRS zwischen 2 und 5, weitere 3 Patienten starben. Die mRS derjenigen Patienten mit unauffälligem MMCT brachte einen günstigen durchschnittlichen Wert von 0,1. Von den 54 MMCT-negativen Patienten hatten 30 persistierende neurologische Defizite mit einem durchschnittlichen NIHSS von 7. Bei 12 dieser Patienten zeigte sich im Verlaufs-MRT ein lakunärer Infarkt, 4 Patienten hatten einen Infarkt im Hirnstamm. Bei 1 Patient fand sich ein Territorialinfarkt.

Anhand univariater logistischer Regressionsanalysen suchten die Wissenschaftler außerdem nach Faktoren, die den neurologischen Verlauf beeinflussen. Die Autoren beurteilten hierfür den Verlauf anhand der mRS als gut (mRS 0–1) oder schlecht (mRS 2–6). Dabei zeigte sich, dass einer unauffälligen CTP bei Klinikeinweisung ein signifikant guter neurologischer Verlauf folgte. Sonstige Abhängigkeiten blieben ohne statistische Signifikanz.

Fazit
Anhand der Ergebnisse berechneten die Autoren für die MMCT beim akuten Schlaganfall eine Spezifität von 100 %. Jedoch konnte die MMCT-Diagnostik einen zentralen Infarkt nur mit einer Sensitivität von 70 % aufdecken. Vorrangige Ursache der falsch-negativen Befunde waren lakunäre Infarzierungen, die in der Perfusions-CT nicht dargestellt wurden. Allerdings besteht gemäß den Autoren bei unauffälliger MMCT mit hoher Wahrscheinlichkeit eine gute klinische Prognose.

Dr. Bettina Rakowitz, Sachsen b. A.

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