Rofo 2008; 180 - WI_PO_100
DOI: 10.1055/s-2008-1074025

Niedrigdosis HRCT zur Abschätzung des Risikos perioperativer respiratorischer Komplikationen vor umfangreichen abdominalchirurgischen Eingriffen

R Seidel 1, M Weinrich 1, P Fries 1, A Bücker 1, G Schneider 1
  • 1Univ. Kliniken des Saarlandes, Klinik f. diagn. und intervent. Radiologie, Homburg

Ziele: Die prospektive Untersuchung relevanter Lungenveränderungen als Prognosefaktor für das Auftreten respiratorischer Komplikationen im Zusammenhang mit umfangreichen abdominalchirurgischen Operationen mittels niedrigdosis HRCT. Die Erstellung eines Risikoscore auf der Basis morphologischen Daten. Methode: 34 Patienten ohne klinisch manifeste pulmonale Dysfunktion wurden vor geplanter Leberteilresektion (Gruppe1, N=22) oder abdominellem Aortenersatz (Gruppe 2N=12) präoperativ (<3d) nach einem standartisierten Low-Dose HRCT Protokoll untersucht. Protokoll: Inspirationslage, 1mm SD, 20mm SA,100mAs, 130kV, hochauflösender Filterkernel.

Die Bildanalyse umfasste die Kriterien Bronchuswandverdickung, retikuläre Verdichtung, Bronchiektasen, peribronchiale oder zentrale Noduli, Milchglasverdichtung, Emphysemzeichen und Mosaikperfusion in semiquantitativer Evaluierung mit Erstellung eines Gesamtrisikofaktors (RF). Zusätzlich erfolgte die multivariate Analyse der Einzelfaktoren in Bezug auf präoperativ ermittelte funktionelle Lungenparameter. Die Ergebnisse wurden mit intra-und perioperativen Beatmungsparametern verglichen (Mann-Whitney Rangsummentest) . Ergebnis: Bezogen auf den ermittelten RF zeigte sich bei der Patientengruppe 2 ein signifikant höherer Wert von 4,75 gegenüber Gruppe 1 mit 2,13 (p=0,018). In der Analyse der Einzelkriterien zeigte sich insbesondere die Bronchuswandverdickung als signifikant unterschiedlich mit Faktor 0,97 in Gruppe 2 vs. 0,36 in Gruppe 1 (p=0,034). Die Gesamtkorrelation der RF beider Gruppen zeigte eine teils eingeschränkte Korrelation mit ermittelten funktionellen Lungenparametern (FEV1, TLC und DLCO).

Bezogen auf die intra- und perioperativ ermittelten Beatmungsparameter wurden die Kriterien Bronchialwandverdickung, die Präsenz von Emphysemzeichen sowie von retikulären Verdichtungen als richtungsweisend für die Abschätzung eines protrahierten intensivmedizinischen Verlaufes ermittelt. Schlussfolgerung: Die native niedrigdosis HRCT stellt bei vertretbarem Strahlenexpositionsrisiko eine sinnvolle ergänzende Methode zur Abschätzung des perioperativen Risikos pulmonaler Komplikationen bei umfangreichen abdominalchirurgischen Eingriffen dar. Insbesondere bei Patienten mit klinisch inaparenten, beginnenden strukturellen Lungenveränderungen liefert sie eine sinnvolle Ergänzung zu funktionell erhobenen Lungenparametern, welche das zugrundeliegende Risiko respiratorischer Komplikationen teiweise unterschätzen.

Korrespondierender Autor: Seidel R

Univ. Kliniken des Saarlandes, Klinik f. diagn. und intervent. Radiologie, Kirrbergerstr., 66421 Homburg

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