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Mixed Methods Sampling: Die Verwendung von quantitativen Daten zur Fallauswahl am Beispiel einer qualitativen Organisationsstudie

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Methodische Probleme in der empirischen Organisationsforschung

Zusammenfassung

Eine zentrale Herausforderung in qualitativen Organisationsstudien betrifft die Fallauswahl und ihre Begründung. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Frage, wie die Kombination von quantitativen und qualitativen Methoden dafür genutzt werden kann, um Auswahlkriterien zu entwickeln und zu begründen, die eine methodisch kontrollierte Fallauswahl im Rahmen qualitativer Organisationsstudien unterstützen. Anhand eines Beispiels aus der Forschungspraxis wird gezeigt, wie ein solches sequenzielles Mixed Methods Sampling umgesetzt werden kann.

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Notes

  1. 1.

    Grundsätzlich können beide Varianten aber auch miteinander kombiniert werden, indem die Auswahlkriterien während der Datenerhebung angepasst bzw. erweitert werden und das qualitative Sample dann um weitere Fälle ergänzt wird (vgl. Schreier 2010).

  2. 2.

    Qualitative Interviews mit Teilnehmern des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), die ergänzend zu den quantitativen Auswertungen durchgeführt werden, werden zurzeit auch in den folgenden Projektvorhaben umgesetzt: „Betriebe und Ungleichheit: Synchrone und diachrone Ungleichheitseffekte zeitweiser Entlassungen (Recalls)“ (SFB 882 „Von Heterogenitäten zu Ungleichheiten“, Liebig), „Statusdynamiken und Bildungserbe der Familie“ (BMBF-Projekt, Groh-Samberg/Lohmann), „Das Erwachsenwerden türkischer Migrantennachkommen“ (DFG-Projekt, Groh-Samberg/Tucci).

  3. 3.

    Rechtlich basiert diese Unternehmensform auf EU-Gemeinschaftsrecht. Im Jahr 2001 wurden dazu eine SE-Verordnung und eine SE-Richtlinie verabschiedet, die beide im Jahr 2004 in Kraft getreten sind: Verordnung (EG) Nr. 2157/2001 des Rates vom 8. Oktober 2001 über das Statut der Europäischen Gesellschaft (SE) und Richtlinie 2001/86/EG des Rates vom 8. Oktober 2001 zur Ergänzung des Statuts der Europäischen Gesellschaft hinsichtlich der Beteiligung der Arbeitnehmer.

  4. 4.

    Von den normalen SEs werden sogenannten leere SEs/Mikro-SEs – Unternehmen mit wirtschaftlichen Aktivitäten, die aber keine oder weniger als fünf Arbeitnehmer beschäftigen – und UFO-SEs – zum einen SEs über die keine weiteren Informationen vorliegen und zum anderen sogenannte Vorrats-SEs, die als Vorratsgesellschaften zur späteren Aktivierung gegründet wurden, aber aktuell weder Arbeitnehmer beschäftigen noch wirtschaftlich aktiv sind – unterschieden (vgl. Keller und Werner 2012).

  5. 5.

    Der Datensatz umfasst Informationen darüber, ob für die jeweilige SE eine Beteiligungsvereinbarung abgeschlossen wurde oder die Verhandlungen nicht aufgenommen bzw. abgebrochen wurden, ob vor der SE-Gründung ein Europäischer Betriebsrat (EBR) im Unternehmen bzw. Konzern existierte, ob nach der SE-Gründung ein SE-Betriebsrat (SE-BR) oder ein anderes Verfahren zur Information und Konsultation eingerichtet wurde und wie dieses ausgestaltet ist, ob vor und nach der SE-Gründung eine Mitbestimmung der Arbeitnehmer im Aufsichts- oder Verwaltungsrat bestanden hat und wie sich die Aufsichts- oder Verwaltungsräte vor und nach der SE-Gründung zusammengesetzt haben. Darüber hinaus umfasst der Datensatz Angaben zur Branchenzugehörigkeit, der Mitarbeiterzahl im EWR und in Deutschland, der Anzahl der EWR-Mitgliedstaaten, in denen die Unternehmen vor der SE-Gründung Arbeitnehmer beschäftigten, der Eigentümerstruktur, der SE-Gründungsform und der Organstruktur der Unternehmen.

  6. 6.

    Die Typologie basiert auf der Entwicklungsrichtung (Pfadreproduktion, Pfadwechsel) und dem Beteiligungsniveau. Eine Pfadreproduktion liegt vor, wenn sich hinsichtlich der Existenz der Arbeitnehmerbeteiligungsformen keine grundlegenden Veränderungen ergeben, ein Pfadwechsel liegt hingegen vor, wenn neue Beteiligungsmöglichkeiten geschaffen oder bestehende Formen zurückgenommen wurden. Ein hohes Beteiligungsniveau liegt vor, wenn sowohl ein europäisches Informations- und Konsultationsgremium als auch eine Mitbestimmung der Arbeitnehmer im Aufsichts- oder Verwaltungsrat existiert. Ein mittleres Beteiligungsniveau liegt vor, wenn entweder ein europäisches Informations- und Konsultationsgremium oder eine Mitbestimmung der Arbeitnehmer im Aufsichts- bzw. Verwaltungsrat besteht. Ein niedriges Beteiligungsniveau existiert hingegen, wenn weder ein europäisches Informations- und Konsultationsgremium noch eine Mitbestimmung der Arbeitnehmer im Aufsichts- oder Verwaltungsrat besteht. Die auf Basis der theoretischen Überlegungen abgeleiteten neun Typen stellen sich wie folgt dar: Drei Typen stehen für eine Reproduktion des bestehenden Beteiligungsniveaus (hoch-hoch, mittel-mittel, niedrig-niedrig), drei Typen stehen für einen Ausbau (niedrig-mittel, mittel-hoch, niedrig-hoch) und drei Typen für einen Abbau des Beteiligungsniveaus (hoch-mittel, hoch-niedrig, mittel-niedrig).

  7. 7.

    Die Auswertung ergab folgende Verteilung: Typ 1a: hoch-hoch (14 SEs), Typ 1b: mittel-mittel (4 SEs), Typ 1c: niedrig-niedrig (39 SEs), Typ 2a: mittel-hoch (21 SEs), Typ 2b: niedrig-mittel (22 SEs) (vgl. Tab. 1; Rosenbohm 2014: 140 ff.).

  8. 8.

    Mit der hypergeometrischen Verteilung kann gezeigt werden, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 % kein Fall dieses Typs 1b (mittel-mittel) bei einer Auswahl von zehn Unternehmen gezogen worden wäre.

  9. 9.

    So besteht beim Office for National Statistics (ONS) in Großbritannien ein sogenanntes „Qualitative Respondent Register“ mit rund 45.000 Einträgen, das Kontaktdaten und weitere Informationen (u. a. Alter, Geschlecht, Bildungsstand, Erwerbsstatus, Gesundheitsstatus, Einkommen, Postleitzahl) von Teilnehmern des National Statistics Omnibus Survey enthält, die dem ONS die Erlaubnis erteilt haben, für weitere Untersuchungen kontaktiert zu werden (vgl. Wilmot 2005).

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Rosenbohm, S. (2016). Mixed Methods Sampling: Die Verwendung von quantitativen Daten zur Fallauswahl am Beispiel einer qualitativen Organisationsstudie. In: Liebig, S., Matiaske, W. (eds) Methodische Probleme in der empirischen Organisationsforschung. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-08713-5_13

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