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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 9.1891

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Nr. 6
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Der Hochalter der St. Kilianskirche in Heilbronn
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15908#0067

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60

der Nische des Sakramentshauses geborgene
Brustfigur des hl. Kilian vorführt; das
charaktervolle Antlitz zeigt Riemenschneiders
herabgezogene Mundwinkel; in der Brust ist
eine Oeffnung für Aufnahme von Reliquien;
der Bischofsstab und das Schwert ist zer-
schlagen; rechts und links am Gestell des
Bildes sind zwei eiserne Henkel angebracht,
an welchen es wohl bei Prozessionen ge-
tragen wurde; rings um das Gestell steht
die Inschrift: O Sancte Kiliane ora pro nobis
deum date et dabitur vobis lucem vim. —

Literatur.

Denkschrift über die Rot h w e u-
digkeit, Mittel und Wege einer
Verbesserung u n s e r e r M a l -
technik aus dem Gebiete der Kunst
und des Gewerbes von Adolf K e i m.
München, Ackermann. 1890. 38 S.

Die Denkschrift besaßt sich mit einer längst ge-
fühlten, oft beklagten, oft sehr schmerzlich em-
pfundenen Kalamität, für deren Abbestellung der
Verfasser seit Jahren seine ganze Manneskraft
einsetzt und keine Opfer scheut. In einer kaum
glaublichen Weise liegt in der Gegenwart die
Technik der Malerei, sowohl der der Wand- als
der Oelmalerei darnieder. Wir haben hier keine
Prinzipien, keine Erfahrung, keine Tradition mehr.
Jeder Maler macht und befolgt seine eigene Ma-
nier, ist lediglich auf seine eigene kurze Erfahrung
angelvieseu, hat von der Borzeit keine Kunde und
hinterläßt der Nachwelt keine; jeder muß für sich
von vorn anfangen; „soviel Maler, soviel Me-
thoden, ja, jeder hat nicht selten mehrere Metho-
den zugleich" (S. 6). Dazu kommt, daß die
Maler ihre Farben nicht mehr selbst bereiten,
sondern sie fertig aus der Fabrik kaufen, daß die
fabrizierten Farben nicht selten mit verschönernden,
aber sehr schlimm wirkenden Substanzen dnrch-
setzt sind, daß auch die Bindemittel ganz willkür-
lich behandelt und gemischt werden. Folge dieser
völligen Verwilderung der Technik ist der Unbe-
stand der neueren Malereien, vom Kalkanstrich an
bis zu den theuersten Oelgemälden, von denen keines
mehr bezüglich der Haltbarkeit und Beständigkeit
den Vergleich mit den alten Bildern anshalten
kann. Wir können nun zwar das schmerzliche
Erstaunen, wie doch eine geistig und ethisch so
hochentwickelte Malerei, wie die heutige, die den
Vergleich mit den besten Perioden der älteren
Aera nicht zu scheuen habe, technisch so arm und
verwahrlost habe werden können (S. 5), nicht
ganz theilen. In gewissem Sinne erscheint uns
vielmehr die technische Gesnnkenheit der modernen
Kunst als gerechte Strafe ihres geistigen und
ethischen Verderbnisses, und es ist uns ein be-
ruhigender Gedanke, daß so manches aus dem
Schmutz gemaltes Bild im Schmutz untergeht,
und daß der künftigen Generation der Anblick
unserer größten Verirrungen erspart bleibt. Aber

daß mit dein Schlechten auch das Gute zu Grund
gehen soll, daß auch die religiöse Malerei, nament-
lich die Wandmalerei in jene künrmerlichen Exi-
stenzbedingungen mit hineingezogen wird, daß
die Techniker der monumentalen Malerei in einem
Grade unsicher geworden sind, welcher räthlich
erscheinen läßt, eher davor zu warnen, als dazu
zu ermuntern, das beklagen ivir auch aufs tiefste.
Und deßwegen begrüßen wir die Anstrengungen
des Verfassers von Herzen. Seine praktischen
Tendenzen zielen darauf ab, einmal aus die
„deutsche Gesellschaft zur Beförderung rationeller
Malverfahren" aufmerksam zu machen, welche
auch bereits über ein eigenes Organ (Technische
Mittheilungen für Malerei) verfügt, sodann seiner
Petition um staatliche Subvention zum Zwecke
der Gründung einer Versuchsstation und Mate-
rialiensammlnng zunächst in den Lokalitäten der
Akademie der bildenden Künste, Nachdruck zu
verleihen; die Petition ging 1889 an die bayerische
Kammer und wurde von dieser der Negierung
zur Kenntnißnahme überwiesen.

Annoncen.

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E Soeben ist erschienen und durch alle Buch- E
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§ Quartalschrift, Römische , für §
I christliche Altertumskunde und -

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E felie, Das Coemeterium von „Manastirine“ E
E zu Salona und der dortige Sarkophag des E
E guten Hirten; Dr. Nürnberger, Analecta E
E Bonifatiana; A. Piper, Der Augustiner Fe- E
E lice Milensio als päpstlicher Berichterstatter E
E am Regensburger Reichstag des Jahres E
E 1608; y. Schlecht, Felician Ninguarda und E
E seine Visitationsthätigkeit im Eichstätti- E
Eschen. — Kleinere Mitteilungen. E
E Bücherschau für Archäologie. Hi- E
Estorische Novitäten. Zeitschrtf-E
itenschau für Archäologie. E

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Beilagen:

;. Entwurf zur Filialkirche in Ursendorf.

2. Prospekt von der kserderschen Derlagsbandlnng
in Freibnrg i. Br., betr.: praktisches pandbnch
der kirchlichen Baukunst.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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