Zusammenfassung
Wenn der Zweck von Sicherheitsmaßnahmen darin besteht, ein friedliches demokratisches Miteinander aufrechtzuerhalten (vgl. Body-Gendrot 2000: xx), dann sind die Antworten auf den 11. September und viele Maßnahmen, die danach im Namen der Sicherheit ergriffen wurden, weit über das Ziel hinausgeschossen.
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Literatur
Zu diesem Thema gibt es natürlich zahlreiche Veröffentlichungen. Ich verweise nicht nur auf Body-Gendrot 2000, sondern auch auf Anleu 1991 Cohen, 1985, Cotterell 1975 und 1984, Edwards 1988, Friedman 1986, Hunt 1983 oder Tomasic 1987.
Oder, wie Sophie Body-Gendrot fragt: „Was machen Bürgermeister und ihre Partner, um den Exodus der Mittel-und Arbeiterschichten aus den Innenstädten zu verlangsamen?“ (Body-Gendrot 2000: 104) Diese Denktradition geht zurück zu den Ursprüngen der öffentlichen Polizei und zu Reformansätzen wie Jacob Rhys Angriff auf die slums als Brutstätte der Kriminalität. Mit Blick auf südafrikanische Gemeinden stellen Vanessa Watson, Philip Harrsion und Alison Todes fest: „Das Spektrum von und die Erfahrung mit Kriminalität und Gewalt sind die wesentlichen Gründe dafür, warum der private Sektor diese Orte (in townships) vermeidetchwr(133) Der relative Misserfolg von Geschäftszentren in schlechter Lage, die zum Beispiel von der KwaZulu Finance and Investment Corporation in KwaZulu-Natal errichtet wurden, wie auch Kriminalität und Gewalt, können weitere Investitionen sehr wohl verhindern.” (Watson, Harrison, Todes 1997: 46f.)
Vgl. Kirchheimer 1961. Es ist auch verknüpft mit vielen Debatten um die Rolle des Staates, für die die Literatur unüberschaubar ist.
Vgl. den Bericht des U.S. Senate Select Committee to Study Governmental Operations with Respect to Intelligence Activities (U.S. Congress 1976 ).
Die Kurzbezeichnung verweist auf die Form von Public Relations, die die Befürworter des Gesetzes sich zu eigen gemacht haben. Man sollte es, auf dieser Ebene, eher den ANTIDEMOCRATIC Act nennen: Americans Nervous about Terrorism Insisting Democratic Expressions Might Operate to Create Repeat Attacks of Terrorism, thus Inhibiting all Criticism, oder Americans Now Talked Into Denouncing Even Moderate Opposition and Conforming to Repress Any Tendency to Independence or Criticism oder Ashcroft’s Notion That Inhibiting Democratic Expression Must Occur to Create Real Anti-Terrorism Insulation for Communities. Die genauen Bestimmungen des Gesetzes werden von der Electronic Frontier Foundation unter www.eff.org/Privacy/ Surveillance/ Terrorism_militias/20011031_eff usa_patriot_analysis.html beschrieben.
Vgl. das Memo der New York Civil Liberties Union vom 15. August 2002 „Federal Court Invalidates Parks Department Rules Imposing Large Fees on Political Events in City Parks.“ (Vgl. zusammenfassend: www.nyclu.org/a_review2002.htm1)
Für eine grundsätzliche Diskussion der Erosion von „öffentlich“ im Sinn von demokratisch vergleiche die Arbeit von Setha Low, und insbesondere mit Blick auf den 11. September siehe Low 2002.
Nach Schätzungen der Firma J. P. Freeman, zitiert in der New York Times vom 29. September 2002, S. 33.
Definition nach der elektronischen juristischen Bibliothek (www.lectlaw.com/def/c330.htm). Oder, in der noch prägnanteren Formulierung von Body-Gendrot: „Kriminalität ist, was die Gesellschaft als Kriminalität definiert.“ (Body-Gendrot 2000: xxiv)
Business Improvement Districts, Zusammenschluß von Immobilieneigentümern und Anwohnern eines Bezirks, um dessen Situation und Selbstdarstellung zu verbessern. Vgl. für den New Yorker Times Square BID zum Beispiel www.timessquarebid.org/the_bid/index.htm (Anm. d. Übersetzerin).
