Das vorliegende Heft der Zeitschrift Psychotherapeut setzt sich mit psychotherapeutischen Ansätzen in der Adoleszenz auseinander. Dass diese Übergangsphase von der Kindheit in das Erwachsenenalter zunehmend in den Fokus der psychiatrischen/psychotherapeutischen Betrachtung gerückt ist (Fegert et al. 2009), liegt zum einen daran, dass sich – auch bedingt durch die biologischen Reifungsprozesse – viele psychiatrische Erkrankungen in diesem Lebensalter erstmals manifestieren. Zum anderen wurde in den vergangenen Jahren deutlich, dass die Therapie Adoleszenter von therapeutischen Interventionen bei Kindern oder Erwachsenen abgegrenzt werden muss, will man der entwicklungspsychologischen Dimension ausreichend Beachtung schenken. In der Entwicklung der Heranwachsenden tritt die Familie zunehmend in den Hintergrund; die Gruppe der Gleichaltrigen gewinnt an Bedeutung. Diesen entwicklungspsychologisch bedingten Prozessen tragen auch viele Therapieprogramme Rechnung. Dennoch ist in Krisensituationen, wie z. B. nach einem Suizidversuch oder bei Suizidalität, die Familie eine wichtige Ressource, die nicht vernachlässigt werden darf.

Im vorliegenden Heft wird dieses zunehmend etablierte Thema der Adoleszenzpsychiatrie mit verschiedenen inhaltlichen Beiträgen aufgegriffen und fortgeführt. Dabei darf nicht vergessen werden, dass Übergänge aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie in die Erwachsenenpsychiatrie und die Psychosomatik sowie Übergänge in der Psychotherapie aus der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie in die Behandlung junger Erwachsener vielfach nicht ideal gelöst sind. Hier steht über die Fächergrenzen hinweg eine wichtige Herausforderung vor uns, verschärft durch den ökonomischen Druck, dass sich Jugendliche und junge Erwachsene immer später aus dem Elternhaus lösen. Dies ist v. a. in Südeuropa angesichts der Wirtschaftskrise zu einem bedrückenden Fakt geworden, mit dem viele Familien umgehen müssen. Doch auch in unseren Breiten ist „Hotel Mama“ häufig die bevorzugte Alternative zu WG, Studentenwohnheim, Lehrlingsheim oder eigener Wohnung.

In der Übersicht von Straub et al. wird auf gruppentherapeutische Angebote zur Behandlung der Depression im Jugendalter eingegangen. Diese vergleichsweise kosteneffizienten Verfahren aus dem Bereich der kognitiv-verhaltenstherapeutischen oder interpersonellen Therapie zeigen gerade im Jugendalter gute Effekte und ermöglichen eine Reflexion im Kontext der Peer-Gruppe. Diese Gleichaltrigengruppe wird auch zum Spiegel in der von Plener et al. beschriebenen musiktherapeutischen Intervention zur Reduktion nichtsuizidalen selbstverletzenden Verhaltens bei Jugendlichen „Rocken statt Ritzen“. In einer Pilotstudie wurde hier die Effektivität einer aus einzel- und gruppentherapeutischen Elementen bestehenden Therapieform beleuchtet. Von den Autoren wird darauf verwiesen, dass es zum Abbau von therapeutischen Hürden auch notwendig ist, die Jugendlichen – etwa durch Einsatz musiktherapeutischer Mittel – zur Teilnahme an einer solchen Gruppe zu motivieren. Ein weiteres Gruppenangebot, diesmal für Jugendliche mit einem Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom wird von Fischer et al. beschrieben. Die Daten zur inzwischen als Manual vorliegenden SAVE-Therapie (Spröber et al. 2013) zeigen, dass die gruppentherapeutische Intervention auch in diesem Kontext erfolgversprechend ist. Der Beitrag von Kapusta et al. setzt sich ebenfalls mit einem Phänomen auseinander, das sich zumeist in der späteren Adoleszenz manifestiert: der Suizidalität. In dieser Übersichtsarbeit werden viele gruppentherapeutische Angebote referiert. Letztendlich wird aber auch darauf verwiesen, dass gerade die Interventionen, die die Familie miteinschließen, zu einer Reduktion suizidaler Verhaltensweisen führen.

Wir hoffen, den Lesern mit diesem Heft einen spannenden Querschnitt der Therapieforschung bei Adoleszenten nahebringen zu können.