Skip to main content
Free AccessSportpsychologie Digest

Was hat Selbstkontrolle mit Wohlbefinden zu tun? Die Bedeutung von Freizeitaktivität, Zielerreichung und Selbstwirksamkeit

Published Online:https://doi.org/10.1026/1612-5010/a000330

Das subjektive Wohlbefinden von Menschen gilt laut Forschung als ein wichtiger Indikator für das Funktionieren und die Entwicklung von Gesellschaften, Gruppen und Personen. So kann es beispielsweise auf wirtschaftliche Entwicklung, Lebensqualität oder Arbeitsproduktivität hinweisen (Diener, Oishi, & Lucas, 2015). Seitdem die Forschung dies belegt hat, zieht das Konstrukt „Wohlbefinden“ die Aufmerksamkeit von Politiker_innen und Wissenschaftler_innen auf sich. Subjektives Wohlbefinden bezieht sich auf allgemeine Einschätzungen, die Glück, Lebenszufriedenheit und positive Emotionen umfassen (z. B. Diener et al., 2015). Darüber hinaus zeigen Studien, dass Selbstkontrolle (die Fähigkeit, selbstkorrigierende Handlungen bei der Verfolgung gewünschter Ziele vorzunehmen) positiv mit Aspekten des Wohlbefindens wie Freude, Selbstwertgefühl, Glück oder Lebenszufriedenheit zusammenhängt und negativ mit Unwohlsein wie Depression und Angst (z. B. Briki, 2016).

Das Wissen darüber, wie die Zusammenhänge zwischen Selbstkontrolle und Wohlbefinden zustande kommen, ist bislang begrenzt. Daher untersuchte Briki (2018) zum einen die Beziehungen zwischen Selbstkontrolle, körperlicher Aktivität in der Freizeit, Zielerreichung, Selbstwirksamkeit (das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Ziele zu erreichen) und Wohlbefinden. Zum anderen überprüfte er, ob der Zusammenhang zwischen Selbstkontrolle und Wohlbefinden durch die Aspekte körperliche Aktivität in der Freizeit, Zielerreichung und Selbstwirksamkeit zustande kommt.

Um diese Fragen zu beantworten, wurden insgesamt 501 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren aus den USA über eine Online-Plattform rekrutiert und befragt. Die Voraussetzung zur Teilnahme war, dass die Personen regelmäßig in ihrer Freizeit körperlich aktiv sind. Die Teilnehmenden schätzen in der Befragung ihre Selbstkontrolle, ihr subjektives Wohlbefinden, ihren Umfang an körperlicher Aktivität in der Freizeit, ihre wahrgenommene Zielerreichung und ihre Selbstwirksamkeit selbst ein.

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten positive Beziehungen zwischen Selbstkontrolle, körperlicher Aktivität in der Freizeit, wahrgenommener Zielerreichung, Selbstwirksamkeit und subjektivem Wohlbefinden. Dies unterstützt die Ansicht, dass die Selbstkontrolle mit einer Reihe von kognitiven (z. B. Selbstvertrauen), affektiven (z. B. Glück) und verhaltensbezogenen (z. B. Anstrengung) Variablen verbunden ist. Die weiteren Analysen ergaben, dass die körperliche Aktivität in der Freizeit, die Zielerreichung und die Selbstwirksamkeit teilweise den positiven Effekt der Selbstkontrolle auf das subjektive Wohlbefinden vermittelt. Dies deutet nach Briki darauf hin, dass sich die Selbstkontrolle zum einen auf direktem Weg auf das Wohlbefinden auswirkt, und zum anderen auf indirektem Weg über die Aspekte Zielerreichung und Selbstwirksamkeit. Der direkte Effekt könnte laut dem Autoren bedeuten, dass Selbstkontrolle aufgrund einer höheren Übereinstimmung zwischen den verschiedenen Lebensbereichen einer Person zu höherem Wohlbefinden führt. So zeigt die Forschung, dass Personen, die selbstkontrollierter sind, weniger widersprüchliche Wünsche aufweisen, was wiederum mit einem höheren Wohlbefinden verbunden ist. Der indirekte Effekt könnte laut Briki die wichtige Rolle der Selbstkontrolle in zielgerichteten Prozessen widerspiegeln, die darauf abzielen, die Zielerreichung und den Erfolg zu fördern und dadurch positive Gefühle auslösen.

Aus einer angewandten Perspektive verdeutlichen die Ergebnisse der Studie laut Briki die gesundheitsfördernden Effekte der Selbstkontrolle. Aus diesem Grund sollten angewandte Strategien insbesondere darauf abzielen, die Entwicklung von Merkmalen der Selbstkontrolle zu fördern. Wenn man Personen (z. B. Kinder, Angestellte, Sportler_innen) auf positive Anreize wie Aufstieg oder Erfolg ausrichtet und sich um ihre psychologischen Grundbedürfnisse (Verbundenheit, Autonomie und Kompetenz) kümmert, würden sie ein höheres Gefühl der Selbstkontrolle und des Wohlbefindens erfahren.

Literatur

  • Briki, W. (2016). Motivation toward physical exercise and subjective wellbeing: The mediating role of trait self-control. Frontiers in Psychology, 7, 1546. First citation in articleGoogle Scholar

  • Briki, W. (2018). Why do exercisers with a higher trait self-control experience higher subjective well-being? The mediating effects of amount of leisure-time physical activity, perceived goal progress, and self-efficacy. Personality and Individual Differences, 125, 62 – 67. First citation in articleCrossrefGoogle Scholar

  • Diener, E., Oishi, S. & Lucas, R. E. (2015). National accounts of subjective well-being. American Psychologist, 70, 234 – 242. First citation in articleCrossrefGoogle Scholar