Pneumologie 2008; 62 - V233
DOI: 10.1055/s-2008-1074210

Therapie der posttraumatischen diffusen alveolären Hämorrhagie mit rekombinantem Faktor VIIa

J Schreiber 1, C Schreiber 1, F Lautenschläger 2, S Breuer 2
  • 1Pneumologie, Universitätsklinikum Magdeburg
  • 2Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Städtisches Klinikum Dessau

Ein stumpfes Thoraxtrauma mit Lungenkontusion, diffuser alveolärer Hämorrhagie und massiver pulmonaler Blutung ist selten und hat eine sehr schlechte Prognose. Die Möglichkeiten der Therapie sind beschränkt.

Wir berichten über den erfolgreichen Einsatz von rekombinantem aktiviertem Faktor VII (NovoSeven™, Novo Nordisk, Dänemark) bei einem 21-jährigen Opfer eines Verkehrsunfalls, der eine schwere, lebensbedrohliche diffuse alveoläre Hämorrhagie infolge eines isolierten stumpfen Thoraxtraumas 10 Stunden nach dem Unfallereignis entwickelte.

Die Sauerstoffsättigung fiel auf 58% trotz Beatmung mit einer FiO2 von 100% und hohen Beatmungsdrücken. Die Röntgenuntersuchungen der Thoraxorgane und die thorakale CT zeigten dichte alveoläre Infiltrate und einzelne Zerreißungen des Lungenparenchyms. Mehrfache Bronchoskopien zeigten schwere diffuse Blutungen, die trotz Transfusion von 7 Erythrozytenkonzentraten und 8 Einheiten Frischplasma (FFP) persisitierten und wiederholte Absaugungen erforderlich machten. Es war keine relevante traumatische Koagulopathie nachweisbar. In dieser lebensbedrohlichen Situation wurde einmalig rekombinanter aktivierter Faktor VII (NovoSeven™) (90µg/kg IV bolus) appliziert, was zum nahezu sofortigen Sistieren der Blutung führte. Ein zweiter Bolus (90µg/kg) wurde 4 Stunden später appliziert, um diesen Effekt aufrechtzuerhalten. Die respiratorische Situation des Patienten verbesserte sich innerhalb der nächsten 24h deutlich. Die Behandlung hatte keine Nebenwirkungen, insbesondere traten keine thrombembolischen Komplikationen auf.

Der Fall belegt den sinnvollen Einsatz von rFVIIa bei akut und lebensbedrohlich blutenden Pateinten ohne Hämophilie und ist der erste Bericht über seinen Einsatz bei einem Patienten mit einer schweren diffusen pulmonalen Hämorrhagie infolge eines stumpfen Thoraxtraumas.