Aus der Hausordnung des Sony Center Property Management: „1. Feilbieten von Waren, Straßenmalereien, Musizieren oder andere Auftritte sowie Vorführungen jeder Art sind ohne schriftliche Genehmigung durch das Center Management nicht erlaubt. 2. Betteln und Hausieren sind nicht gestattet. 3. Für das Verteilen von Werbematerial, das Anbringen von Plakaten, Kundenbefragungen, das Sammeln von Spenden, die Durchführung von Demonstrationen und politischen Aktionen aller Art benötigen Sie eine schriftliche Genehmigung durch das Center Management.“
Eine düstere Beschreibung, wie Kinder schon früh den im Namen der Sicherheit installierten Kontrollformen unterworfen werden, liefern Devine (1996) und BodyGendrot in ihrer Skizze eines Besuchs in einer Innenstadt-Schule (2000: 136f.).
Siehe auch Cowan, Patazis, Gilroy 2001, Flint 2002 oder Taylor 2001.
Diese Vorgehensweise zielte in vielen Fällen explizit auf Immigranten, die noch nicht in die amerikanische Kultur eingegliedert waren, vgl. Gans 1991.
Der Mangel an Übereinstimmung zwischen Wahrnehmung und Realität von Kriminalitätsgefahren wird unter anderem in einem Papier (Lucy, Rabalais 2002) untersucht, das Swanstrom 2002 zitiert. Lucy und Rabalais stellen fest, dass im Unterschied zur verbreiteten Wahrnehmung die dünn besiedelten Vorortbezirke die gefährlichsten Teile von Metropolenregionen sind.
Ergebnis ist der Wunsch nach flächendeckenden Polizeikontrollen in bestimmten kleinen Gebieten in New York City, sowohl wegen der Sorge der Einwohner über die Konzentration von Kriminalität in ihrem Viertel als auch wegen des Wunsches der Immobilieneigentümer, den Wert ihrer Immobilie zu retten.
Danilo Yanich hat in zwei Papieren die Berichterstattung über Kriminalität in Wilmington, Delaware und Philadephia untersucht. Er stellte fest, dass die Medien Straftaten außerordentlich aufmerksam und detailliert schilderten, wobei nur wenige Berichte sie angemessen im Zusammenhang darstellten.
Low schreibt: „Die,Exklusivität` und der,Status` mit denen neue gated communities für sich werben, wird gegenüber einem durch die ökonomischen Turbulenzen der 1980er Jahre bereits ängstlichen Publikum angeboten. Zusicherungen, dass Mauern und Tore den Wert des Heims erhalten und eine Art,Klasse` oder,Auszeichnung` herstellen, wird von den potenziellen Käufern als partielle Lösung zur Aufrechterhaltung ihrer unproduktiven bzw. oberen Mittelklassen-Position verstanden.“ (Low, o. J.) „Ein Grund für die neue Pönologie ist die Revision des Armutskonzeptes. Begriffe wie,Unterklasse werden heute gebraucht, um weite Teile der Bevölkerung zu beschreiben, die in einem unausweichlichen Zirkel von Armut und Verzweiflung gefangen sind. Strafrechtsmanager fassen die Leute entsprechend ihren ethnischen oder sozialen Charakteristika unter verschiedenen Sammelbegriffen zusammen. Anstatt sich um individuelle Rehabilitation zu bemühen, richten sie ihr Interesse auf die realistischere Aufgabe, widerspenstige Gruppen zu überwachen und in Schach zu halten. Die Tatsache, dass die Unterklasse auf Dauer gestellt ist, gibt wenig Anlass zu der Hoffnung, dass ihren Mitgliedern, von denen viele Gefängnisinsassen sind, geholfen werden kann. Pönologie betont deshalb das preiswerte Management einer dauerhaften Straftäter-Population.” (Siegel 1993; meine Hervorhebung, P.M.)
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Marcuse, P. (2003). Die Manipulation der Kriminalitätsangst. Anti-Terrorismus als Verlagerung der Unsicherheit nach dem 11. September. In: Nissen, S. (eds) Kriminalität und Sicherheitspolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10561-9_5
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