Zusammenfassung
Auch gut zwanzig Jahre nach ihrer Formulierung durch Ulrich Beck (1983, 1986) ist die sogenannte „Individualisierungsthese“ als sinngebende Leitidee für das Verständnis der (Re-)Produktionsbedingungen sozialer Ungleichheiten in modernen Industriegesellschaften nicht unumstritten (z. B. Vester u. a. 2001; Geißler 2002; Atkinson 2007; Becker/Hadjar, in diesem Band). Das Postulat neuer sozialer Ungleichheiten „jenseits von Stand und Klasse“ stellte eine Herausforderung an jene Formen soziologischer Gesellschaftserklärung bzw. -beschreibung dar, die von einem hierarchisch integrierten Gesellschaftsbild ausgingen, in dem es eine eindeutige Zuweisung von Status und Positionen entlang einer mehr oder weniger strikten „Oben-Unten-Verortung“ gab und gibt. Mit der jeweiligen Schichtzugehörigkeit der Individuen schien bereits wenn nicht gar alles, so doch vieles über deren Werthaltungen, Handlungsorientierungen und Lebensführungsmuster gesagt. Der bzw. die Einzelne galten – zumindest der Mainstreamsoziologie – als Repräsentanten ihrer jeweiligen klassifikatorischen Gruppenzugehörigkeiten.
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Hirseland, A., Leuze, K. (2010). Jenseits der traditionellen Paarbeziehung?. In: Berger, P., Hitzler, R. (eds) Individualisierungen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92589-9_10
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