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Subjektive Verarbeitungen von Aktivierung in prekären Lebenslagen

Subjective coping with activation in precarious life courses

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An Erratum to this article was published on 25 November 2015

Zusammenfassung

Mit den Begriffen der Aktivierung und Prekarisierung werden aktuelle gesellschaftliche Wandlungsprozesse von der Wohlfahrtsstaatsforschung beschrieben, die mit verstärkten Versuchen der institutionellen Steuerung subjektiver Handlungsweisen verbunden sind. Auf der Grundlage von fünf Promotionsprojekten der Hans-Böckler-Nachwuchsgruppe „Junge Erwachsene zwischen Aktivierung und Prekarisierung – Institutionelle Interventionen und biographische Verarbeitungen im Wohlfahrtsstaat“ beschreibt der Beitrag den Wandel der Erwerbsgesellschaft und der Wohlfahrtsproduktion aus der Perspektive der Adressat_innen einer aktivierenden Sozialpolitik. Die einzelnen Studien zeichnen die Deutungs- und Verarbeitungsmuster von jungen Frauen und Männern im Übergangssystem, in der Arbeitsvermittlung, zwischen Erwerbs- und Familienarbeit sowie im Zusammenhang von Migrationserfahrungen und Prekarisierungsprozessen nach. Es zeigt sich der kontextübergreifende Befund, dass die mit dem Aktivierungsparadigma einhergehende rigide Erwerbszentrierung den subjektiven Tätigkeitsambitionen der Adressatinnen und Adressaten teilweise entgegensteht und zur Verschärfung gesellschaftlicher Ungleichheitsverhältnisse beitragen kann.

Abstract

The terms of activation and precarization describe current social transformation processes within the German welfare policy research linked to the intensified efforts of institutional regulations on subjective actions. On the basis of five doctoral thesis projects realized within the Junior-Research-Group “Young Adults between Activation and Precarity—Institutional Interventions and Biographical Coping in the Welfare State” of Hans-Böckler-Foundation the contribution is delineating the transformation of welfare production and of a society focussed on decent work from the angle of adressees of Activating Social Policy.

Each study traces patterns of interpretation and coping of young women and men in the school-to-work transition system, the employment agency, between decent work and care/family work and also in the context of experiences with migration and precarization processes.

The comprehensive result points to the fact, that the rigid employment centeredness as a result of the Activation Paradigm is partly in conflict with the subjective activity ambitions of the recipients. This might intensify social inequality patterns.

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Notes

  1. Es wurden elf themenzentrierte Leitfadeninterviews mit jungen Erwachsenen im Übergangssystem geführt, die mit kategorisierenden und hermeneutischen Verfahren ausgewertet wurden.

  2. Zwischen 2010 und 2012 gab es zwei Erhebungswellen mit zunächst dreizehn Interviewten, von denen sieben nochmal befragt wurden.

  3. Das Phänomen des Cooling-out wird von Goffman (1952) beschrieben (vgl. auch Walther et al. 2007).

  4. Insofern verweisen die Befunde nicht zuletzt auf die Notwendigkeit einer gesamtgesellschaftlichen Aufwertung von sozialen, sowie Gesundheits- und Pflegeberufen.

  5. Die für das Sample relevanten Gesetzesänderungen zwischen den Jahren 2003–2009 wurden mit Hilfe einer Dokumentenanalyse ausgewertet. Um zu erfahren welche Bedeutung junge Eltern den familienpolitischen Leistungen zuschreiben, wurden 10 Paardiskussionen geführt.

  6. Insgesamt wurden mit fünf jungen Frauen und zehn jungen Männern mit Sanktionserfahrungen biographisch-narrative Interviews geführt.

  7. Grundlage der Studie ist eine einjährige ethnographische Feldforschung in einer norddeutschen Großstadt. Am Ende der Feldphase wurden mit sechs kontrastierenden Personen aus dem Feld teilnarrative themenzentrierte Interviews geführt und hermeneutisch ausgewertet.

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Figlestahler, C., Haller, L., Perels, M. et al. Subjektive Verarbeitungen von Aktivierung in prekären Lebenslagen. Soz Passagen 7, 369–377 (2015). https://doi.org/10.1007/s12592-015-0205-y

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