Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A355
DOI: 10.1055/s-2008-1076502

Versorgungs- und Therapiequalität ambulant behandelter Patientinnen mit Gestations- und Typ-1-Diabetes

N Görlitz 1, S Diem 2, M Hummel 1, AG Ziegler 1, M Füchtenbusch 1
  • 1Klinikum Schwabing, Städtisches Klinikum München GmbH, Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Suchtmedizin, München, Deutschland
  • 2Institut für Diabetesforschung der TU München, München, Deutschland

Fragestellung: Anhand einer retrospektiv untersuchten Zufallsstichprobe von Patientinnen mit GDM oder Typ-1-Diabetes (T1D) aus der Schwangerschafts-Sprechstunde wurden Überweisungsindikationen, Ko-Medikationen (Folsäure, Jodid), OGTTs, HbA1c, postprandiale BZ-Werte sowie Faktoren, die bei GDM mit einer Insulintherapie assoziiert sind, analysiert.

Methodik: Ambulanzdaten von 144 Patientinnen mit GDM (Alter (mean): 32,4±4,9 Jahre) und 37 Schwangeren mit T1D (29,9±5,4J.), die im Zeitraum 2000–2007 in der Diabetes-Sprechstunde vorgestellt wurden.

Ergebnisse: Patientinnen mit sicher diagnostiziertem GDM wurden in 28% der Fälle wegen einer Glukosurie, bzw. Risikofaktoren für einen GDM (19,4%), eines pathologischen 1h-Challenge-Tests (19,4%) oder einem extern gemachten pathologischen OGTT (64,6%) überweisen. Externe OGTTs wurden in 19,4% der Fälle wiederholt, weil sie grenzwertige Ergebnisse zeigten oder fehlerhaft waren. Pat. mit GDM, die im Verlauf eine Insulintherapie benötigten (n=46) wurden im Vergleich zu Pat., die rein „diätetisch“ behandelt wurden (n=98), früher überwiesen (erster Pat.-Kontakt: 25.±9. vs. 29.±6. SSW, p<0.001), hatten einen höheren HbA1c (mean 5,79±0,7 vs. 5,24±0,51, p<0.0001), einen höheren BMI (33,6 vs. 28.9, p<0.0001) und im Mittel einen höheren Nüchtern-BZ in den in der Sprechstunde wiederholten OGTTs (99±15,5 vs. 85,8±13,9mg/dl, p<0,04) bei vergleichbaren 60′- (198,4±13,6 vs. 195,4±27,5mg/dl, p=0,8) und 120′ -BZ-Werten (147,2±10,6 vs. 146,3±20,4mg/dl, p=0,9). Die Insulintherapie wurde im Mittel 2,8 Wochen nach dem Erstkontakt begonnen. Zu diesem Zeitpunkt wurde bereits bei 18,4% der Fälle mit einer ICT begonnen, welche bis zum Letzt-Kontakt 33.±5 SSW) bei 43,5% der Pat. notwendig wurde (mean Insulindosis: 41,1±41,7 E/d). Die postprandialen Labor- BZ-Werte verbesserten sich bei den insulinbehandelten Pat. von im Mittel 128,6±33,7mg/dl (Erstkontakt) auf 109, 4±21mg/dl, (Letzt-Kontakt p<0,0001, t-test (matched pairs), nicht jedoch bei den mit „Diät“ behandelten Pat. (29,3±26,4mg/dl Erstkontakt vs. 101±27,9mg/dl, p=0,1). Zum Zeitpunkt des Erstkontakts erhielten 55,7% der Pat. mit GDM Folsäure und 78,6% Jodid.

Pat. mit T1D erhielten zum Zeitpunkt des Erstkontakts (12,5.±8 SSW) in 93,3% der Fälle Folsäure und damit deutlich häufiger als Pat. mit GDM (p<0,007). Jodid wurde bei 94% der Fälle mit T1D zu diesem Zeitpunkt verordnet. Der mittlere HbA1c lag bei Pat. mit T1D bei Erstkontakt bei 6,6±1,5% (geplante Schwangerschaften in 74%), der sich bis zum Letzt-Kontakt (mean 32.±8,7 SSW) auf 6,25±1,2% signifikant verbesserte.

Schlussfolgerung: Die Notwendigkeit einer Insulintherapie bei Pat. mit GDM ist mit dem NBZ im diagnostischen OGTT, BMI und dem HbA1c assoziiert. Die für die Schwangerschaft bei Diabetes empfohlene Ko-Medikation mit Folsäure und die allgemeine Empfehlung einer Jodid-Gabe werden bei Schwangeren mit T1D besser umgesetzt als bei Pat. mit GDM.