Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A84
DOI: 10.1055/s-2008-1076231

Der Zeitpunkt der Einführung von Beikost beeinflusst das Risiko der Inselautoimmunität bei Kindern der Interventionsstudie BABYDIÄT

M Pflüger 1, S Hummel 1, AG Ziegler 1
  • 1Institut für Diabetesforschung, München, Deutschland

Hintergrund: Der Typ-1-Diabetes (T1DM), eine Autoimmunerkrankung, ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Neben der genetischen Prädisposition spielen Umweltfaktoren eine entscheidende Rolle. Frühere Studien lassen vermuten, dass eine frühe Einführung von Nahrungsmitteln wie Gluten, Früchte und Beeren das Risiko für Inselautoimmunität (IA) beeinflusst. Wir führen derzeit eine Interventionsstudie (BABYDIÄT) bei Neugeborenen mit einem erhöhtem T1DM -Risiko durch. Die diätetische Intervention besteht in einer glutenfreien Ernährung entweder in den ersten 6 Monaten (gemäß den deutschen Ernährungsempfehlungen) oder während des gesamten ersten Lebensjahres. Die Einführung von Nahrungsmitteln, Supplementen und verabreichten Medikamenten wird engmaschig beobachtet, um einen möglichen Zusammenhang zwischen diesen Faktoren und der Entwicklung von Inselautoantikörpern (IAK) feststellen zu können.

Methode: Babydiät untersucht Kinder mit erhöhtem genetischen und familiären T1DM-Risiko ab dem 3. Lebensmonat bis zum dritten Lebensjahr in dreimonatlichen Abständen. Daten über neu eingeführte Nahrungsmittel wie Milch, Obst und Gemüse und verabreichte Antibiotika wurden im Rahmen eines Interviews im Alter von 3 Monaten erfasst und anschließend täglich von den Eltern in Wochenprotokollen notiert. Die IAK (IAA, GADA, IA-2A) werden in dreimonatlichen Abständen gemessen. Das Risiko für IA wurde anhand des Zeitpunkts der ersten Einführung von Beikost und Antibiotika verglichen.

Ergebnisse: Das mediane Alter bei der Einführung von anderen Nahrungsmitteln als die Muttermilch lag bei 0,92 Monaten (Bereich 0–11 Monate), Gemüse bei 5,81 Monaten (Bereich 2,17–8,91 Monate) und Obst bei 6,05 Monaten (Bereich 3,02–9,99 Monate). Die frühe Einführung von Obst und Gemüse (< Median) erhöhte das Risiko der Entwicklung von IAK im Vergleich zu einer späteren Einführung (IAK Risiko mit 2 Jahren- 18% vs. 4%; HR 2,6, p=0,02). Kinder bekamen früher Obst und Gemüse, wenn die Mutter jung war und während der Schwangerschaft geraucht hat. Die Einführung von Formulanahrung (ja/nein oder Alter bei der Einführung) hatte keinen Einfluss auf die Entwicklung von IAK. Eine Behandlung mit Antibiotika erhielten 48 (43%) Kinder innerhalb des ersten Lebensjahres (mediane Behandlungsdauer: 10 Tage). Es konnte kein Zusammenhang zwischen der Antibiotika- Einnahme und einem erhöhten Risiko für die IA gefunden werden.

Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse stimmen mit bisherigen Forschungsergebnissen aus Deutschland, USA und Finnland überein und lassen vermuten, dass die frühe Einführung von fester Nahrung das Risiko der Entwicklung von IAK in der frühen Kindheit erhöht.