Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

mit dieser Sonderausgabe von Der Pathologe möchten Schüler und Wegbegleiter Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Manfred Dietel herzlich gratulieren und zugleich für seine Arbeit danken. Die Ausgabe umfasst 9 Artikel ehemaliger und aktueller „Kieler und Berliner Schüler“. Sie mögen exemplarisch das breite Spektrum der modernen Pathologie widerspiegeln, für das Manfred Dietel steht.

Qualitätsmanagement ist ein wichtiges Grundsatzthema einer modernen, an den klinischen Bedürfnissen ausgerichteten, serviceorientierten Pathologie. Molekulare Ansätze, die unsere Diagnostik präzisieren helfen und erweitern, bilden einen Schwerpunkt dieser Sonderausgabe. Aber auch die konventionell-morphologische Differenzialdiagnostik und die Tumorklassifikation finden den notwendigen Raum. Schließlich wird die deutsche Prostatakarzinomstudie PREFERE, bei der die Pathologie eine zentrale Rolle spielt, detaillierter vorgestellt, hier können auch CME-Punkte erworben werden.

Manfred Dietel braucht man eigentlich gar nicht vorzustellen, er tut es selbst auf seiner Homepage (http://www.manfred-dietel.de). Doch sollen neben den biographischen Fakten hier auch ein paar Besonderheiten benannt werden. Die Geburtsstadt Hamburg wie auch das Elternhaus haben dem Sohn eines angesehenen Chefarztes für Gynäkologie eine wichtige Prägung gegeben. Schulzeit, Studium und Medizinalassistentenzeit erfolgten in seiner Heimatstadt, die Ausbildung zum Pathologen unter seinem Lehrer Gerhard Seifert am Universitätskrankenhaus Eppendorf. Die erste wissenschaftliche Leidenschaft galt der endokrinen Pathologie, die Habilitation im Jahr 1981 beschäftigte sich mit der Nebenschilddrüse. Doch schon bald wurde das Interessensgebiet erweitert auf die Chemoresistenz maligner Tumoren, die er im Rahmen des von ihm geleiteten Sonderforschungsbereichs (SFB) 232 über Funktion und Defekte von Rezeptorsystemen analysierte. Innerhalb dieses SFB zeigt sich exemplarisch auch schnell die große „doppelte“ Begabung von Manfred Dietel – einerseits seine Fähigkeiten als Manager und Koordinator, andererseits die des an einer Fragestellung und einem klinischen Problem orientierten Forschers und Pathologen. Aus seiner Hamburger Zeit rührt auch bereits das Interesse an der Gynäkopathologie und hier speziell den Ovarialtumoren. Des Weiteren legte er hier den Grundstein für zukünftige wissenschaftspolitische Aktivitäten, die später in seiner Tätigkeit im Wissenschaftsrat der Bundesrepublik Deutschland gipfeln sollten.

Manfred Dietel folgte 1989 einem Ruf an das Universitätsklinikum Kiel, wo er den Lehrstuhl für Pathologie als Nachfolger von Karl Lennert und damit eines schweren, fast übermächtigen Erbes antrat. Es wurde mit Souveränität und Charisma gemeistert. In den 5 Jahren seines Wirkens in Kiel hat es Manfred Dietel geschafft, dem Institut seinen Stempel aufzudrücken. Er hätte nun gemütlich an der Kieler Förde bleiben und sich dem hanseatisch-norddeutschem Flair hingeben können. Doch es kam anders. Nach der deutschen Wiedervereinigung musste der renommierte Virchowsche Lehrstuhl an der Charité wieder besetzt und aus den Wirren der Nachwendezeit herausgeführt werden. Es gab seinerzeit eigentlich nur einen Pathologen in Deutschland, der das konnte und auch ernsthaft wollte – Manfred Dietel. Und so ging er im Jahr 1994 nach Berlin. Eine Reihe Kieler Kollegen begleiteten ihn, viele gute Kollegen fand er vor Ort vor, neue traten hinzu und so wurde das Berliner Institut schnell zu einem deutsch-deutschen Schmelztiegel der Pathologie.

Das Institut blühte dank der geschickten, politisch und menschlich umsichtigen Führung von Manfred Dietel wieder auf. Es gelang nicht nur die wissenschaftliche und diagnostische Profilierung am neuen Standort, es sei hier nur die Mitautorenschaft bei der WHO-Klassifikation der gynäkologischen Tumoren genannt, sondern auch die Renovierung des altehrwürdigen Instituts einschließlich des von Rudolf Virchow begründeten Museums – dies alles in Zeiten erheblicher finanzieller Engpässe. Was für eine Herkulesaufgabe, die teils neben der Tätigkeit als Dekan und ärztlicher Direktor der Charité bewältigt wurde. Das Berliner Institut, das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Vorlage für viele pathologische Institute in Deutschland, Europa und der ganzen Welt war, kann heute endlich wieder seiner Vorbildfunktion gerecht werden. Manfred Dietel wurde in mehrerlei Hinsicht ein würdiger Nachfolger von Rudolf Virchow, was sich auch in seiner langjährigen Präsidentschaft der Deutschen Gesellschaft für Pathologie ausdrückt. Dabei ist es ihm gelungen, unser Fach viel stärker in das öffentliche Bewusstsein zu rücken und dessen Bedeutung gegenüber den häufig dominanten klinischen Fächern besser zu behaupten.

Dafür sei ihm gedankt. Es war und ist stets eine Bereicherung, mit ihm diagnostisch, wissenschaftlich und persönlich zu interagieren. Natürliche Autorität, persönliche Ausstrahlung, Redegewandtheit, Humor und Schlagfertigkeit sind ihm dabei eigen. In der Sache zielorientiert und fordernd, vermag er es, seinen Mitarbeitern eine größtmögliche Freiheit und Eigenverantwortung zu belassen, die sich in der Regel über den großen Einsatz der Mitarbeiter und die Treue seiner Schüler ausgezahlt hat.

Diese Sonderausgabe, die von Glen Kristiansen initiiert und koordiniert wurde, ist in ihrer Diversität ein Beleg der Freiheit, die Manfred Dietel seinen Mitarbeitern und Schülern stets bei der Wahl ihrer Forschungsinteressen und deren Umsetzung gewährte. Unabhängig vom bearbeiteten Interessengebiet konnte man sich dabei immer seiner vollen persönlichen Unterstützung sicher sein. Wir danken stellvertretend für die vielen Menschen und Schüler, die durch ihn geprägt wurden (und werden...), gratulieren herzlich zum Geburtstag, wünschen persönlich und beruflich alles Gute, freuen uns auf die weitere gemeinsame Arbeit in der Medizin und wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen dieser Ausgabe von Der Pathologe.

Glen Kristiansen

im Namen von Carsten Denkert, Andreas Erbersdobler, Udo Kellner, Hermann Lage, Iver Petersen, Christoph Röcken, Albrecht Stenzinger, Andreas Turzynski, Wilko Weichert.