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Normen der Anerkennbarkeit in pädagogischen Ordnungen

Empirische Explorationen zur Norm der Selbständigkeit

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Judith Butler: Pädagogische Lektüren

Zusammenfassung

Normen von Anerkennbarkeit haben offensichtlich in der Schule und im Unterricht nicht zu übersehende Effekte, sie haben – so ließe sich sagen – pädagogische Wirkungen. Das wird gerade in der gegenwärtigen Diskussion über die unterschiedliche Leistungsfähigkeit von Schulsystemen deutlich. Vieles scheint nämlich dafür zu sprechen, dass die über lange Zeiträume nachgewiesenen unterschiedlichen Leistungen vor allem in Mathematik und den naturwissenschaftlichen Fächern von Schüler/innen der westlichen Hemisphäre einerseits und asiatischer Länder andererseits nicht hinreichend mit dem Einsatz verschiedener Unterrichts- bzw. Lehrmethoden erklärt werden können, sondern verstehbar sind erst vor dem Hintergrund verschieden gestalteter Anerkennungsprozesse und unterschiedlicher Normen, die diesen in den unterschiedlichen nationalen Schulsystemen zu Grunde liegen, die die Schulkulturen bestimmen. Überdauernde Traditionen des Umganges mit Bildung und der Wertschätzung von bzw. unterschiedlicher Haltungen gegenüber schulischen Leistungen in den einzelnen Ländern bzw. Regionen seien von großer Bedeutung dafür, welche Anforderungen an Schüler/innen gestellt werden und wie sie Rückmeldungen erhalten, wie und als wer Schüler und Schülerinnen also Anerkennung finden: „In trying to explain this rather puzzling phenomenon it appears likely such differences reflect the messages that the children in these different contexts recieve from their teachers. Observational studies […] note that Russian teachers tend to be more critical and challenging than English or American teachers who may often be rather undiscriminating in their praise“ (Elliot/Phuong-Mai 2008. S. 37). Erkennbar sei, dass unterschiedliche Bedeutungen, die den Urteilen der peers über die Mitschüler/innen beigemessen, und ein unterschiedliches Maß an Autorität, das den Lehrpersonen zugeschrieben werde, die Haltungen von Schüler/inne/n der Schule und den schulischen Dingen gegenüber und deren Einschätzung des eigenen Leistungsvermögens beeinflussen. Folgt man der Auffassung von Elliot/ Phuong-Mai haben Formen der gegenseitigen Anerkennung in der Schule bzw. die diesem Geschehen unterliegenden Normen, die Frage also, als wer man dort wofür in welcher Weise angesehen wird, sich selbst verstehen kann, bedeutsame Folgen und sind gleichzeitig – und insofern werden sie als „Kultur“ oder „kulturell“ bestimmt verstanden – nur schwer und schon gar nicht kurzfristig zu beeinflussen und zu verändern.

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Reh, S., Rabenstein, K. (2012). Normen der Anerkennbarkeit in pädagogischen Ordnungen. In: Ricken, N., Balzer, N. (eds) Judith Butler: Pädagogische Lektüren. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94368-8_9

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