Zusammenfassung
Aufgrund der häufig vorhandenen Multimorbidität von rheumatischen Patienten mit erhöhten perioperativen Risiken wird der Schwerpunkt der Therapie oft auf konservative Maßnahmen gelegt. Hierbei steht dem Therapeuten neben der medikamentösen Therapie, physikalischen, physio- oder ergotherapeutischen Maßnahmen je nach Indikation ein Spektrum unterschiedlicher Hilfsmittel zur Verfügung. Diese können betroffene Gelenke stabilisieren, unterstützen, das Bewegungsausmaß begrenzen, unphysiologische Bewegungen verhindern oder die betroffene Extremität entlasten. Um das richtige Hilfsmittel auswählen zu können, sollte der betreuende Arzt die zugrunde liegende Pathophysiologie kennen. Darüber hinaus stehen dem Rheumatiker Hilfsmittel für den Alltag zur Verfügung, die meist mittels ergonomisch ausgerichteter Griffe oder einer verbesserten Hebelwirkung dazu führen sollen, die oft gravierenden Einschränkungen auszugleichen und die Lebensqualität zu verbessern.
Abstract
Due to the frequent presence of comorbidities in patients suffering from rheumatism with increased perioperative risk factors, conservative treatment is often needed. Besides pharmacological treatment, physiotherapy and occupational therapy, a variety of orthoses are available depending on the individual indications. They can be used to stabilize or support joints, limit the range of motion, prevent unphysiological movements or provide relief for affected limbs. In order to choose the right kind of orthosis, the physician should know the underlying cause of disease. Furthermore, for patients with rheumatism many devices are available for daily living that use ergonomic handles or improved leverage effects to compensate for the often severe limitations and to improve the quality of life.
Literatur
World Health Organisation (2003) The burden of muscoloskeltal conditions at the start of the new millennium. Report of WHO scientific group technical report series, Bd. 919. WHO, Genf
Zink A et al (2001) Epidemiologische und sozialmedizinische Aspekte entzündlich-rheumatischer Systemerkrankungen. Internist 42:211–222
Kassenärztliche Bundesvereinigung (2015) Praxiswissen Hilfsmittel, Hinweise zur Verordnung
Bundesministerium für Gesundheit (2016) Gesetzentwurf zur Stärkung der Heil- und Hilfsmittelversorgung im Kabinett. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/meldungen/2016/hhvg-im-kabinett.html
Uustal H (2008) The orthotic prescription. In: Hsu JD, Michael JW et al (Hrsg) AAOS atlas of orthoses and assistive devices. MOSBY Elsevier, Philadelphia, S 9–14
Greitemann B (2014) Orthesenversorgung bei Arthrose und Rheuma. Orthop Unfallchir Up2date 9(05):411–424. doi:10.1055/s-0033-1358023
Bundesverband Medizintechnologie (2015) Patienteninformation: Rechtliche Grundlagen zur Hilfsmittelversorgung
Baumgartner R et al (2007) Orthesen obere Extremität. In: Baumgartner R et al (Hrsg) Grundkurs technische Orthopädie. Thieme, Stuttgart, S 105–109
Imhoff AB et al (2015) Schulter: OP Verfahren/Nachbehandlung. In: Imhoff AB et al (Hrsg) Rehabilitation in der orthopädischen Chirurgie. Springer, Berlin, S 14–18
Jafarin SF et al (2009) The immediate effect of orthotic management on grip strength of patients with lateral epicondylosis. J Orthop Sports Phys Ther 39(6):484–489
Bisset L et al (2005) A systematic review and meta-analysis of clinical trials on physical interventions for lateral epicondylalgia. Br J Sports Med 39(7):411–422
Rehart S, Henniger M (2011) Veränderungen an der Hand bei Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis. In: Towfigh H (Hrsg) Handchirurgie. Springer, Berlin, S 1414–1441
Duderstadt-Galloway H et al (2008) Orthosis for the arthritic hand and wrist. In: Hsu JD, Michael JW et al (Hrsg) AAOS atlas of orthoses and assistive devices. MOSBY Elsevier, Philadelphia, S 227–248
