Zusammenfassung
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1.
Die Mannose ist für die Bienen giftig. Die Bienen gehen unter Lähmungserscheinungen zugrunde.
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2.
Die Dosis letalis minima liegt bei 0,4–0,5 mg pro Biene (1 1/2 m Mannose: 1/2 m Saccharose).
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3.
Die Giftwirkung der Mannose ist sehr stark abhängig von der Konzentration der Mannose.
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4.
Die Konzentration des Süßungszuckers (sein Nährwert) ist ebenfalls von großem Einfluß. Eine spezifische Wirkung der Zuckerart, Hexose oder Pentose, Monosaccharid oder Disaccharid, ist nicht festzustellen.
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5.
Methylmannosid zeigt ebenfalls Giftwirkung. Die Schädigung tritt in diesem Falle später ein als bei Mannose, führt dann aber rascher zum Tode.
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6.
Die Giftigkeit der 1-Mannose ist bedeutend geringer als die der d-Mannose.
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7.
Der Zuckeralkohol Mannit zeigt deutlichen hohen Nährwert.
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8.
Bei parenteraler Zufuhr ist die d-Mannose ebenfalls giftig.
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9.
Die anderen untersuchten Hymenopteren verhalten sich wie folgt: Apiden sind empfindlich. Von den Vespiden nur Vespa vulgaris, während die anderen die Mannose vertragen. Formiciden sind gegenüber Mannose unempfindlich. Schlupf- und Blattwespen verhalten sich gegen Mannose indifferent; die Mannose ist also weder giftig noch besitzt sie Nährwert.
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10.
Bei den anderen Insektenordnungen wurde Nährwert bei den Coleopteren, Dipteren und Orthopteren festgestellt. Indifferentes Verhalten zeigten Lepidopteren und Rhynchoten.
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11.
Bei der Giftwirkung der Mannose dürfte es sich um „kompetitive Hemmung“ im Sinne Haldanes handeln (Ähnlichkeit der Mannose mit der Glucose; Abhängigkeit der Giftwirkung von der Saccharosekonzentration).
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12.
Eine Erklärung für die Verteilung der Empfindlichkeit gegenüber Mannose innerhalb des Systems der Insekten läßt sich nicht geben.
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Staudenmayer, T. Die Giftigkeit der Mannose für Bienen und andere Insekten. Z. f. vergl. Physiologie. 26, 644–668 (1939). https://doi.org/10.1007/BF00341096
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