Zusammenfassung der Ergebnisse
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1.
Dolium galea besitzt an seiner Rüsselspitze eine die Mundöffnung umgebende ringförmige Saugscheibe, die das Festsaugen des Rüssels ermöglicht und dennoch die Erzeugung eines Überdrucks in der Mund-höhle erlaubt.
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2.
Ein solcher Überdruck wird erzeugt, wenn die den Rüssel ausstülpende Muskulatur sick nach der Ausstülpung weiter kontrahiert, so die Buccaldrusen zusammenpreßt und ihr Sekret durch die langen Ausführgänge in die Mundhöhle drückt.
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3.
Die paarigen, durch eine überaus kräftige Eigenmuskulatur (Kieferplatte) beweglichen Kiefer besitzen an ihrem freien Ende mächtige, rinnenförmig ausgehöhlte Haken, im Gegensatz zu Tritonium, bei dem die Kiefer vorn abgerundet sind.
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4.
Die Fähigkeit, das Sekret der Buccaldrüsen unter starkem Druck auszuspritzen, die Tritonium fehlt, steht bei Dolium offenbar im Zusammenhang mit dem Besitz der Haken. Wenn these in das Fleisch eines Tiers eingeschlagen sind und gleichzeitig die Ringscheibe des Rüssels sich festgesaugt hat, so kann das ausgepreßte Sekret der Buccaldrüsen, da der Ösophagus abgeriegelt ist, keinen anderen Weg finden als an den Haken entlang in den Körper des Opfers.
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5.
Die Mundhöhle selbst ist gegen die Wirkung des Sekrets durch eine außergewöhnlich dicke Cuticula geschützt.
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6.
Der Ösophagus weist in seinem vorderen Teil, in dem sogenannten delle Chiajeschen Organ drei Arten von Geweben neben dem gewöhnlichen Epithelgewebe auf: Schleimdrüsenepithel, Gallertpolster und dünne Drüsenfalten im Ösophagalblindsack. Die Gallertpolster scheinen Dolium allein zuzukommen. Im übrigen führt die Wand des Ösophagus ein bewimpertes Zylinderepithel mit überaus zahlreichen Schleimdrüsenzellen.
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7.
Der Mitteldarm reicht bei Dolium weiter als HALLER meint, er umfaßt die ganze der Leber anliegende Schlinge und geht noch einkurzes Stück über die Schlinge hinaus. Seine Schleimhaut ist durch zahlreiche schlanke Drüsenzellen mit mukösem Sekret charakterisiert.
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8.
Im Enddarm sind solche sehr selten, in seinem Endabschnitt treten Eiweißdrüsenzellen auf.
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9.
Außer den Buccaldrüsen, dem Delle Chiajeschen Organ und der Leber besitzt der Darm keinerlei Anhänge oder Ausstülpungen, im Gegensatz zu Hallers Darstellung verläuft er glatt, sehlauchförmig.
Abbreviations
- AG :
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Ausführungsgang der Buccaldrüsen
- AL :
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Außenlage (im Kiefer und der weißen Haut)
- ALi :
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Aubenlippe
- Ar :
-
Arterie
- art :
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Arterien, die den Ösophagalblind-sack durchziehen
- art′:
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ihre Verzweigungen
- Aus :
-
Ausführungsgänge der Leber
- B :
-
Basalmembran
- BA :
-
Buccalarterie
- Bas :
-
Basalhaut der Radula
- BasEp :
-
Basalepithel der Radula
- Bi :
-
Bindegewebe
- Bi.a :
-
äußere bindegew. Hülle der Radulapapille
- BiF :
-
Bindegewebsfaser
- BiK :
-
Bindegewebskern
- BiS :
-
Bindegewebsscheide der Radulapapille
- Bl :
-
Ösophagalblindsack
