Pubertätsentwicklung und reproduktiv-endokrines Profil der nach einer Therapie mit intrazytoplasmatischer Spermieninjektion geborenen Jugendlichen

Zusammenfassung

Die Durchführung von Verfahren der assistierten Reproduktion zur Behandlung subfertiler Paare nimmt weltweit seit einigen Jahrzehnten deutlich zu. Mit dem Heranwachsen der Nachkommen gewinnen auch deren allgemeine und gesundheitliche Entwicklung sowie deren Fertilität an Bedeutung. Bisher liegen nur begrenzte Daten zum Vergleich der Pubertätsentwicklung und des reproduktiv-endokrinen Profils bei Jugendlichen vor, die nach einer Therapie mittels intrazytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI) oder nach Spontankonzeption geboren wurden. Diese Daten konnten aktuell durch eine in Deutschland durchgeführte prospektive, kontrollierte Nachbeobachtungsstudie bei Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren erweitert werden (ICSI: n = 274; Spontankonzeption: n = 273). Sowohl für die Mädchen als auch für die Jungen zeigte sich dabei eine vergleichbare und altersentsprechende Pubertätsentwicklung anhand der Tanner-Stadien und des Menarchealters. In linearen Regressionsanalysen zeigte sich auch eine unauffällige weibliche reproduktiv-endokrine Situation, jedoch bei den männlichen Jugendlichen eine Tendenz zu niedrigeren Inhibin-B-Serumspiegeln sowie signifikant höhere Östradiolspiegel und ein signifikant niedrigerer Testosteron-Östradiol-Quotient. Diese Daten stehen im Einklang mit anderen aktuell publizierten Studienergebnissen. Auch wenn die Daten eine Einschränkung der endokrinen Hodenfunktion bei den nach ICSI-Therapie konzipierten Jugendlichen andeuten, ist eine Beurteilung der reproduktiven Funktion gegenwärtig noch nicht möglich.

Abstract

The use of assisted reproductive therapies for the treatment of subfertile couples has been increasing significantly worldwide for several decades. As offspring grow up, their general and health development as well as knowledge about the fertility of the following generation also gain in importance. To date, only limited data are available to compare the pubertal development and reproductive-endocrine function in adolescents born after treatment with intracytoplasmic sperm injection (ICSI) vs. adolescents born after spontaneous conception. These data have now been extended by a prospective-controlled follow-up study in adolescents aged 14–18 years in Germany (ICSI: n = 274; spontaneous conception: n = 273). For both girls and boys, comparable and age-appropriate puberty development was shown on the basis of Tanner stages and age at menarche. Linear regression analyses also showed an inconspicuous female reproductive endocrine situation, but in the male adolescents a tendency towards lower serum inhibin B levels as well as significantly higher estradiol levels and a significantly lower testosterone-to-estradiol ratio were seen. Although, in line with the results of other published study cohorts, this could indicate a possible impairment of endocrine testicular function in adolescents conceived after ICSI therapy, its effect on fertility cannot be assessed as yet.