Zusammenfassung
Die reinen Gipsböden im Kyffhäusergebirge und am Südharzrand enthalten im Vergleich zu Silikatböden extrem viel Calcium und Schwefel und wenig Kalium und Aluminium. Trotzdem sind die untersuchten Birken(Betula pendula), Buchen(Fagus sylvatica) und Schwarzkiefern(Pinus nigra) auf den Gipsstandorten mit diesen Elementen relativ ausgeglichen ernährt, was auf ein wirksames aktives Selektions- und Ausschlußvermögen dieser Waldbäume schließen läßt. Die hohe Calciumkonzentration in der Bodenlösung behindert die Aufnahme der anderen untersuchten Nährelemente nicht. Ein Kalium-Calcium-Antagonismus tritt nicht auf.
Die Buchen auf Gipsstandorten des Kyffhäusergebirges enthalten in ihren Blättern mit 0,43% S doppelt soviel Schwefel wie durch SO2 geschädigte Buchen im Sächsisch-Böhmischen Erzgebirge mit 0,22% S, dabei sind die Buchen auf Gipsstandorten gesund. Bei der Beurteilung der Schwefelkonzentration in den Blättern muß unterschieden werden, ob sie ein Ausdruck der Schwefelernährung auf normalem physiologischen Wege oder der Bioindikator für eine SO2-Belastung ist.
Ein Gefäßvegetationsversuch mit Sämlingen von Buche und Fichte(Picea abies) auf Quarzporphyrund Gneisboden bei steigender Sulfat- bzw. Säuremenge im Boden zeigte, daß eine hohe Sulfatanionenkonzentration im Boden die Pflanzen nicht schädigt. Die festgestellten Schäden gehen auf eine hohe Protonenkonzentration zurück.
Summary
The pure gypsum soils of the Kyffhäuser Mountains and of the Southern Hercynian Mountains have an extremely high calcium and sulphurcontent and a low potassium and aluminium content compared to silicate soils. On the other hand, birch(Betula pendula), beech(Fagus sylvatica) and black pine(Pinus nigra) growing on the gypsum sites are characterized by a relatively well-balanced nutrition. This demonstrates the active selective and exclusive ability of the trees.
The high calcium concentration in the soil solution does not impede the uptake of the other investigated nutrients.
No calcium — potassium antagonism occurs.
The leaves of beeches stocking on the Kyffhäuser gypsum sites contain 0,43% S. This is twice the sulphur content of SO2-damaged beeches growing in the Saxo-Bohemian parts of the Ore Mountains (0,22% S). The beeches stocking on the gypsum sites are healthy.
When assessing leaf sulphur concentration one has to distinguish between two things:
On the one hand, the leaf sulphur concentration is the expression of the sulphur nutrition in the normal physiological way, whereas it is a bio-indicator of SO2 stress on the other.
A pot trial with seedlings of beech and spruce(Picea abies) on rhyolith and gneiss soil substrate, applying increasing dosages of sulphate or acids has shown that high sulphate anion concentrations in the soil do not cause any damage to the plants. The observed damage is attributable to high proton concentrations.
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Vortrag auf dem Ehrenkolloquium für Herrn Prof. Dr. habil. Dr. h. c. mult.Hans Joachim Fiedler am 30. Januar 1998 in Tharandt anläßlich der 70. Wiederkehr seines Geburtstages
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Heinze, M. Die Ernährung von Waldbäumen auf Gipsstandorten. Forstw Cbl 117, 267–276 (1998). https://doi.org/10.1007/BF02832981
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