Skip to content
Licensed Unlicensed Requires Authentication Published by De Gruyter Oldenbourg October 18, 2016

Die gerichtliche Ehelösung nach dem neuen Scheidungsrecht: Normstruktur und Verfahrenspraxis

  • Beatrice Caesar-Wolf , Dorothee Eidmann and Barbara Willenbacher

Zusammenfassung

Die ersten Ergebnisse einer Aktenanalyse von Scheidungsverfahren nach dem 1. EheRG werden vorgestellt. Die gerichtliche Praxis ist durch eine dominante und selektive Orientierung am Modell der „einverständlichen Scheidung“ gekennzeichnet, während die alternativen gesetzlichen Modelle der „streitigen“ Scheidung kaum genutzt werden. Damit werden die im Gesetz angelegten Tendenzen zur Liberalisierung der Scheidungsvoraussetzungen verstärkt. Die gesetzlich gleichzeitig vorgesehenen prozessualen Kontrollen der ökonomischen und sozialen Konsequenzen der Ehescheidung werden formal weitgehend realisiert, indem mit der Scheidung in der Regel ein umfassender – wenngleich von den gesetzlichen Vorgaben abweichender – Folgenkatalog geregelt wird. Die erzielten wirtschaftlichen Regelungen bestehen allerdings überwiegend aus Erledigungsund Verzichtserklärungen, so daß der gesetzlich mögliche Ausgleich zwischen den Geschiedenen kaum erfolgt. Die Ergebnisse weisen darauf hin, daß die gerichtliche Praxis nicht nur von den gesetzlichen Normen, sondern auch von eigenständigen pragmatischen Handlungsorientierungen der professionellen Juristen bestimmt wird.

Summary

Court files of divorce proceedings according to the new divorce law in the F.R.G. were analyzed statistically. The results indicate that most divorces are uncontested, and granted after one year of separation. The alternative provisions of „contested divorces“ figure rarely as grounds of divorce. The legally intended liberalization of the permitted grounds for divorce is enhanced by actual court practice. In the majority of the cases, divorce consequences (child related and economic consequences) are proceeded jointly. However, the legally possible balance of the economic consequences of divorce is rarely achieved, since the parties declare matters as disposed of, or waive their claims in the majority of cases. It is suggested that the divorce procedure is not only determined by formal law but by the specific professional orientations of lawyers and judges handling the cases.

Online erschienen: 2016-10-18
Erschienen im Druck: 1983-11-1

© 1983 by Lucius & Lucius, Stuttgart

Downloaded on 1.5.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/zfrs-1983-0203/html
Scroll to top button