SCHWERPUNKTTherapie von Kaumuskelschmerzen mit OkklusionsschienenThe therapy of masticatory muscle pain with oral splints
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Einleitung
Nach den verschiedenen Formen der Odontalgien [1] sind die Myoarthropathien des Kausystems (MAP) die am häufigsten von Patienten beklagten schmerzhaften Beschwerden im Mund-Kiefer-Gesichtsbereich. Etwa 75% der Patienten mit schmerzhaften MAP leiden unter myofaszialen Schmerzen der Kaumuskulatur ohne Kiefergelenkbeteiligung. Frauen sind − bevorzugt im gebährfähigen Alter − bis zu viermal häufiger betroffen als Männer. Kaumuskelschmerzen sind durch einen dumpf-drückenden, manchmal ziehenden
Ätiologie
Die Grundlage für die Modellvorstellungen des myofaszialen Schmerzes ist der Nozizeptorschmerz, der durch Überlastung motorischer Einheiten ausgelöst und durch eine Vielzahl disponierender Faktoren begünstigt werden kann. Als übergreifende pathophysiologische Erklärungsmodelle dienen im Wesentlichen das Mikrotrauma und die lokale Ischämie [2] sowie ihre strukturellen und funktionellen klinischen Entsprechungen, wie myofaszialer Triggerpunkt, lokale Muskelerschöpfung und Muskelkater. Den
Diagnostik
Die schlecht lokalisierbaren Kiefermuskelschmerzen sind durch einen dumpf-drückenden oder ziehenden Charakter gekennzeichnet. Die Schmerzen weisen in der Regel eine geringe bis mittlere Intensität auf. Bei Palpation des Muskels, bei isometrischer Kontraktion, beim Kieferöffnen und beim Kauen werden sie verstärkt wahrgenommen. Schmerzbedingte Veränderungen von stereotyper Bewegung des Unterkiefers, insbesondere Einschränkungen der Bewegungskapazität (vor allem der Kieferöffnung) und
Grundlagen der Therapie
Basierend auf den Daten von Übersichtsarbeiten [8], [7] wird der Einsatz folgender Interventionen zur Therapie von Kiefermuskelschmerzen empfohlen:
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Aufklärung
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Schienen
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Physikalische Therapie (manuelle Therapie, Massage)
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Physikalische Selbsttherapie
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Pharmakotherapie (nicht-steroidale Antirheumatika; trizyklische Antidepressiva)
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Akupunktur
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Progressive Muskelentspannung
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Biofeedback
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Verhaltenstherapie
Aus hartem Kunststoff (Methylmethacrylat) bestehende orale Schienen sind in Deutschland unter den zur
Grundlagen der Schienentherapie
Für die Wirkungsweise von Schienen gibt es diverse Hypothesen, darunter Induktion einer Verhaltens- und Bewusstseinsänderung [13] sowie Neuorganisation intramuskulärer Funktionsmuster und dadurch mögliche Entlastung lädierter motorischer Einheiten [14]. Während Verhaltens- und Bewusstseinsänderung angesichts des überwiegend nächtlichen Trageintervalls nur schwerlich einen therapeutischen Effekt erklären können, gibt es für die intramuskuläre funktionelle Neuorganisation nach experimenteller
Praxis der Schienentherapie
Obwohl es bislang keine gesicherten Hinweise auf unterschiedliche Wirksamkeit der diversen Schienenkonfigurationen gibt, werden voneinander abweichende Grundformen im praktischen Alltag eingesetzt. Nur für einen Teil dieser Variationen liegen Wirksamkeitsnachweise durch kontrollierte randomisierte Therapiestudien vor [7], [11], [22].
Unter biomechanischen Gesichtspunkten sind jedoch Wirksamkeitsunterschiede zu erwarten, da Modifikationen der vertikalen (Abstand zwischen Ober- und Unterkiefer)
Fazit für die Praxis
Kiefermuskelschmerzen bei MAP sind regionale Varianten muskuloskelettaler Beschwerden, wie sie auch in anderen Körperregionen zu finden sind. Eine zeitgemäße Diagnostik und Behandlung der MAP orientiert sich daher an bewährten medizinischen Konzepten. Eine strukturierte schmerzbezogene Anamnese und Befunderhebung ist unerlässlich, um myofasziale Schmerzen sicher zu erkennen. Der überwiegende Teil der Patienten mit myofaszialen Schmerzen spricht gut auf nicht-invasive therapeutische
Literatur (25)
Myogenous temporomandibular disorders: diagnostic and management considerations
Dent Clin North Am
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Widespread pain and the effectiveness of oral splints in myofascial face pain
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Occlusal stabilization appliances. Evidence of their efficacy
J Am Dent Assoc
(2001) - et al.
Moving differently in pain: a new theory to explain the adaptation to pain
Pain
(2011) - et al.
Oral appliances in the management of temporomandibular disorders
Oral Surg Oral Med Oral Pathol Oral Radiol Endod
(2009) - et al.
Vorschlag einer Klassifikation der Odontalgien
Schmerz
(2009) The neural basis of temporomandibular joint and masticatory muscle pain
J Orofac Pain
(1999)- Türp JC, Schindler HJ. Occlusal therapy of temporomandibular pain. In: Manfredini D, editor. Current Concepts on...
- Treede RD. Entstehung der Schmerzchronifizierung. In: Baron R, Koppert W, Strumpf M, Willweber-Strumpf A (Hrsg):...
- et al.
The NTI-tss device for the therapy of bruxism, temporomandibular disorders, and headache: where do we stand?. A qualitative systematic review of the literature
BMC Oral Health
(2008)
Aktualisierung der Empfehlungen zur standardisierten Diagnostik und Klassifikation von Kaumuskel- und Kiefergelenkschmerzen
Schmerz
Therapie bei Schmerzen der Kaumuskulatur: Empfehlungen zum klinischen Management
Schmerz
Cited by (3)
Is There “A Best” Centric Relation Record? Centric Relation Records, Condyle Positions, and Their Practical Significance
2023, International Journal of ProsthodonticsIntraoral sensor-based monitoring of stabilization splint therapy in patients with myofascial pain
2020, International Journal of Computerized Dentistry