Rizio L, Belsky MR (1996) Finger deformities in rheumatoid arthritis. Hand Clin 22:531–540
Semler J, Braun J (2001) Das klinische Bild der Osteoporose bei entzündlich rheumatischen Erkrankungen. Akt Rheumatol 26:101–105
Van Schoor N (2003) Prevention of hip fractures by external hip protectors. JAMA 289:1957–1962
Kiel DP et al (2007) Efficacy of a hip protector to prevent hip fracture in nursing home residents: the HIP PRO randomized controlled trial. JAMA 198:413–422
Santesso N et al (2014) Hip protectors for preventing hip fractures in older people. Cochrane Database Syst Rev. doi:10.1002/14651858.cd001255.pub5
Gutsfeld P et al (2016) Orthesen in der Unfallchirurgie. Trauma Berufskrankh 18:116–124
Kemmerling M (2014) Orthopädietechnische Versorgung des rheumatisch destruierten Fußes. Z Rheumatol 73:404–407
Heyde CE et al (2006) Instability of the upper cervical spine due to rheumatism. Orthopäde 35(3):270–287
Pallamar M, Friedrich M (2006) Chronische Polyarthritis der Halswirbelsäule. J Minerstoffwechs Muskuloskelet Erkrank 13(1):3–9
Kauppi M et al (1999) Headmaster collar restricts rheumatoid atlantoaxial subluxation. Spine 24:526–528
Kauppi M, Anttila P (1996) A stiff collar for the treatment of rheumatoid atlantoaxial subluxation. Br J Rheumatol 35:771–774
Johnson RM et al (1977) Cervical orthosis. a study comparing their effectiveness in restricting cervical motion in normal subjects. J Bone Joint Surg Am 59:332–339
Wanivenhaus A (2006) Die Halswirbelsäulenproblematik beim Patienten mit rheumatoider Arthritis. J Minerstoffwechs Muskuloskelet Erkrank 13(1):18–22
Greitemann B (2005) Technisch-orthopädische Versorgung. In: Assoziation für Rheumaorthopädie (Hrsg) Rheumaorthopädie. Steinkopff, Darmstadt, S 173–186
Tscheliesnig B (2013) Ergotherapie bei rheumatischen Erkrankungen: Die Auswahl der richtigen Hilfsmittel. Handlungsplan
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Ethics declarations
Interessenkonflikt
T. Fikentscher, H.R. Springorum, J. Grifka und J. Götz geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
Additional information
Redaktion
J. Wollenhaupt, Hamburg (Leitung)
O. Distler, Zürich
M. Fleck, Bad Abbach
J. Grifka, Bad Abbach
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Wie ist die Stellung der einzelnen Gelenke bei der klassischen „ninety-to-ninety“-Deformität des Daumens am ehesten zu beschreiben?
MCP-Gelenk in Extension, IP-Gelenk in Extension.
MCP-Gelenk in Flexion, IP-Gelenk in Flexion.
MCP-Gelenk und IP-Gelenk in Neutralstellung.
MCP-Gelenk in palmarer Subluxation, IP-Gelenk in Hyperextension.
Die ninety-to-ninety Deformität tritt nicht am Daumen auf.
In welcher Höhe ist die Zuzahlung für Hilfsmittel durch den Gesetzgeber festgelegt?
Die Zuzahlung beträgt mindestens 1 %, maximal 5 % des Kostenübernahmebetrages.
Die Zuzahlung beträgt maximal 8 % des Bruttojahresgehaltes des Versicherten.
Bei chronisch erkrankten Patienten darf die Zuzahlung für Hilfsmittel 1 % des Bruttojahresgehaltes nicht überschreiten.
Die Zuzahlung beträgt mindestens 50 €, maximal 100 €.
Die Zuzahlung beträgt mindestens 2 % des Bruttojahresgehaltes des Versicherten.
Wie funktioniert eine Schwanenhalsorthese?
Dreipunkt-Krafteinwirkung mit Druckpunkt dorsal proximal und distal des distalen Interphalangealgelenkes und volar über dem Gelenk.
Dreipunkt-Krafteinwirkung mit Druckpunkt dorsal proximal und distal des proximalen Interphalangealgelenkes und volar über dem Gelenk.
Dreipunkt-Krafteinwirkung mit Druckpunkt volar proximal und distal des distalen Interphalangealgelenkes und dorsal über dem Gelenk.
Bei der Schwanenhalsorthese ist es aus funktionellen Gründen erforderlich, das Handgelenk in die Orthese miteinzubeziehen.
Aus funktionellen Gründen wird das proximale Interphalangealgelenk nicht in die Orthese miteinbezogen, um ein Greifen zu ermöglichen.
Welche Aussage zur Hilfsmittelversorgung trifft zu?
