Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A13
DOI: 10.1055/s-2008-1076160

Blutdruckverlauf („Tracking“) von der Kindheit bis ins junge Erwachsenenalter: Eine multizentrische Verlaufsuntersuchung an 868 Patienten mit Typ-1-Diabetes in Deutschland und Österreich

I Knerr 1, A Dost 2, R Lepler 3, K Raile 4, E Schober 5, W Rascher 1, RW Holl 6
  • 1Universitätsklinikum, Kinder- und Jugendklinik, Erlangen, Deutschland
  • 2Universitätskinderklinik, Jena, Deutschland
  • 3Kinderklinik Wilhelmstift, Hamburg, Deutschland
  • 4Universitätsklinikum Charite, Zentrum für Kinder und Jugendmedizin, Berlin, Deutschland
  • 5AKH – Universitätskliniken, Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Wien, Österreich
  • 6Universität Ulm, Abt. Angewandte Informationsverarbeitung, Ulm, Deutschland

Fragestellung: Arterieller Blutdruck (RR) und Hypertoniehäufigkeit als kardiovaskuläre Risikofaktoren wurden bei 868 Patienten mit Typ-1-Diabetes aus 95 Zentren in Deutschland und Österreich im Langzeitverlauf im Altersbereich von 6,0 bis 19,9 Jahren untersucht.

Methodik: Bei den Patienten wurden mindestens 1–4 mal jährlich body mass index (BMI), HbA1c und Ruhe-RR (sphygmomanometrisch oder mittels Dinamap, Critikon) bestimmt. Die Daten wurden konform mit der Deklaration von Helsinki im Zeitraum von 1977 bis 2006 erhoben und mittels der DPV Datenbank ausgewertet. 1353 Patienten wurden getestet, 962 eingeschlossen, komplette Datensätze für alle 3 Altersbereiche lagen für 868 Patienten vor (432 weiblich, 436männlich, Alter bei Diagnose 5,9±2,4 Jahre). Europäische RR- Referenzwerte von 28043 Kindern und Jugendlichen wurden zum Vergleich herangezogen. Alle Daten wurden nach Geschlecht und Alter stratifiziert in die Kohorten 6,0–9,9 Jahre (präpubertär), 10,0–15,9 Jahre (pubertär) und 16,0–19,9 Jahre (postpubertär). RR und BMI wurden mit der LMS-Methode analysiert (box-cox-power-Transformation, z-Score), außerdem wurden Pearson Korrelation, Kruskal Wallis und Wilcoxon Tests angewendet.

Ergebnisse: Innerhalb der 3 Alterskohorten lagen die mittleren Werte (±Standardabweichung) für HbA1c bei 7,4±1,4%, 7,9±1,3%, 8,4%±1,7, für BMI z-Score bei 0,24±0,73, 0,37±0,78, 0,60±0,89, für systolischen RR bei 106±7, 116±8, 127±11mmHg, für diastolischen RR bei 65±6, 68±7, 72±7mmHg. Der mittlere RR z-Score stieg mit zunehmendem Alter an. In den beiden jüngeren Altersgruppen hatten 4% der Patienten einen RR über der 97. Perzentile, hingegen 13,9% in der postpubertären Gruppe. RR sowie BMI z-Score korrelierten signifikant mit dem HbA1c-Wert. Eine Verlaufsanalyse („Tracking“) des RR ergab, dass präpubertäre Patienten mit erhöhtem systolischem oder diastolischem RR auch in der Pubertät und postpubertär signifikant dauerhaft höhere RR-Werte aufwiesen als Kinder mit niedrigerem RR im präpubertären Zeitraum.

Schlussfolgerungen: RR-Messungen bei jungen Menschen mit Diabetes haben schon frühzeitig eine hohe Aussagekraft für die Abschätzung des späteren kardiovaskulären Risikos. Hypertensive Risiken manifestieren sich bei jungen Patienten mit Typ-1-Diabetes früh im Leben und sind daher einer frühzeitigen Intervention zugänglich.