Zusammenfassung
Die Struktur der Ölfarben ist wesentlich bedingt durch zwei Faktoren: Anordnung der Pigmentteilchen (Dispersionsgrad, Aggregation, Pigmentform) und Anordnung des Öles, das teils als „freies Öl“ zugegen ist, d. h. sich außerhalb der Wirkungssphäre der Pigmentteilchen befindet, teils als „Ölhülle“, wobei unter diesem Begriff hier nicht nur eine eigentliche Adsorptionshülle zu verstehen ist, sondern auch dasjenige Öl, dessen Beweglichkeit durch Einschluß in Aggregate oder aggregatartige Verkettungen sperriger Teilchen gehemmt ist. Man könnte auch kurz von wahren und Schein-Hüllen sprechen.
Aus den mitgeteilten Daten kann man weiter folgern, daß das Vorhandensein merklicher „Scheinhüllen“ einen hohen a-Wert der Gleichung logηsp=a·p+b bedingt, sowie hohe Viskosität und Fließfestigkeit bei großem Ölgehalt, während man bei niedrigem a annehmen darf, daß in dem beweglichkeitsgehemmten Öl im wesentlichen wahres Hüllenöl vorliegt bei guter Dispersion der ölumhüllten Pigmentteilchen.
Bei bekanntem Verhalten eines bestimmten Pigmentes und Öles kann man geradezu den Wert von a als Maß für die Güte der Vermahlung ansehen. Es sei zum Schlusse noch darauf hingewiesen, daß die in der Praxis oft aufgestellte (aber wohl kaum systematisch erwiesene) Behauptung, daß gute Vermahlung ein wesentliches Moment für die Herstellung guter Ölfarben ist, durch unsere Untersuchungen durchaus bestätigt wird. Ganz abgesehen von groben Vermahlungsfehlern ergibt sich aus unseren Untersuchungen, daß bei schlechter Dispersion (siehe Antimonweiß und Bleiweiß, das auf der Trichtermühle vermählen wurde) allmählich eine Änderung der Struktur der Farben eintritt oder mindestens eintreten kann, so daß aus „Scheinhüllenöl“ „freies Öl“ wird. Bei guter Dispersion (Bleiweiß auf dem Walzenstuhl z. B.) bleibt die Struktur der Ölfarbe erhalten. Die Möglichkeit einer Änderung der Struktur der Farbe aber ist zweifellos ein Moment der Unsicherheit, das praktisch nicht belanglos ist.
In der folgenden Abhandlung werden wir zeigen, daß mit den entwickelten Vorstellungen auch der Ölbedarf der Pigmente in engstem Zusammenhang steht.
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Wolff, H., Zeidler, G. Über die Viskosität von Ölfarben als Ausdruck ihrer Struktur. Kolloid-Zeitschrift 74, 97–103 (1936). https://doi.org/10.1007/BF01593162
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