Rofo 2008; 180 - WI_PO_84
DOI: 10.1055/s-2008-1074009

MR-spektroskopische Evaluierung der zentralen Nozeption von Männern und Frauen

P Schmidt 1, A Gussew 1, R Rzanny 1, JR Reichenbach 1, WA Kaiser 1
  • 1Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Jena

Ziele: Männer und Frauen unterscheiden sich der Schmerzwahrnehmung und –verarbeitung. Ziel dieser Untersuchung war, ob unter Schmerzeinwirkung MR-spektroskopisch fassbare Unterschiede in der Neurotransmitterkonzentration von Glutamat zwischen Frauen und Männer detektierbar sind. Methode: 6 gesunde rechtshändische Probanden (3männlich, 3 weiblich, Durchschnittsalter 22,5 Jahre) erhielten eine MR-Protonenspektroskopie (3 Tesla Siemens Trio; H1-CSI PRESS, TR/TE=2000/30ms, SL 10mm, FOV 240×160 mm2, TA=9,5min) vor und während einer 10minütigen Schmerzphase, welche durch eine passagere Ischämie des linken Unterarms induziert wurde. Dazu wurde eine Blutdruckmessmanschette am linken Oberarm angelegt und ein Druck über dem systolischen Blutdruck für 10 Minuten appliziert und die MR-Messung durchgeführt. Die zerebrale Glutamatkonzentration wurde jeweils beidseits im Bereich des anterioren Cingulums, im Bereich des Thalamus und des insularen Kortex mr-spektroskopisch gemessen. Die Auswertung der Messwerte erfolgte am LC-Model. Ergebnis: In allen untersuchten Hirnarealen (Anteriores Cingulum, insularer Kortex und Thalamus) ergaben sich keine statistischen signfikanten Konzentrationsunterschiede von Glutamat während der Schmerzeinwirkung, jedoch starke interindividuelle Konzentrationsveränderungen von Glutamat. Dieses Ergebnisse können Ausdruck eines eintretenden Glutamat-Kompensationsmechanismus während der relativ langen Messzeit sein, alternativ kann die Ursache auch in dem kleinen untersuchten Kollektiv begründet sein. Schlussfolgerung: Schmerzabhängige Konzentrationsveränderungen des Neurotransmitters Glutamat sind MR-spektroskopisch detektierbar. Untersuchung eines größeren Kollektives in Kombination mit einer verringerten Akquisitionszeit sind notwendig zur weiteren MR-spektroskopischen Evaluierung der Rolle des Neurotransmitters Glutamat in der Schmerzverarbeitung.

Korrespondierender Autor: Schmidt P

Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Erlanger Allee 101, 07740 Jena

E-Mail: peter.schmidt@med.uni-jena.de