Zusammenfassung
Ziel dieses Artikels ist es, drei zentrale „Paradigmen“ der bundesdeutschen Migrations- forschung der letzten 20 Jahre auf ihren „Erklärungswert“ und teilweise auf „erkenntnis- leitende Interessen“ zu überprüfen. Ich nehme mir dazu den imperialismuskritischen Ansatz, den Integrationsansatz und den Minoritäten-Ansatz vor und werde sie unter theoretischen und politischen Fragestellungen diskutieren.1
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Anmerkungen
Dieser Artikel erweitert Überlegungen meines Referats auf dem bundesdeutschen Soziologenkongreß 1986 in Hamburg: „Arbeitswanderung im Wandel der Klassengesellschaft“. Abgedruckt in: Migration 1987/1, S.7-20
Dutschke, R.: Rede auf dem Vietnam-Kongreß in West-Berlin 1968. In: ders.: Geschichte ist machbar. Berlin 1980, S. 114.
vgl. z. B. Cinanni, P.: Emigration und Imperialismus. München, O. J. (1970), besonders das Vorwort der Verlagskooperative. Castles, St./ Kosack, G.: Immigrant Workers and Class Structure in Western Europe. London 1973. Bundesvorstand der Jungsozialisten, Geiselberger, S., Schwarzbuch: Ausländische Arbeiter, Hamburg 1972. Arbeitsbesprechung in Tarquinia 1971, Die Fremdarbeiter. Die Radikalisierung der Klassenkämpfe durch die „Vierte Welt“. Erlangen 1974. Nikolinakos, M.: Politische Ökonomie der Gastarbeiterfrage. Reinbeck 1973. Harbach, H.: Internationale Schichtung und Arbeitsmigration. Reinbeck 1976,S.79-102,128-154.
Migranten — Immigranten. In den 60er Jahren ist der Begriff „Migranten“ überwiegend zutreffender. Bis zum Anwerbestop geht ein großer Teil der ausländischen Arbeiter in Westeuropa nur vorübergehend oder mit längeren Unterbrechungen lohnabhängiger Tätigkeitin Westeuropa nach. Abden 70er Jahren dominiert zunehmend die Arbeitseinwanderung.
Zentral ist hierzu die Arbeit von Galtung, J.: Eine strukturelle Theorie des Imperialismus. In: Senghaas, D. (Hrsg): Imperialismus und strukturelle Gewalt. Frankfurt 1971.
vgl. Berger, H.: In Verteidigung des „pueblo“, Arbeiterbewegung und Arbeitsmigration im ländlichen Andalusien. In: Probleme des Klassenkampfs 25,1976. Steinmayr, A.: Zum gesellschaftlichen Bewußtsein von Arbeitsemigranten. Dipl. Arb. München 1976.
Für die BRD: vgl. Hildebrandt,/E. Olle, W.: Ihr Kampf ist unser Kampf. Ursache, Verlauf und Perspektiven der Ausländerstreiks 1973 in der BRD. Offenbach, 1975. Kleff, H.-G.: Vom Bauern zum Industriearbeiter, Zur kollektiven Lebensgeschichte von Arbeitsmigranten aus der Türkei. Ingelheim 1984. S. 142ff.
Zur These der „kleinbürgerlichen Perspektive“ von Arbeitsmigranten damals vgl. u.a.: Schahbazian, K./Wilke, H.: Bewußtseinselemente türkischer Arbeiterinder BRD. In: Das Argument 9-10,1971.
Arbeitsbesprechung in Tarquinia, 1971, S. 4.
vgl. zuletzt: Karstens, M.E.: Die Bedeutung der Zeit im Migrationsleben. In: Migration 1987/1, S. 109–138
vgl. Arbeitsbesprechung in Tarquinia, 1971, S. 23f.
vgl. die ausgezeichnete Analyse von Kleff, H.-G., 1984 über Klientelsysteme unter türkischen Arbeitseinwanderern, S. 246 ff.
Das Projekt Camelot war ein groß angelegtes Forschungsvorhaben US-amerikanischer Sozialwissenschaftler in Lateinamerika in den 60er Jahren. Für die Studentenbewegung war es zeitweise Symbol für eine Soziologie, die im Interesse der Metropolen in abhängigen Ländern forscht.
Zitiert nach Decker, F.: Ausländer im politischen Abseits. Möglichkeiten ihrer politischen Beteiligung. Frankfurt 1982, S. 21.