Bei der Hilfsmittelverordnung sollte nach § 12 Abs. 1 SGB V stets auf das billigste Hilfsmittel zurückgegriffen werden.
Die leihweise Überlassung von Hilfsmitteln wird durch den Gesetzgeber ausgeschlossen.
Eine Hilfsmittelversorgung im Sinne einer IGEL Leistung wird durch den Gesetzgeber gewünscht und daher vermehrt gefördert.
Mit Ausnahme der Notfallversorgung ist die Depothaltung von Hilfsmitteln nicht gestattet.
Für die Ausstellung eines Hilfsmittelrezepts ist die Angabe der Diagnose nicht erforderlich.
Welche Aussage zur Verwendung von Orthesen im Bereich des Ellenbogens des Rheumatikers ist korrekt?
Bei Orthesen im Bereich des Ellenbogens sollte auch das Schultergelenk immobilisiert werden.
Im postoperativen Rahmen, beispielsweise nach Resektionsarthroplastiken, hat die Verwendung von Orthesen keinen Stellenwert.
Bei sogenannten Counterforce- Orthesen im Rahmen eines Tennisellenbogens soll ein Druckpunkt distal des Extensorenansatzes zu einer Schmerzerleichterung führen.
Die Epicondylitisspange ist in der Therapie des Tennisellenbogens der Handgelenksorthese deutlich unterlegen.
Instabilitäten des Ellenbogens stellen eine Kontraindikation für die Verwendung von Orthesen beim Rheumatiker dar.
Welche Aussage zur Wirbelsäule trifft zu?
Die HWS ist bei der rheumatoiden Arthritis fast nie betroffen.
Die mittelfristige Verwendung einer Zervikalorthese führt zur Kräftigung der Nackenmuskulatur.
Die atlantoaxiale Subluxation (AAS) kann durch Zervikalorthesen vollständig vermieden werden.
Für die orthetische Versorgung der Lendenwirbelsäule existiert nur eine Standardversorgungsoption.
Bei Wirbelsäuleninstabilität kann der orthetische Effekt durch regelmäßig ausgeführte krankengymnastische Übungen gefördert werden.
Was stellt eine klassische rheumatische Deformität dar?
Lippen-Kiefer-Gaumenspalte
Sixty-to-sixty-Deformität
Knopflochdeformität
Trichterbrust
Scapula alata
Ein Schwerpunkt der orthetischen Versorgung des Rheumatikers liegt auf der Hand. Welche Aussage ist hier richtig?
In akuten inflammatorischen Phasen des Handgelenkes werden immobilisierende Schienen nicht verwendet.
Mittels Zügelung soll bei der Ulnardeviationsorthese eine vermehrte ulnare Zugrichtung der Finger erreicht werden.
Bei der Unterarmorthese, die nur bis zum proximalen Drittel des Unterarmes reicht, ist die Supination und Pronation des Unterarmes vollständig ruhiggestellt.
Hauptziel der Daumengrundgelenkshülse ist es, eine vermehrte Beweglichkeit im Daumengrundgelenk zu ermöglichen.
Die statische palmare Unterarmorthese reicht meist lediglich bis zur Hohlhandfurche, um eine freie Beweglichkeit im Metacarpophalangealgelenk zu ermöglichen.
Welches ist kein alltägliches Hilfsmittel für den Rheumatiker?
Knöpfhilfe
Kletterhilfe
Winkelmesser
Greifzange
Schuhlöffel
Neben der Hand stellt der Fuß ein wichtiges Gebiet zur Anwendung von Hilfsmitteln beim Rheumatiker dar. Welche Aussage ist hier richtig?
Die Kombination aus Weichbettung und Abstützung gelingt meist mittels Sandwich Einlage unterschiedlicher Shore-Härte.
Die Kombination von Einlagenversorgung und Schuhzurichtung zugleich sollte vermieden werden.
Ein Pufferabsatz ist bei der rheumatoiden Arthritis kontraindiziert.
Im Anfangsstadium sollte ein orthopädischer Schuh verwendet werden, Modifikationen am Konfektionsschuh sind besonders schweren Verläufen vorbehalten.
Eine Sohlenversteifung darf wenn möglich nicht mit einer Abrollhilfe kombiniert werden.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Fikentscher, T., Springorum, H.R., Grifka, J. et al. Hilfsmittel in der Rheumatologie. Z Rheumatol 76, 245–258 (2017). https://doi.org/10.1007/s00393-017-0288-2
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00393-017-0288-2