Von Patienten mit Morbus Bechterew beibehaltene und aufgegebene konventionelle und unkonventionelle Maßnahmen zur Beeinflussung der Erkrankung

Zusammenfassung

Hintergrund Patienten mit Erkrankungen aus dem rheumatologischen Formenkreis haben großes Interesse an unkonventionellen Maßnahmen. Ihren behandelnden Rheumatologen informieren sie jedoch nur selten über die durchgeführten unkonventionellen Therapien. Fragestellung Welche konventionellen und unkonventionellen Maßnahmen führen Patienten mit Morbus Bechterew zur Beeinflussung ihrer Erkrankung in welcher Häufigkeit durch? Welche werden wieder aufgegeben und welche beibehalten? Methode 75 in einer Voruntersuchung (Befragung) identifizierte Maßnahmen wurden im Wortlaut übernommen und in der jetzigen Befragung (standardisiertes Interview) 150 Patienten mit Morbus Bechterew vorgelegt. Die Patienten wurden aufgefordert anzugeben, ob sie die jeweils genannte Maßnahme früher einmal durchgeführt haben und ob sie diese Maßnahme auch jetzt noch anwenden und auch weiterhin beibehalten wollen. Patienten 150 Patienten (36 Frauen, 114 Männer), die sich zur Radonthermaltherapie im Gasteiner Heilstollen vorstellten. Das Alter war im Mittel 50±11 Jahre, die Krankheitsdauer 24±11 Jahre. Ergebnisse Bei zusammenfassender Betrachtung aller früher oder jetzt durchgeführten Maßnahmen zeigte sich – unabhängig von Geschlecht, Alter und Krankheitsdauer – mit 67% ein Überwiegen der konventionellen gegenüber den unkonventionellen Maßnahmen (33%). 20 der befragten 150 Patienten gaben an, dass sie Erfahrung mit mehr als 15 verschiedenen unkonventionellen Maßnahmen hatten. Neben Kuraufenthalt (Befragung an einem Kurort!) wurden unter den konventionellen Interventionen Massage, Krankengymnastik und Bewegung am häufigsten genannt. Diese rangieren auch neben Lagerung, Wärme und Sport unter den prozentual am häufigsten auch jetzt angewandten, das heißt beibehaltenen konventionellen Interventionen. Unter den entsprechend der Nennungen der früheren Befragung vorgegebenen unkonventionellen Maßnahmen wurden am häufigsten warmes Klima, Meerbaden, selbstständiges Psychotraining, Vitamintabletten, Verdrängen, Wechselduschen und Selbsthilfegruppe genannt, die zumeist auch jetzt beibehalten wurden. Schlussfolgerung Einige Patienten führen eine Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen durch (33% unkonventionelle), wobei auch recht allgemein gehaltene Interventionen wie warmes Klima oder Meerbaden für den Patienten offensichtlich krankheitsrelevant sind. Ein offenes Ansprechen auch unkonventioneller Maßnahmen durch den behandelnden Arzt erscheint äußerst sinnvoll. Die Ergebnisse bestätigen, dass die Mehrzahl der chronisch kranken Patienten, die konventionell nur unbefriedigend behandelbar sind, nach „Alternativen” sucht.

Summary

Background Patients with chronic rheumatic disease often seek relief in unconventional treatments, but many of them do not share this information with their physician. Objective To explore which conventional and unconventional interventions are used by patients with ankylosing spondylitis. Which of these do they continue to use and which do they give up? Patients One-hundred fifty patients (36 female, 114 male) with ankylosing spondylitis, who presented for radon thermal treatment at the Gasteiner Heilstollen Hospital (mean age 50±11 years; disease duration 24±11 years). Method A previous investigation identified 75 interventions used by patients with AS to influence their disease. In a face-to-face, structured interview all these interventions (terms used by the patients) were now presented to 150 other patients with AS. They were asked to state whether they had already used (and given up) the respective intervention or whether they intend to continue using it and intend to use it in future. Results A summary of all interventions previously and still used by patients showed conventional interventions (67%) to outnumber unconventional (33%) interventions. Of the 150 patients, 20 stated that they use or have used more than 15 different unconventional interventions. In addition to health resort medicine (interview at a health resort!), massage therapy, physiotherapy and physical exercise were the most commonly used of the conventional interventions. Of the unconventional interventions warm climate, sea bathing, self-applied psychotherapy, vitamin pills, repression, showering with alternating cold and warm water, and self-help groups were named most frequently. Conclusion Some patients with ankylosing spondylitis use many different (33% unconventional) interventions. In the patient’s view, even rather general interventions such as warm climate or sea bathing are regarded as relevant to the disease. An open doctor-patient discussion of unconventional interventions used by the patient appears reasonable. The results confirm that most patients suffering from chronic and incurable disease seek relief in unconventional therapies.