Editorial

Wieder eine HMD mit einem englischen Titel. Man sollte meinen, wir hätten inzwischen genügend Zeit gehabt, um dem Problem der Abstimmung von Geschäftsinteressen eines Unternehmens mit den Fähigkeiten und Bedürfnissen seiner Informationsverarbeitung einen griffigen deutschen Namen zu geben. Offenbar ist es uns nicht gelungen, oder wir haben es nicht wirklich versucht. Fakt ist, diese Aufgabenstellung wird weiterhin als „Business-IT-Alignment“ bezeichnet.

Wenn es uns nicht an der Zeit gemangelt hat, diesen Anglizismus durch einen vergleichbar griffigen deutschen Begriff zu ersetzen, lag es vielleicht an der eingeschränkten Bedeutung des Inhaltes, nach dem Motto „was sollen wir unsere Gedanken verschwenden, um für ein so unwichtiges Thema eine bedeutsame Übersetzung zu finden“? Sicherlich ist dies nicht der Fall. Zahllose Publikationen zum Business-IT-Alignment (vielfach auch liebevoll „BITA“ abgekürzt) zeugen vom Gegenteil, nämlich einer herausragenden Bedeutung. Eine deutsche Internetplattform für Bücher listet 268 Ergebnisse zum Suchbegriff „Business IT Alignment“. Die amerikanische Mutterplattform führt sogar 3.865 Titel unter diesem Schlagwort. Auch wenn hier sicherlich einige Unschärfen zu berücksichtigen sind, kann man den Begriff als viel diskutiert einstufen.

Es bleibt uns, wie so häufig bei der Verwendung von Anglizismen, nur die Begründung, dass offensichtlich kein treffenderer Begriff existiert, um den linguistisch-pragmatischen Inhalt von BITA zu beschreiben. Also haben auch wir uns in dieser HMD dem Schwerpunktthema „Business-IT-Alignment“ gewidmet. Die Vielfältigkeit dieses Themas lässt sich an der Breite der Inhalte erkennen, aus denen wir Beiträge erhalten haben. Hier finden sich Beiträge über Zielsysteme, die eine objektive Aussage über die Adäquanz des BITA im Unternehmen ermöglichen, modellgetriebene Ansätze zur Softwareentwicklung, Sourcing-Strategien und –Implikationen, Sprach- und Kommunikationsbarrieren sowie ihre Beseitigung zum Nutzen für alle Beteiligte, angemessene Modellierung von Geschäftsprozessen und semantische Technologien für eine optimale Unternehmensarchitektur, IT-Management im Zeichen des Alignment, effiziente Abbildung des Applikations-Lebenszyklus unter dem Aspekt des Alignment, branchenneutrale und –spezifische Einsatzszenarien sowie empirische Erhebungen zur Relevanz des BITA und seines Impacts im Unternehmen.

Die vorliegende HMD enthält Beiträge aus akademischen Quellen, aus der Beratungspraxis und aus Unternehmen direkt. Alle Artikel bemühen sich neben einer theoretischen Fundierung des Themas um praktische Ableitungen für den Unternehmensalltag. Der Grundlagenbeitrag ruft in Erinnerung und weist nach, dass Business-IT-Alignment eine Kernaufgabe der Wirtschaftsinformatik darstellt.

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen!

Stefan Reinheimer

Susanne Robra-Bissantz