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„Trans-Begriffe“, „Paradoxie“ und „Intersektionalität“ – Notizen zu Veränderungen im Vokabular der Gesellschaftsanalyse.

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Erkenntnis und Methode

Part of the book series: Geschlecht und Gesellschaft ((GUG,volume 43))

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Zusammenfassung

Wenn es darum geht, gesellschaftliche Veränderungen zu begreifen, ist auch ein Blick auf die Konzepte, mit denen Gegenwartsdiagnostik oder Gesellschaftsanalyse betrieben wird, aufschlussreich. Das Vokabular der Gesellschafts- und Kulturanalyse hat sich seit einigen Jahren in mindestens drei Hinsichten merklich verändert: Auffallend ist zum ersten die Konjunktur von Komposita mit der Vorsilbe „trans-“ (transnational, translokal, transareal, Transfergeschichte etc.), die auf eine verstärkte Auseinandersetzung mit tradierten Formen der Grenzziehung hindeutet. Die Trans-Begriffe, sofern sie sich auf sozio-historische Konstellationen beziehen, sind in der Regel begleitet von einer Kritik an den impliziten räumlich-geographischen Axiomatiken, die den überkommenen Formen der Gesellschaftsanalyse zugrunde liegen. Prominent wurde in diesem Zusammenhang die Kritik am „methodologischen Nationalismus“ (Martins 1974; siehe auch Beck 2002, Kreckel 2004). Schon für die Analyse der Vergangenheit sei der autozentrische national(istisch)e Fokus, der eher die politische Konfiguration der Entstehungszeit der modernen wissenschaftlichen Disziplinen als die realhistorisch bestehenden Beziehungen und Abhängigkeiten reflektiert, allenfalls in Teilaspekten plausibel gewesen. Umso mehr gelte dies angesichts der zunehmenden transnationalen Verflechtungen und Prozesse der Globalisierung in der Gegenwart. Die Rede vom spatial turn bezieht sich auf die erhöhte Aufmerksamkeit für diese Thematik. Auch Konzepte wie die einer „Raum-Zeit- Kompression“ (Harvey 1985), die zugleich die neue Produktion von Raum und räumlicher Konfigurationen voraussetzt (Brenner 1997), oder der Begriff der „Glokalisierung“ (Swyngedouw 1997), welcher auf die Simultaneität von Globalisierung und lokal-territorialer Aneignung bzw. Rekonfigurierung abhebt, problematisieren die nationalräumlichen Suggestionen, die mit einem Container- Begriff von Gesellschaft verbunden sind. Sie verweisen zudem auf die Unmöglichkeit einsinniger Tendenzbeschreibungen und signalisieren Respekt vor der Vielschichtigkeit der raum-zeitlichen und soziostrukturellen Dimensionen gegenwärtiger Transformationsprozesse.

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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden

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Knapp, GA. (2012). „Trans-Begriffe“, „Paradoxie“ und „Intersektionalität“ – Notizen zu Veränderungen im Vokabular der Gesellschaftsanalyse.. In: Aulenbacher, B., Riegraf, B. (eds) Erkenntnis und Methode. Geschlecht und Gesellschaft, vol 43. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18675-7_17

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