Erschienen in:
08.05.2015 | Leitlinie
Leitlinie Allergologische Diagnostik von Überempfindlichkeitsreaktionen auf Arzneimittel
S2K-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) und der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) in Zusammenarbeit mit dem Ärzteverband Deutscher Allergologen (AeDA), der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA), der Deutschen Kontaktallergiegruppe (DKG), der Schweizerischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (SGAI), der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI), der Deutschen Akademie für Allergologie und Umweltmedizin (DAAU), dem Dokumentationszentrum für schwere Hautreaktionen und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)
verfasst von:
Prof. Dr. Knut Brockow, Bernhard Przybilla, Werner Aberer, Andreas J. Bircher, Randolf Brehler, Heinrich Dickel, Thomas Fuchs, Thilo Jakob, Lars Lange, Wolfgang Pfützner, Maja Mockenhaupt, Hagen Ott, Oliver Pfaar, Johannes Ring, Bernhardt Sachs, Helmut Sitter, Axel Trautmann, Regina Treudler, Bettina Wedi, Margitta Worm, Gerda Wurpts, Torsten Zuberbier, Hans F. Merk
Erschienen in:
Allergo Journal
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Ausgabe 3/2015
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Zusammenfassung
Arzneimittelüberempfindlichkeitsreaktionen sind unvorhersehbare, durch Arzneimittel hervorgerufene Reaktionen. Sie manifestieren sich entweder innerhalb von ein bis sechs Stunden nach Arzneimittelzufuhr („Sofortreaktionen“) mit geringgradigen bis lebensbedrohlichen Symptomen der Anaphylaxie oder mehrere Stunden bis Tage später („Spätreaktionen“) vorwiegend als Exantheme. Eine Beteiligung des Immunsystems (Allergie) ist nicht immer nachweisbar. Der Verzicht auf eine Diagnostik kann einerseits schwere Reaktionen bei erneuter Exposition zur Folge haben, andererseits zu ungerechtfertigter Einschränkung der Therapiemöglichkeiten führen. Experten verschiedener Fachgesellschaften und Institutionen haben in dieser Leitlinie Empfehlungen und einen Algorithmus zur Allergiediagnostik erarbeitet. Wesentliche Prinzipien der allergologischen Diagnostik von Überempfindlichkeitsreaktionen auf Arzneimittel werden dargelegt. Die allergologische Klärung möglichst innerhalb von vier Wochen bis sechs Monaten nach der Reaktion ist anzustreben. Eine klinische Zuordnung des Krankheitsbildes anhand von Morphologie und Zeitablauf der Reaktion ist für die Planung der Diagnostik notwendig. Bei typischer Symptomatik einer Arzneimittelüberempfindlichkeitsreaktion und eindeutigen Befunden validierter Haut- und/oder Labortests kann die Zuordnung zu einem Auslöser als ausreichend angesehen werden. Häufig sind jedoch Haut- und Labortests negativ oder nicht sicher aussagekräftig. In diesen Fällen ist eine kontrollierte Provokationstestung zur Aufklärung der Reaktion erforderlich. Bei Beachtung von Indikationen und Kontraindikationen sowie angemessener ärztlicher Überwachung ist sie eine aussagekräftige und sichere Methode. Das Ergebnis der Gesamtbeurteilung wird mit dem Patienten besprochen und in einem Allergiepass dokumentiert, sodass zukünftig eine gezielte Karenz eingehalten werden kann und gegebenenfalls Ausweichmedikamente zur Verfügung stehen.