Bewegungsstörungen
«Hot topic» in der Neurologie

Bewegungsstörungen

Aktuell
Ausgabe
2020/3940
DOI:
https://doi.org/10.4414/smf.2020.03326
Swiss Med Forum. 2020;20(3940):541

Affiliations
a Klinik für Neurologie, Kantonsspital, St.Gallen
b Neurologisches Institut, Konolfingen
d Neurologische Gruppenpraxis, Thunstrasse, Bern
c Zentrum für Bewegungsstörungen, Neurologische Universitätsklinik, Inselspital, Bern

Publiziert am 22.09.2020

Neben der technischen Weiterentwicklung der tiefen Hirnstimulation hat sich auch der MR-gesteuerte fokussierte Ultraschall in der Therapie von Bewegungsstörungen etabliert. Hoffnung geben auch Studien mit Antisense-Oligonukleotiden.

Die tiefe Hirnstimulation hat sich im vergangenen Jahrzehnt für die Behandlung des idiopathischen Parkinson-Syndroms, des essentiellen Tremors sowie auch der Dystonie etabliert. In den letzten Jahren ging der technische Fortschritt weiter, um einen gleichen oder besseren therapeutischen Effekt bei weniger stimulationsbedingten Nebenwirkungen zu erreichen. Dafür wurden direktionale Elektroden entwickelt, mit denen man das elektrische Feld nicht mehr nur mit der Stimulationsstärke verändern, sondern mit dem «Steering» auch die Richtung des elektrischen Feldes modulieren kann [1, 2].
Neben der technischen Weiterentwicklung der tiefen Hirnstimulation wurden in den letzten Jahren zahlreiche Studien zur Behandlung des essentiellen Tremors mit MR-gesteuertem fokussiertem Ultraschall (MRgFUS) publiziert [3]. Sie zeigen eine anhaltende Verbes­serung des Tremors bei einseitiger Behandlung mit MRgFUS [4]. Die einseitige Behandlung des therapie­refraktären essentiellen Tremors mit MRgFUS hat sich ­somit als Therapiemöglichkeit etabliert.
Ende 2018 wurde über den mit Spannung erwarteten Abschluss der ersten Pilotstudie bei 46 Huntington-­Patienten berichtet, die mit einem neuen, intra­thekal applizierten Medikament behandelt wurden. Durch Einsatz eines Antisense-Oligonukleotids soll die Expression des pathogen mutierten Gens für Huntington gebremst werden. Das Studienmedikament war sicher und senkte bei den behandelten Patienten das Protein, das für die Krankheitsentwicklung von essentieller Bedeutung ist, um 40–60% [5]. Es besteht somit ein Hoffnungsschimmer für die von dieser Krankheit betroffenen Patienten und Familien.
Die Autoren haben keine finanziellen oder persönlichen Verbindungen im Zusammenhang mit diesem Beitrag deklariert.
PD Dr. med. Georg Kägi
Klinik für Neurologie
Kantonsspital St.Gallen
CH-9007 St.Gallen
georg.kaegi[at]kssg.ch
1 Pollo C, Kaelin-Lang A, Oertel MF, Stieglitz L, Taub E, Fuhr P, et al. Brain. 2014;137:2015–26.
2 Timmermann L, Jain R, Chen L, Maarouf M, Barbe MT, Allert N, et al. Lancet Neurol. 2015;14:693–701.
3 Schreglmann SR, Krauss JK, Chang JW, Bhatia KP, Kägi G. Functional lesional neurosurgery for tremor: a systematic review and meta-analysis. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2018;89(7):717–26.
4 Chang JW, Park CK, Lipsman N, Schwartz ML, Ghanouni P, Henderson JM, et al. A prospective trial of magnetic resonance-guided focused ultrasound thalamotomy for essential tremor: Results at the 2-year follow-up. Ann Neurol. 2018;83(1):107–14.
5 Tabrizi SJ, Leavitt BR, Landwehrmeyer GB, Wild EJ, Saft C, Barker RA, et al. Targeting Huntingtin Expression in Patients with Huntington’s Disease. N Engl J Med. 2019;380(24):2307–16.