Bingemer, K. Meistermann-Seeger, E. Neubert, E.: Leben als Gastarbeiter, Geglückte und mißglückte Integration. Köln 1970.
ebd.,S. 17
ebd.,S. 13
vgl. Körte, H. Schmidt, A.: Migration und ihre sozialen Folgen, Förderung der Gastarbeiterforschung durch die Stiftung Volkswagenwerk 1974-1981. Göttingen 1983, S. 107.
vgl. Forschungsverbund Probleme der Ausländerbeschäftigung, Integrierter Endbericht an das Bundesministerium für Forschung und Technologie, Juli 1979.
vgl. z.B. in: Esser, u.a.: Arbeitsmigration und Integration. Königstein 1979. Insbes.: „Ansätze zur Erklärung der Integration von Migranten. TheoretischeGrundlagen. “ Berger
vgl. Gordon, M., Assimilation in America. In: Yetman, N.R. Steele, CH. (Hrsg.): Majority and Minority, Boston 1971. Hofftnann-Novotny, H.S.: Soziologie des Fremdarbeiterproblems, Stuttgart 1973. Elwert, G.: Gesellschaftliche Integration durch Binnenintegration? In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 34, 1982. Gaitanides, St.: Sozialstruktur und’’ Ausländerproblem“. München 1983.
Vgl. Hoffmann-Novotny, 1973undGaitanides, 1983.
Augustin, V. Harnisch, U. und ich hatten 1983 ein Forschungsprojekt in dieser Richtung bei der DFG beantragt. Es wurde abgewiesen. Einen Teil dieses Vorhabens haben wir dann „auf eigene Faust“ verwirklicht: Augustin, V. Berger, H.: Einwanderung und Alltagskultur. Die Forster Straße in Berlin-Kreuzberg. Berlin 1984.
Die Formulierung ist Hoffmann-Novotny, 1973 und Elwert, G., 1982entlehnt.
vgl. Heckmann, F.: Die Bundesrepublik: ein Einwanderungsland? Stuttgart 1981. Heckmann, F.: Ethnischer Pluralismus und „Integration“ der Gastarbeiterbevölkerung. In: Vaskovics(Hrsg.): DieRaumbezo-genheit sozialer Probleme, Opladen 1982. Blaschke, J./Greusing, K. (Hrsg.): „Dritte Welt in Europa“. Probleme der Arbeitsimmigration. Frankfurt 1980. Der Kongreß, dessen Beiträge dieses Buch veröffentlicht, suchte programmatisch eine Verbindung des Minoritäten-mitdem imperialismuskritischen Ansatz.
Heckmann, F.,1981,S.218.
vgl. Thomas, W.I. Znaniecki, F.: The Polish Peasant in Europe and America. New York 19272
ebd., S. 1826
Zu Australien vgl. die Arbeit von Castles in diesem Band. Zu Großbritannien: Bourne, J. /Si vanandan, A.: Cheerleaders and ombudsmen. The sociology of race relations in Britain. In: Race and Class XXI, 4,1980. Gilroy, P.: Managing the Underclass. In: Raceand Class XXII, 1,1981.
vgl. die Arbeit von Lenhardt in diesem Band.
Als ein Beispiel dagegen zitiere ich die einleitenden Sätze des Sammelbandes „Erziehung in der multikulturellen Gesellschaft, Essinger, H./Ucar, A. (Hrsg), 1984: „Unsere Gesellschaft befindet sich gegenwärtig in einem Wandel von überwiegend monoethnischen und monokulturellen zu multiethnischen und multikulturellen Strukturen“. (S. IX). Für viele, wenn nicht die meisten Beiträge zur Theorie und Praxis interkultureller Erziehung ist diese Annahme ausdrücklich oder unausdrücklich leitend.
Zur Kritik der Pädagogik interkultureller Erziehung vgl. die Arbeit von Hamburger in diesem Band; sowie den Artikel von Radtke, F.-O.: Pädagogische Grenzüberschreitungen. Probleme interkultureller Erziehung. Ausländerkinder — Forum fur interkulturelles Lernen in Schule und Sozialpädagogik, 1987/H.3, S. 75-99
Der Artikel hat das Thema „Untersuchungsmethoden“ ausgeklammert. In einem anderen Zusammenhang habe ich die Aktionsforschung für die Migrationssoziologie verteidigt und sie dabei in die Nähe einer qualitativen Feldforschung gerückt: Berger, H.: Aktionsforschung unter Arbeitseinwanderern. In: Hoff-meyer-Zlotnik, J. (Hrsg.): Qualitative Methoden der Datenerhebung in der Arbeitsmigrantenforschung. Mannheim 1986. Aktionsforschung wie imperialismuskritische Migrationssoziologie stehen seit Jahren am Rande. Dabei vermisse ich vor allem eine ernsthafte und rationale Auseinandersetzung mit diesen Ansätzen und die Bereitschaft, eine praktische Erprobung von Aktionsforschung wenigstens zuzulassen.
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Berger, H. (1990). Vom Klassenkampf zum Kulturkonflikt — Wandlungen und Wendungen der westdeutschen Migrationsforschung. In: Dittrich, E.J., Radtke, FO. (eds) Ethnizität. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83695-3_5
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