Zusammenfassung
Muttermilch ist im ersten halben Lebensjahr die ideale Ernährung für Säuglinge und bietet gesundheitliche Vorteile für Kind und Mutter. Im Rahmen des Gesundheitsmonitorings des Robert Koch-Institutes werden mit der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) in regelmäßigen Abständen bevölkerungsbezogene Daten zur gesundheitlichen Lage der in Deutschland lebenden Kinder und Jugendlichen erhoben, darunter auch Angaben zum Stillen. Der vorliegende Artikel beschreibt das Stillverhalten anhand von Ergebnissen aus KiGGS Welle 2 (2014 bis 2017). Prävalenzen des Stillens und der Stilldauer der Geburtsjahrgänge 2009–2016 sowie Angaben zur Stillabsicht und Abstillgründe werden dargestellt. Die Ergebnisse aus KiGGS Welle 2 zeigen, dass die Stillquoten für jegliches Stillen zwischen den Geburtsjahrgängen 2009/2010 und 2013/2014 tendenziell angestiegen sind, während die Prävalenzen für volles und ausschließliches Stillen keine Veränderungen zeigen. Die Stillquoten für ausschließliches Stillen für mindestens vier bzw. sechs Monate (Geburtsjahrgänge 2012 bis 2016) lagen bei 40,0 % bzw. 12,5 %. Die durchschnittliche Stilldauer zeigt zwischen den Geburtsjahrgängen 2001 und 2014 keine wesentlichen Änderungen. Fast 90 % der Mütter beabsichtigten, ihr Kind nach der Geburt zu stillen, und 97 % dieser Mütter haben auch tatsächlich mit dem Stillen begonnen. Zu wenig Muttermilch wurde häufig als Problem genannt, sowohl von den Müttern, die beabsichtigt hatten zu stillen, jedoch nicht mit dem Stillen begonnen haben, als auch von Müttern, die ihre Säuglinge weniger als sechs Monate gestillt haben. Die KiGGS-Studie stellt, trotz einiger Limitationen, einen wichtigen Teil des Stillmonitorings dar. Durch die regelmäßige Datenerhebung und das weitestgehend gleichbleibende Studiendesign können zeitliche Trends sowie die Auswirkung von Maßnahmen zur Stillförderung in der Bevölkerung abgebildet werden. KiGGS Welle 2 zeigt, dass weiterhin Maßnahmen zur Stillförderung erforderlich sind.
Abstract
Breast milk is the optimal nutrition for babies in their first six months of life and provides health benefits for both children and mothers. As part of the Robert Koch Institute’s health monitoring, the German Health Interview and Examination Survey for Children and Adolescents (KiGGS) regularly collects population-based data on the health situation of children and adolescents living in Germany, including information on breastfeeding. This article describes breastfeeding behaviour based on the results of KiGGS Wave 2 (2014–2017). The prevalence of breastfeeding and the duration of breastfeeding in the birth cohorts 2009–2016 as well as information on intention to breastfeed and reasons for weaning are described. The results from KiGGS Wave 2 show that breastfeeding proportions for any type of breastfeeding tended to increase between the birth cohorts 2009/2010 and 2013/2014, while the prevalence for full and exclusive breastfeeding show no change. The average duration of breastfeeding has remained constant. Almost 90% of mothers intended to breastfeed their baby after birth and 97% of these mothers actually started breastfeeding. Having insufficient breast milk has often been mentioned as a problem, both by mothers who intended to breastfeed but did not start breastfeeding and by mothers who have been breastfeeding their infants for less than six months. Despite some limitations, the KiGGS study is an important part of breastfeeding monitoring. Regular data collection and the largely consistent study design make it possible to map trends in time and to measure the impact of breastfeeding promotion on the population. KiGGS Wave 2 shows that breastfeeding promotion measures are still necessary.
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Förderung
Die Studie wurde mit Mitteln des Robert Koch-Instituts und des Bundesministeriums für Gesundheit finanziert.
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Interessenkonflikt
A.-K. Brettschneider, E. von der Lippe und C. Lange geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
KiGGS Welle 2 wurde unter strikter Einhaltung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes durchgeführt. Die Ethikkommission der Medizinischen Hochschule Hannover hat die Studie geprüft und der Durchführung zugestimmt (Nr. 2275-2014). Die Teilnahme an der Studie erfolgte nur nach Aufklärung über Ziele, Inhalte und datenschutzrechtliche Belange der Studie sowie Abgabe einer schriftlichen Einverständniserklärung.
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Brettschneider, AK., von der Lippe, E. & Lange, C. Stillverhalten in Deutschland – Neues aus KiGGS Welle 2. Bundesgesundheitsbl 61, 920–925 (2018). https://doi.org/10.1007/s00103-018-2770-7
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