Zusammenfassung
Enukleierte Augen stellen an den Pathologen besondere Anforderungen, weil sie spezifische ophthalmologische Kenntnisse verlangen. Diese CME-Fortbildung beschäftigte sich im 1. Teil mit der Bulbusmakroskopie, deren Kenntnis eine sinnvolle Schnittführung zur histologischen Darstellung pathologisch veränderter Gewebe erlaubt. Im vorliegenden 2. Teil wird auf die Mikroskopie augenspezifischer Gewebetypen, insbesondere der Hornhaut, des Kammerwinkels, der Netzhaut und des Sehnerven, eingegangen. Dort finden sich in erblindeten Augen häufig typische Veränderungen. Ihre Kenntnis, zusammengenommen mit dem Wissen um typische Krankheitsbilder und operativ-therapeutische Strategien (vgl. Teil 1), erlaubt nicht selten die Rekonstruktion einer in der Erblindung mündenden Kausalitätskette. Zu den in diesem 2. Teil näher behandelten Krankheitsbildern gehören Hornhautulzera, rubeotische Sekundärglaukome und chronisch-degenerative Netzhautveränderungen.
Abstract
Enucleated eyeglobes represent a challenge for the pathologist, as their appraisal requires specific ophthalmological knowledge. Part 1 of this CME article dealt with macroscopic findings in eyeglobes, in order to facilitate adequate cutting planes to retrieve pathologies histologically. Part 2 which is presented here teaches basic histology of eye-specific tissues (e.g., cornea, anterior chamber angle, retina, and optic nerve). Theses structures show typical changes in blinded eyes. Knowledge of these changes, together with awareness of fundamental ophthalmic disease entities and surgical strategies (see part 1), will many times allow to deduce the pathophysiology that finally culminated in blindness and enucleation. Disease entities more closely discussed in this article include corneal ulcers, rubeotic secondary glaucomas, and chronic degenerative retinal diseases.
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Danksagung
Die Autoren danken Herrn Dr. B. Nölle für die Bereitstellung des gezeigten Hornhautmaterials und den medizinisch-technischen Assistenten M. Marquardt und S. Luick für die Anfertigung der gezeigten Schnittpräparate.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Ethics declarations
Interessenkonflikte
S. Koinzer und K. Löffler geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Welche Hornhautschicht fehlt im abgeheilten Zustand nach einer Ulzeration definitionsgemäß immer?
Epithel
Bowman-Lamelle
Stroma
Descemet-Membran
Endothel
Welche Veränderung ist bei einer chronischen okularen Ischämie direkt, sekundär oder iatrogen nicht typisch?
Fokal narbige Atrophie von Ziliarkörperzotten
Außen führende Netzhautatrophie
Rubeosis iridis
Fibrotischer Kammerwinkelblock
Glaukomatöse Papillenexkavation
Welcher der folgenden Begriffe bezeichnet keine Netzhautschicht nach üblicher Nomenklatur?
Fotorezeptorsegmentschicht
Müller-Zellen-Schicht
Äußere Körnerschicht
Nervenfaserschicht
Ganglienzellschicht
Welche Aussage zur funktionellen Anatomie des Auges trifft nicht zu?
Das Trabekelmaschenwerk dient dem Kammerwasserabfluss.
In der inneren Körnerschicht der Netzhaut liegen die 2. visuellen Neurone.
Die Bowman-Lamelle ist eine deutlich PAS-positive Basalmembran der Hornhaut.
Intakte Fotorezeptoraußensegmente und ein optisch leerer subretinaler Spalt sprechen für eine artifizielle Netzhautablösung.
Ein appositioneller Winkelblock ist im histologischen Schnitt kaum zu beurteilen.
Welche Aussage zu pathologischen Netzhautveränderungen trifft nicht zu?
Eine innen führende Netzhautatrophie kann durch einen Zentralarterienverschluss bedingt sein.
Eine innen führende Netzhautatrophie kommt häufig bei fortgeschrittenen Glaukomen vor.
Eine außen führende Netzhautatrophie ist typische Folge einer Netzhautablösung.
Beim Aderhautinfarkt werden die Fotorezeptoren nicht mehr versorgt.
Melanome gehen häufig vom retinalen Pigmentepithel aus.
Welcher der folgenden Befunde ist am ehesten mit einem noch lesefähigen Auge zu vereinbaren?
Kräftig perfundierte Rubeosis iridis
Dichte Kalkeinlagerungen zentral in der Hornhaut
Trichterförmig („windenblütenartig“) abgehobene Netzhaut
Verlust der Fotorezeptorsegmentschicht der Netzhaut
Glaukomatös exkavierte Papille mit Verlust der retinalen Ganglienzellschicht
Welcher Befund deutet nicht auf ein schwerstes Hornhautulkus hin?
Tiefer Defekt mit darin liegendem Gore-Tex®-Patch
Kontakt der Irisvorderfläche mit der Cornea und pigmentierte Zellen im tiefen Hornhautstroma
Vollständiger Verlust des Hornhautendothels, blasige Abhebungen des Epithels
Massive Entzündungsinfiltration des Hornhautstromas mit Gefäßneubildungen
Vorwölbung der Descemet-Membran über das äußere Oberflächenniveau
Welcher der folgenden Befunde ist nicht typischerweise bei einem Auge mit einer Rubeosis iridis und zirkulärer anteriorer Synechierung zu erwarten?
Windenblütenamotio
Zahlreiche in den Glaskörperraum wachsende Neovaskularisationen
Papille exkaviert, Lamina cribrosa freiliegend
Bulbusschrumpfung mit Aufhebung der Bulbusanatomie
Karotisstenose mit chronischer okularer Ischämie
Welche Aussage zur Anatomie und Funktion der Netzhaut trifft zu?
Die inneren Netzhautschichten liegen der Aderhaut an.
Die retinale Glia ist vorwiegend in der äußeren Körnerschicht lokalisiert.
Die Fotorezeptoren werden durch einfallendes Licht zuerst erreicht.
Es gibt etwa 100-mal mehr Ganglienzellen als Fotorezeptoren.
Ohne retinales Pigmentepithel gehen die Fotorezeptoren zugrunde.
Welche Kausalitätszuordnung bezüglich der Pathophysiologie von Erkrankungen des Auges trifft zu?
Die Exkavation der Papille führt zu erhöhtem Augeninnendruck.
Ein pathologisches Wachstum der Irisgefäße (Rubeosis iridis) induziert den Zentralvenenverschluss.
Der Augeninnendruck kann zur Vorwölbung einer Descemetozele bei tiefen Hornhautulzera führen.
Durch Atrophie der retinalen Ganglienzellen beim Glaukom bilden sich pathologische Gefäße auf der Netzhautoberfläche aus.
Anteriore Synechien führen durch Zug an der Hornhaut zur Ulkusbildung.
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Koinzer, S., Löffler, K. Histologische Befundung enukleierter Augen. Pathologe 36, 397–410 (2015). https://doi.org/10.1007/s00292-015-0037-8
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00292-015-0037-8