- BlE :
-
Eingang in denselben
- Bl Z :
-
Blutzellen
- C Gg :
-
Cerebralganglion
- Ci :
-
Zilien
- Cu :
-
Cuticula
- DEp :
-
Deckepitbel der Radulapapille
- Dr :
-
Drüsenzelle
- DrK :
-
Kern einer Drüsenzelle
- EiDr :
-
EiweiBdrüsenzelle
- eM :
-
elastische Membran
- Ep :
-
Epithel
- F :
-
Faser (in Abb. 37)
- F :
-
unpaaresenkrechtstebende Schleimhautfalte an der Vorderwand der Radularnasse
- Fa :
-
Drüsenfalten des Ösophagalblindsacks
- Ft :
-
Längsfalten des Ösophagus
- Gr :
-
Grenzschicht
- H :
-
helle Haut in der Mundhöhle (dicke Cuticula)
- IL :
-
Innenlage
- ILi :
-
Innenlippe
- iug.ant. :
-
Musculus iugalis anterior
- iug.ant. 1,2 :
-
seine beiden Portionen
- iug.post. :
-
M. iugalis posterior
- K :
-
Kiefer
- Kn :
-
Zungenknorpel
- KnN :
-
Knorpelnaht
- KPl :
-
Kieferplatte
- KW :
-
Kieferwinkel
- K Z :
-
Kalkzelle
- Lak :
-
Lakune
- lF :
-
laterale paarige Falte (neben der Radulamasse)
- LgMÖ :
-
äußerer Längsmuskel der Ösophaguswand
- LgMÖ 2 :
-
innerer Längsmuskel der Ösophaguswand
- LgMD :
-
Längsmuskelschicht d. Darms
- Li :
-
Lippe bei Tritonium
- l.M.F :
-
Längsmuskelfaser
- long.pap. :
-
Längsmuskel der Papillenwand
- long.vent. :
-
M. longitudinalis ventralis pharyngis
- L Z :
-
Lateralzahn der Radula
- M :
-
Muskel
- m.circ. 1, 2, 3, 4, 5 :
-
M. circulares proboscis
- m.depr. 1, 2, 3 :
-
M. depressores pharyngis
- Md :
-
Mündung des Ausführgangs der Buccaldrüsen in die Mundhöhle
- MF :
-
Muskelfaser
- m.hor. 1, 2, 3 :
-
M. horizontales pharyngis
- ML :
-
Mittellage
- m.lev. :
-
M. levator pharyngis
- m.long. 1, 2, 3 :
-
M. longitudinales proboscis
- m.ob. :
-
M. obliquus pharyngis
- m.pap. :
-
M. papillaris
- m.post. 1, 2 :
-
M. posteriores pharyngis
- m.protr. 1, 2 :
-
M. protractores pharyngis
- m.rad. :
-
M. radiales proboscis
- m.rad.s. :
-
M. radiales proboscis, schiefgestellte
- m.tens. 1, 2 :
-
M. tensores pharyngis
- Mü :
-
Mündung der Hypobranchialdrüse
- Mus :
-
Muskelbündel, die die Decke des Rüssel- und Buccaldrüsenraumes senken
- m.vert. :
-
Musc. verticalis pharyngis
- NDr :
-
Nebenbuecaldrüse
- Od :
-
Odontoblasten
- Ös :
-
Ösophagus
- Pap :
-
Afterpapille
- Pap. Z :
-
Papillenzapfen der Radulapapille
- Po :
-
Drüsenpoister des Ösophagus
- QE :
-
Querer Einschnitt im „Jabot” von Tritonium
- QF :
-
Quere gekräuselte Falte in der Mundhöhle von Dolium
- R :
-
Rinne im Kieferhaken
- ra :
-
Radialmuskelfasern, die vom Enddarm zum Mantel geben
- Rd :
-
Radula
- retr :
-
M. retractor maior pharyngis
- retr. 2 :
-
M. retractor minor pharyngis
- retr.red :
-
M. retractor radulae
- Rg-m 1, 2, 3, 4, 5 :
-
M. circulares pharyngis
- RyMÖ :
-
Ringmuskel der Ösophaguswand
- RgMD :
-
Ringmuskel der Darmwand
- RMF :
-
Ringmuskelfasern
- RS :
-
Radulascheide
- S :
-
Sekret der Drüsenfalten des Blindsacks
- Sch :
-
Schmelzschicht
- SDr :
-
Säuredrüse, in Abb. 52: Schleimdrüsenzelle
- SEp :
-
Schmelzepithel (sekundär)
- SF :
-
Schleimhautfalten
- SHD :
-
Darmschleimhaut
- SHÖ 1, 2 :
-
Schleimhaut der beiden Ösophagusabschnitte
- SK :
-
Kerne im Sekret S
- Stk :
-
Kern einer Stützzelle
- Tr :
-
Trennungsschicht
- trans. :
-
M. transversalis pharyngis
- wH :
-
weiße Haut der Radulamasse
- Wü :
-
Schleimdrüsenwülste des Ösophagus
Literaturverzeichnis
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Weber, H. Der Darm von Dolium galea l, eine vergleichend anatomische untersuchung unter besonderer berücksichtigung der tritonium-arten. Z. Morph. u. Okol. Tiere 8, 663–804 (1927). https://doi.org/10.1007/BF00407452
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