Zusammenfassung
Der Feinbau der Amnionepithelzelle von Mensch und Huhn wurde im Anschluß an frühere Arbeiten vergleichend licht-und elektronenmikroskopisch untersucht. Besonderes Interesse fanden hierbei Fruchtwasservakuolen und Lipoideinschlüsse.
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1.
Durch experimentelle Untersuchungen am Amnionapparat des Hühnchens sollte die Frage nach Herkunft der Fruchtwasservakuolen und nach der Bedeutung der Lipoideinschlüsse geklärt werden. Es wurde nachgewiesen, daß die großen, lichtmikroskopisch sichtbaren Vakuolen an der Fruchtwasserbereitung maßgeblich beteiligt sind und die Bezeichnung „Fruchtwasservakuolen“ zu Recht tragen. Sie entstehen durch Auftreibung des Kern-Plasmaspaltes, gelangen an die Zelloberfläche und entleeren ihren Inhalt in die Amnionhöhle. Im Neugeborenen-Amnion sind Fruchtwasservakuolen, wahrscheinlich infolge eines Produktionsstops am Ende der Gravidität, äußerst spärlich, während man sie im frühembryonalen Amnion sehr zahlreich findet. Hinsichtlich Bau und Entstehungsmechanismus unterscheiden sie sich nicht von Fruchtwasservakuolen des Hühnchens.
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2.
Tröpfchenförmige Lipoideinschlüsse sind im Amnion des Hühnchens, im embryonalen Amnion des Menschen und in besonders großer Zahl im Neugeborenen-Amnion nachweisbar. Wie experimentelle Untersuchungen am Amnion des Hühnchens mit hinreichender Sicherheit zeigten, werden die Lipoide dem Inhalt der Fruchtwasservakuolen beigemischt und gelangen als Bestandteile des Fruchtwassers über den Intestinal-Atmungsapparat und durch die Epidermis paraplazentar in den Embryo. Für den Menschen ist ein entsprechender Transportweg so gut wie gesichert.
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Schmidt, W. Struktur und Funktion des Amnionepithels von Mensch und Huhn. Zeitschrift für Zellforschung 61, 642–660 (1963). https://doi.org/10.1007/BF00344005
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