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Die Paläogeomorphologie ausgewählter Standorte der schleswig-holsteinischen Nordseeküste im Früh- und Mittelholozän

Falk, Gregor Constans

Die heutige Westküste Schleswig-Holsteins war am Anfang des Holozäns ein ausschließlich festländisch geprägter Raum, dessen damalige Morphologie von den Eiszeiten im Pleistozän direkt oder indirekt gestaltet wurde. Während des Holozän verlagerte sich die Küste der Nordsee immer weiter nach Osten, um schließlich ihren rezenten Verlauf einzunehmen. Die Trangression des Meeres verlief nicht kontinuierlich, sondern eher phasenweise, ein Prozess, der sich zum Teil im Wechsel organischer und klastischer Sedimente widerspiegelt. An verschiedenen Stellen konnten Basistorfe als früheste holozäne Bildungen erbohrt werden, wenngleich diese Torfe nicht flächendeckend erhalten geblieben sind, sondern im erheblichen Umfang durch marine Abrasion vernichtet oder aufbereitet wurden. In einigen Teilbereichen führte die Transgression sogar zur Abtragung der obersten pleistozänen Sedimente. Insgesamt sorgte die vordringende See für die Aufschüttung eines Sedimentkörpers, der das heutige Wattenmeer und weite Teile der Marsch aufbaut. Das zentrale Anliegen der vorliegenden Studie ist die Rekonstruktion der geomorphologischen Verhältnisse für bestimmte Zeitabschnitte des Holozäns. Da das Spätholozän im Schrifttum ausgiebig dokumentiert wird, steht die Beschreibung des Früh- und Mittelholozäns im Vordergrund. Es wurden jeweils drei Zeitfenster gewählt, die durch bestimmte Meeresspiegelstände gekennzeichnet sind. Erfasst wurde dabei das Präboreal (um 8000 v. Chr.), das Atlantikum (um 4000 v. Chr.) und das Subboreal (1800 v. Chr.). Als Untersuchungsgebiet ist der Bereich zwischen Festlandsgeest und Amrum, sowie die Eiderstedter Halbinsel ausgewählt worden, da sich beide Bereiche aufgrund ihres unterschiedlichen pleistozänen Ausgangsreliefs hinsichtlich ihrer geomorphologischen Entwicklung deutlich voneinader unterscheiden. So fällt die spätpleistozäne Oberfläche Eiderstedts gen Westen rasch auf über 20 m ab, wohingegen das Gelände im nördlicheren Untersuchungsgebiet vom Festland her zunächst nur sehr leicht abfällt. Im Bereich der westlich vorgelagerten Geestkerne steigt das holozäne Ausgangsrelief sogar wieder an. Die Datengrundlage bilden mehrere hundert Bohrungen, die zunächst gesichtet und anschließend mit dem Computer erfasst wurden. Die so entstandenen Datenbanken sind beliebig erweiterbar und können in kartographische Darstellungen umgewandelt werden. Mit Hilfe des Programmes Surfer konnte eine Vielzahl dreidimensionaler Geländemodelle generiert werden, mit deren Hilfe eine Ansprache des jeweiligen Paläoreliefs möglich wird. Da es sich bei den Darstellungen zunächst um mathematisch berechnete Abbilder der Realität handelt, war es notwendig einige Grafiken durch nachträgliche Interpretation zu modifizieren um die Genauigkeit zu erhöhen. Darüber hinaus sind sämtliche Borungen nach dem Lithologischen Ordnungsprinzip von Barckhausen und Streif klassifiziert und ebenfalls in Datenbanken erfasst worden. Einerseits ermöglicht diese Systematik eine rasche und übersichtliche Ansprache des schleswig-holsteinischen Küstenholozäns, andererseits existiert nun erstmalig eine terminologisch einheitliche Beschreibung der gesamten deutschen Nordseeküste von Sylt bis Borkum.